Von adminZoZuBo ‒ 3. Juli 2015
Erich Baumgartner ist ein Selfmade-Man, der sich von der Werbebranche her kommend im Strategie-Consulting selbstständig gemacht hat – und dies sehr erfolgreich.
Erich Baumgartner bräuchte eigentlich keine Büroräume. «Die gute Adresse an der Seefeldstrasse und ein Sitzungszimmer, in dem ich Kunden empfangen kann, sind das Einzige, was ich wirklich brauche. Arbeiten tu ich meistens bei meinen Kunden oder sonst wo an einem schönen Ort», lacht der 55-Jährige. Sein Büro ist denn auch Teil einer Gemeinschaft, auch wenn nur die Namen seiner Büropartner und -partnerinnen an der Türklingel stehen: «Ich habe es seit sechs Jahren immer noch nicht geschafft, mein Logo ebenfalls anzubringen. Da jedoch die Marke meiner Firma ‚Core AG Strategy Works‘ an die des Designbüros meiner Partner angelehnt ist, kommt die Post immer an!»
Als junger Mann entschied sich Erich Baumgartner für eine kaufmännische Ausbildung. Seine Mutter war schon in der Werbung tätig und sein Vater arbeitete im Verlagswesen, da lag der Entscheid für die Werbebranche nahe. «Dies waren die goldenen Zeiten der Werbung, die Auftraggebenden waren bereit, viel Geld für die Arbeit der Werbeleute zu bezahlen», meint er, «es war noch Handwerk, Computer kamen gerade erst auf.» Mit viel Freude und Engagement arbeitete er sich hoch, Media Director, Head Marketing Communications und zuletzt CEO für das Schweizer Geschäft einer internationalen Kommunikationsagentur. Doch nach 30 Jahren im Geschäft realisierte er, dass er gar nicht mehr das machen konnte, was er eigentlich gerne tat. Dass er zu viel Zeit mit Administration und Reportings verbrachte und nur noch rumrannte, um seinen Mitarbeitenden irgendwelche Aufträge zu beschaffen, die dann erst noch zu wenig abwarfen. «Mit meinem Angebot aus dem ‚Werber-Bauchladen‘ musste ich meinen Kunden immer etwas daraus verkaufen, obschon die Herausforderung vielleicht woanders lag, zum Beispiel in der Unternehmenskultur oder dem Produktportfolio.» Als Werber durfte er da selten mitreden, weil er ja mit Werbung seine Brötchen verdiente. So reifte die Überzeugung, dass er das, was er am besten konnte und auch im Lauf seiner MBA-Weiterbildung an der Universität Zürich gelernt hatte, anbieten wollte: strategische Beratung für entscheidungskräftige und unabhängige Unternehmen.
Den konsequenten Schritt in die Selbstständigkeit hat er bis heute keine Sekunde bereut. Er gründete vor sechs Jahren seine Unternehmensberatung und konzentriert sich heute auf Strategieentwicklung, Marketingberatung und Markenführung, mit der klaren Philosophie, überschaubar und unabhängig direkt für Unternehmensinhabende und Entscheidungstragende zu arbeiten. «Erfahrung lässt sich nicht multiplizieren, die hat man oder hat man eben nicht.» Dort wo er heute spezifisches Fachwissen und Unterstützung braucht, setzt er auf sein Netzwerk und glaubt auch, dass Kompetenznetzwerke, der Zusammenschluss mehrerer Fachleute, die alle über eigene und spezifische Fähigkeiten verfügen, die Modelle der Zukunft sind. Der Kundenkontakt aber läuft ausschliesslich über ihn.
Neben seiner Haupttätigkeit ist Erich Baumgartner auch in verschiedenen Verwaltungs- und Beiräten tätig. So auch als Verwaltungsrat des Immobilienunternehmens seiner Frau. Seit dem Jahr 2000 wohnt das Paar in Zollikon und fühlt sich sehr wohl. Sie sind gerne und viel in den Bergen und spielen auch Golf: «Ich jedoch bedeutend schlechter als meine Frau. Sie war ja auch Nationalspielerin und verfügt noch immer über ein Handicap unter null», gibt er schmunzelnd zu.
Der Berater ist auch Dozent für Marketing an der Schule für Gestaltung in Zürich und an der Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ). Vor 20 Jahren habe er seine erste Lektion unterrichtet. Dies bis heute, bei einem wechselnden Pensum von bis zu 200 Lektionen im Semester. Das Ausbildungsmandat liegt ihm insbesondere deshalb am Herzen, weil er nicht möchte, dass sich mit zunehmendem Alter eine Distanz zu jüngeren Leuten aufbaut und auch, weil es ihn selber zwingt, bei Theorien und Instrumenten seines Fachs auf dem neusten Stand zu bleiben. Er betont, dass für ihn die moralische und ethische Komponente im Marketing sehr zentral ist: «Es mag abgedroschen tönen, aber für mich ist es wichtig, mit der Materie differenziert umzugehen und den Studierenden mitzugeben, dass es in der Wirtschaft und speziell im Marketing nicht nur um Gewinnmaximierung, sondern auch um das Wohl der Gemeinschaft geht.» Dies töne nicht nur anspruchsvoll, es sei es auch tatsächlich, meint er. Dem engagierten Strategen ist zuzutrauen, dass er auch diesen Spagat meistert. (ft)
ANMELDEN
Herzlich willkommen! Melden Sie sich mit Ihrem Konto an.