Von adminZoZuBo ‒ 26. Juni 2015
Die Pfadi Morgestärn feiert ihr 100-jähriges Jubiläum, die Maitlipfadi Zollikon wird 85 Jahre alt und der Altpfadi-Verband Zollikon freut sich über sein 70â?jähriges Bestehen. Anlass genug, eine Chronik zu verfassen. Betreut wurde mit dieser Aufgabe Hans Rudolf Landolt, Vorstandsmitglied des Altpfadi-Verbandes und langjähriges Pfadimitglied.
Zuerst musste ich mir einen geistigen Tritt in den Hintern versetzen, das Versprechen einzuhalten, welches ich weinselig an einem Altpfadiabend gegeben hatte: ein Archiv aufzubauen und eine Chronik zu schreiben. Dann folgte das Finden eines Archivplatzes, das Suchen und Sammeln schriftlicher Quellen und das Interviewen von jungen bis ganz alten Pfadiführern und dann letztlich das Sichten und Niederschreiben dessen, was mir wichtig schien.
Dass während 100 Jahren immer wieder junge Leiter und Leiterinnen da waren, die sich für den Pfadigedanken ehrenamtlich voll einsetzen, um ihren noch jüngeren Kameraden etwas zu bieten. Und dass viele dieser Leiter im Erwachsenenleben sicher auch dank ihrer Pfadi-Erfahrung als Künstler, im Beruf und als Politiker Hervorragendes leisten.
Beeindruckt hat mich als Uraltpfadi die ausgezeichnete Zusammenarbeit zwischen den Maitli- und Buebepfadi. Nicht wie zu unserer Zeit, wo man eher herablassend von den sockenstrickenden Wegglipfadis sprach. Heute ist die Frauenquote beim Kader einiges über 50 Prozent und was sie leisten, ist phänomenal.
Dies nicht nur in Zollikon: weg vom Militarismus, weg von Achtungsstellungen, hin zu einer lockeren, engagierten und naturbewussten Jugendbewegung. Aktuell nun die Sorge um Mitglieder. Zu unserer Zeit gab es neben der Pfadi wenig alternative Freizeitaktivitäten, vielleicht noch die Jugi des Turnvereins oder dass man zu Hause am Samstag den Eltern in Haus und Garten helfen musste. Heute können die Jugendlichen aus Hunderten von Vereinen in Sport, Kultur, Politik etc. aussuchen oder Nachmittage lang am Computer oder Smartphone sitzen. Wie kann man nun diese Jugendlichen begeistern, dass der Pfadigedanke mit all den vielen Möglichkeiten der Pfaditechnik die abenteuerlichste und umfassendste Jugendallgemeinbildung ist. Ich hoffe fest, es mag gelingen.
Seit 1949. In der ersten Klasse schwärmte mein Pultnachbar von den lässigen Übungen im Wald und nahm mich in die Tulkas, die heutigen Wölfli, mit. Ich war begeistert und durchlief dann die klassische Pfadilaufbahn: Ab 1956 führte ich für zwei Jahre die Gruppe Eber im Zollikerberg, übernahm nachher die Bekleidungs-und Materialstelle und trat den Rovern bei. Meine aktive Pfadilaufbahn endete 1961 mit dem Eintritt in die Rekrutenschule. Nach einigen Jahren im Ausland trat ich nach meiner Rückkehr in die Schweiz dem Altpfadfinder-Verband APV bei. Seit zwei Jahren bin ich dort Vorstandsmitglied, das älteste von allen.
Das waren sicher die Pfadilager. Das grösste Erlebnis war ein Pfingstlager mit den Seepfadi Glockenhof in Nuolen, Kanton Schwyz. Als Seebueb mit viel Erfahrung im und unter Wasser lernte ich dort, dass es auch auf dem Wasser wunderschön sein kann, wie so ein Segelschiff quasi ohne Wind einfach lautlos davonschwebt. Dank diesem Erlebnis kaufte ich Jahre später mit meinem ersparten Lohn eine alte Piraten-Jolle. Sukzessive wurden die Boote grösser. Wegen der guten Pfadiausbildung – Knoten, Morsen, Himmels- und Wetterkunde, Samariterwissen – waren dann die Segelscheine bis hin zum Hochsee-und Astroschein eigentliche Peanuts. Dieses Seepfadi-Pfingstlager ist sicher auch schuld, dass ich mich frühpensionieren liess und mit meiner Frau zehn Jahre lang mit dem eigenen Segelschiff, der Sea Fever, die blauen Wasser unsicher machte.
Die Pfadi gab mir die Grundlage für das Meistern der Probleme im späteren Leben, dank dem Fundament einer freien, abenteuerlichen Jugendzeit. Sie sensibilisierte mich und förderte die Haltung von Hilfsbereitschaft und Unterstützung Menschen gegenüber, die es im Leben nicht einfach haben. Diese Aufgabe konnte ich dann als Gründungsmitglied eines Zolliker Serviceclubs verwirklichen, wo viele der Mitglieder alte Zolliker Pfadis waren. Sie vermittelte mir die Freude an der Natur, wo ich immer auftanken konnte. Im Wald, auf den Bergen oder auf dem Wasser fand ich mich im Einklang mit der Schöpfung, viel mehr als in einer Kirche. (ft)
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