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38/2015 Jugi ohne Verein?

Von adminZoZuBo ‒ 17. September 2015

Jugi ohne Verein?

Der Verein Jugend und Freizeit lädt nächsten Donnerstag zur ausserordentlichen Generalversammlung. Einziges Traktandum: die Auf­lösung des Vereins.

Noch keine drei Monate ist es her seit der Finissage des Ortsmuseums, das in seiner neun Monate dauernden Sonderausstellung die Zolliker Vereine ins Zentrum stellte und Einblicke ins Vereinsleben und die Menschen dahinter gab. Rund 70 Vereine gibt es in Zollikon – doch bald dürfte es einer weniger sein. Der Verein Jugend und Freizeit steht nur wenige Wochen nach seinem 30-Jahr-Jubiläum vor seiner Auflösung. Was ist passiert?

Hinter die Weiterführung des Vereins wurde bereits im Juni ein grosses Fragezeichen gesetzt. «30 Jahre und nicht mehr?», fragte der Zolliker Bote in seinem Artikel über die Feierlichkeiten und berichtete von den dunklen Wolken, die sich über dem Jugendtreff Zollikon zusammenbrauten. Anlass zur Sorge gab die Beziehung des Vereins zur Gemeinde Zollikon. «Bereits damals gab es für mich nur noch zwei Szenarien», sagt Noch-Vereinspräsident Joachim Maier: «Entweder es klappt mit der angestrebten langfristigen Leistungsvereinbarung mit der Gemeinde oder der Verein muss aufgelöst werden.» Erstere habe er sich sehnlichst gewünscht, doch sei eine solche nicht zustande gekommen. Vor den Sommerferien hätten zwar Gespräche stattgefunden, eine Lösung sei dabei aber nicht gefunden worden. «Es ist keine Freude, ein Haus zu haben, das man nicht bespielen kann», meint Joachim Maier und spielt damit die eingeschränkten Gestaltungsmöglichkeiten an. Aus feuerpolizeilichen Gründen sind im gemeindeeigenen Haus, das dem Verein zu einem symbolischen Mietpreis zur Verfügung gestellt wird, nur 50 Personen pro Anlass zugelassen. Eine Kapazitätsbeschränkung, die durch neuere Gesetze längst aufgehoben sei, ist sich der Vereinspräsident sicher. Nur: Die Gemeinde habe sich nicht darum gekümmert. Gemeindeschreiberin Regula Bach bestätigt, dass Gespräche geführt worden seien, dabei habe sich gezeigt, dass das Bedürfnis für einen Kapazitätsausbau von den verschiedenen Beteiligten unterschiedlich beurteilt werde. «Für einzelne grössere Events kann die Kapazitätsgrenze des Jugis durch geeignete zusätzliche Massnahmen sicher heraufgesetzt werden.» Bei regelmässigen Grossanlässen stellten sich hingegen unter anderem auch Fragen zu den sanitären Einrichtungen. Und: «Gegen eine häufige Nutzung für Grossanlässe mit bis zu 200 Personen spricht auch die Lage mitten in einem ruhigen Wohnquartier.» Joachim Maier zeigt sich enttäuscht über den Ausgang der Gespräche. Seit anderthalb Jahren steht er dem Verein als Präsident vor, er hat mit Herzblut viel Zeit investiert und mit seinem Team erreicht, dass die Zahl der jugendlichen Besuchenden kontinuierlich gestiegen ist. Gerne hätte er weitergemacht und das Angebot mit Theater- und Tanzabenden ausgebaut, um den Jugendlichen eine attraktive Freizeitgestaltung in der eigenen Gemeinde zu ermöglichen. Der vorgegebene Handlungsspielraum sei für die Weiterführung seines ehrenamtlichen Engagements aber zu eng. «Die Zusicherung der Gemeinde hat mir gefehlt, ich sehe keine andere Möglichkeit als den Verein an der ausserordentlichen Generalversammlung nächste Woche aufzulösen.»

Wie weiter?

Das Szenarium wurde während der Gespräche von den Vorstandsmitgliedern, den Vertretern der beiden Kirchen und der Gemeinde thematisiert. Dabei sei vereinbart worden, dass bei einer Vereinsauflösung in einem gemeinsamen Prozess mit allen Beteiligten gute Lösungen für den Betrieb des Jugendhauses gesucht würden. Daran hält sich Joachim Maier nun. «Ich hoffe, die Gemeinde hält ihr abgegebenes Versprechen, den Jugendbetrieb nächstes Jahr in eigener Regie weiterzuführen und das Haus für weitere Aktivitäten zu öffnen.» Der Gemeinderat sei daran interessiert, das Jugendhaus auch weiterhin als Treffpunkt offen zu halten, meint dazu Regula Bach. Auf die Frage, wie das Konzept der Gemeinde für die Jugendarbeit aussehe, antwortet sie, dass das Jugi als Treffpunkt zwar eine wichtige Funktion habe, aktive Jugendarbeit allerdings sehr viel mehr Facetten umfasse. So würden auch Schulsozialarbeitende wichtige Aufgaben in der Begleitung der heranwachsenden Kinder und Jugendlichen übernehmen und auch die Jugendverantwortlichen der Landeskirchen, die Pfadi und zahlreiche Vereine einen wichtigen Beitrag leisten. «Die Entwicklung der Jugendarbeit in der Gemeinde Zollikon soll nicht im stillen Kämmerlein geplant, sondern in Zusammenarbeit mit den verschiedenen Stellen gemeinsam diskutiert und vorangetrieben werden.» Mit dem Verein Jugend und Freizeit hat diese Zusammenarbeit nicht geklappt. Joachim Maier zweifelt, dass sich die Gemeinde der Ursachen und Konsequenzen dieses Scheiterns auch wirklich bewusst ist. (mmw)

 

 

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