Von adminZoZuBo ‒ 26. Februar 2015
Im Umkreis von wenigen hundert Metern schliessen in Zollikon gleich mehrere Geschäfte – oder sie sind bereits geschlossen. Wie die Standorte in Zukunft genutzt werden, ist vielerorts ungewiss.
Zolliker Strasse 107 und Zolliker Strasse 132. Eine Strasse, zwei Adressen, gleiches Szenario: Die Preise sind reduziert, die Geschäfte nur noch bis Ende Woche geöffnet, die Stunden gezählt. 33 Jahre lang betrieb Josef Fuchs zusammen mit seiner Frau Anna Maria den gleichnamigen Lebensmittelladen an der Kreuzung zur Alten Landstrasse. «Alles muss raus», verkündet der Schriftzug auf dem Fenster die Schliessung des Ladens. «Meine Frau steht kurz vor der Pensionierung», erklärt Josef Fuchs kurz und knapp. Wie die Ladenlokalität in Zukunft genutzt werde, stehe noch in den Sternen. Gross Auskunft geben mag er zurzeit nicht. Zu sehr sei er mit den letzten Geschäftszügen beschäftigt, danach stünden Ferien an und erst dann werde weitergeschaut. Ob die Schliessung auch mit den sich in unmittelbarer Nähe befindenden Grossverteilern zu tun haben könnte, mag der Geschäftsinhaber zurzeit nicht kommentieren. Er sagt nur so viel: «Dass an dieser Adresse wieder ein Lebensmittelladen eröffnet wird, ist unwahrscheinlich.» Gar nicht erst auf die Suche nach einem Nachfolger für sein Geschäft machte sich Hans Weber, der einige Häuser weiter stadtwärts über 20 Jahre lang Lederwaren und Pelze anbot. Er höre altershalber auf, erklärt der 70-Jährige, den Entschluss zur Schliessung habe er bereits vor einem Jahr gefasst. «In unserer Branche einen Nachfolger zu finden, ist hoffnungslos», sagt der diplomierte Kürschnermeister, «Berufsleute gibt es praktisch keine mehr.» Aus diesem Grund habe er sich gar nicht erst auf die Suche nach einem gemacht. Von seinem selten gewordenen und zuweilen auch umstrittenen Beruf habe er aber gut leben können, Arbeit habe er immer gehabt. Wie es nach seinem Auszug Ende März mit den Ladenlokalitäten weiter geht, weiss Hans Weber nicht. Das zuständige Verwaltungsbüro spricht auf Anfrage zwar von mehreren Interessenten, unterschrieben wurde aber bisher noch kein Vertrag.
Ebenfalls auf der Suche nach einem Nachmieter ist der Bürgerverband Alt-Zollikon, Hauseigentümer des 1555 erbauten Rössli-Hauses im alten Dorfkern, das Restaurant, Ladenlokal und Wohnungen beinhaltet. Bis vor kurzem war im Erdgeschoss ein Kinderkleidergeschäft eingemietet, dieses hat seinen Standort anfangs Monat aber in die Nachbargemeinde Küsnacht verlegt. Für das Ladenlokal hätten sie verschiedene Anfragen erhalten, erzählt Verbandspräsident Urs Thomann gegenüber dem Zolliker Boten. Es sei die «dezidierte Absicht» des Verbandes, einen neuen Mieter für das Ladenlokal zu finden. Von der Längerem bestehenden Idee eines Bistros mit Lounge habe man sich langfristig zwar noch nicht verabschiedet, die Ausgangslage präsentiere sich nun aber neu. Jeannine Meili, die neue Pächterin des Gasthauses zum Rössli, habe die Bewilligung für eine Gartenwirtschaft auf dem Rössliplatz erhalten. Sobald es die Temperaturen zulassen, gibt es um den Rösslibrunnen ein Gartenkaffee. «Der neue Mieter muss ins Gesamtkonzept passen», meint Urs Thomann. Mit Restaurant im ersten Stock und Gartenkaffee vor dem Lokal stamme der Wunschkandidat aus dem «gastronomienahen Bereich», wie es Urs Thomann umschreibt. Gespräche würden geführt, spruchreif sei zurzeit jedoch noch nichts.
Bereits im Dorf rumgesprochen hat sich, dass auch die Metzgerei Ledermann ihre Türen schliessen wird. «Es stimmt, was erzählt wird», bestätigen Erwin und Margrit Ledermann, ihre Metzgerei sei nur noch bis im Sommer geöffnet. «Die Kunden werden in diesen Tagen über die bevorstehende Schliessung informiert», sagt Margrit Ledermann, die auf die genauen Umstände nicht weiter eingehen möchte. Auch wie die Zukunft aussieht, lässt sie offen. Eine Metzgerei werde es an dieser Adresse jedoch keine mehr geben.
Ebenfalls unklar ist, was in Zukunft an den Adressen Oberdorfstrasse 30 und 37 sein wird. Die Räumlichkeiten des Veloshops Vonäsch, der seit kurzem in einem grösseren Geschäft an der Dachslerenstrasse zu finden ist (der ZoBo berichtete), sind nach wie vor zur Vermietung ausgeschrieben. Auch im Zollikerberg gibt es an der Rietholzstrasse seit mehreren Monaten leer stehende Gewerberäume. «Zollikon ist bestimmt kein einfaches Pflaster für ein Geschäft», bilanziert Karin Ludl, die vor zwei Jahren in Zollikon ihre zweite Modeboutique eröffnete. Besonders wer auf Laufkundschaft angewiesen sei, habe es in Zollikon schwer. Sie sei froh, auf ihre Stammkundschaft zählen zu können, denn die Stadtorientierung der Zolliker Kundschaft sei stark. In Küsnacht, wo Karin Ludl ihre zweite Boutique führt, sei das Angebot grösser, innerhalb von wenigen Gehminuten würden mehrere Geschäfte erreicht. «In Zollikon ist man beinahe schon auf ein Auto angewiesen und da liegt der Weg nach Zürich natürlich nah.» (mmw)
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