Von adminZoZuBo ‒ 8. Oktober 2015
An zwei Bahnübergängen im Zollikerberg sollen zusätzliche Bahnschranken gebaut werden. Der Gemeinderat Zollikon und der Quartierverein Zollikerberg haben dagegen Einsprache erhoben. Nun haben sich alle Parteien zu einem Gespräch zusammengesetzt.
Am vergangenen Donnerstag fand im Geerensaal im Quartiertreff Zollikerberg ein Gespräch zwischen den Mitgliedern des Quartiervereins, Vertretern der Forchbahn AG und des Gemeinderats Zollikon statt. Die Forchbahn AG hatte diesen Austausch aktiv gesucht, um die Problematik der geplanten Bahnschranken mit den Einsprache Führenden zu besprechen und ihnen die Situation auseinanderzusetzen. Rund 40 Gemeindeangehörige zog es an die Veranstaltung. In der Forch sei zum selben Anlass niemand gekommen, teilte Markus Amrein, Bereichsleiter der Forchbahn AG und deren Vertreter an diesem Anlass, mit. Allerdings sollen dort auch keine Bahnschranken gebaut werden, die etwa den Zugang der Notfallwagen zum Spital Zollikerberg verhindern. Noch verheerender für den Notfalldienst als das Warten an der geplanten Schranke bei der Trichtenhauserstrasse dürften die Staus sein, die durch die 25 Sekunden länger dauernde Wartezeit noch zunehmen werden.
Geplant sind konkret Schranken auf Verkehrsinseln, die jeweils eine Spur blockieren. Damit sei bereits eine Ausnahme zur vorgeschriebenen Vollschranke gefunden worden, erklärte Markus Amrein. Damit konnte er die spürbar negative Stimmung im Raum jedoch nicht in Akzeptanz verwandeln. Bereits bei technischen Problemen beim Aufstarten seiner Powerpoint-Präsentation tönte es aus dem Publikum, ob die Schranken dann wohl auch so funktionieren würden. Dennoch wurden seine sachlichen Erklärungen geduldig angehört. Die relative Ausweglosigkeit der Situation, in der sich die Forchbahn AG befindet, wurde ersichtlich. Eine Gesetzesänderung zur neuen Eisenbahnverordnung des Bundes verlangt die Errichtung der Schranken. Man habe bereits zwei Jahre herausschlagen können, jetzt jedoch stehe der Termin an. Ein Bundesgerichtsentscheid zur Bremgarten-Dietikon-Bahn zeige, dass es auch für die Forchbahn höchste Eisenbahn ist, die Sicherungsmassnahmen für Schmalspurbahnen sobald als möglich umzusetzen. Zugunglücke wie Eschede hätten gezeigt, dass mit der zunehmenden Geschwindigkeit, mit der Züge in der heutigen Zeit verkehrten, nicht leichtfertig umzugehen sei, argumentierte Markus Amrein.
Ein grundsätzliches Problem, mit dem sich auch Martin Hirs, Hoch- und Tiefbauvorstand der Gemeinde Zollikon, konfrontiert sieht, stellt die Zunahme des Verkehrs generell dar. Grössere Zuwanderung in den Forchbahngemeinden bedinge höheres Verkehrsaufkommen sowohl auf der Strasse wie auch mit der Bahn. Der Gemeinderat schickte voraus, dass er, obgleich Mitglied des Verwaltungsrats der Forchbahn AG, hier einzig die Position der Gemeinde vertrete, die diese bereits in einer Stellungnahme gegenüber dem Bundesamt für Verkehr (BAV) bezogen hat. Die Forchbahnstrecke und die Forchstrasse zögen einen Graben durch das Quartier, spalteten den Zollikerberg auf. Mit den Schranken würde dieser Graben noch vertieft, ist man sich auch mit dem Quartierverein einig. Dieser war durch Thomas Weber vertreten. Die Stellungnahme des Gemeinderates gegenüber dem BAV stimme mit der Einsprache des Quartiervereins überein. Ein weiteres Problem seien die Rückstaus, die abends bereits jetzt von der Kreuzung Trichtenhauserstrasse bis Zürich beziehungsweise bis zum Fohrbach hinunter reichten und in Zukunft zunehmen würden. Diese würden dann in den Stosszeiten auch den Betrieb der Buslinien 910, 91 und 917 lahmlegen.
Der Forchbahn AG wirft der Quartierverein zudem vor, bei dem Projekt nicht vorauszudenken. Die Staus zögen früher oder später eine Verbreiterung der Fahrbahnspuren nach sich. Dies wiederum führe zu Enteignungen der Vorgärten entlang der Forchstrasse. Zudem dürfte der Verkehr in den Quartierstrassen zunehmen, wollten Verkehrsteilnehmer den Stau umfahren. Gerade in diesem Punkt wurde ersichtlich, dass der vermeintliche Quartiergraben ein bereits jahrelanges Politikum ist. Der Kanton hat es versäumt, wie etwa in Zumikon eine Umfahrung der Gemeinde und ein Verlegen der Forchbahnstrecke in einen Tunnel vorzunehmen. Die Forchbahn AG wird demzufolge in die Position gedrängt, die Verkehrsproblematik mit Sanierungen wie der Errichtung der Schranken weiter zu verschärfen, will sie den Auflagen des Bundes und dem erhöhten Verkehrsaufkommen nachkommen. Der Kanton versage bei der Aufgabe, ein Nebeneinander von Individual- und öffentlichem Verkehr umzusetzen. Wäre ein Einschreiten des Kantons mit einer umfassenden Planung dem Quartierverein am liebsten, so hat er auch eine Lösung für die aktuelle Situation parat: Anstatt den Individualverkehr mit weiteren 25 Sekunden Verzögerung ins Chaos zu stürzen, soll die Forchbahn eine Verzögerung von rund 30 Sekunden in Kauf nehmen und zum Trambetrieb zwischen den Stationen Waldburg und Zollikerberg zurückkehren. Damit liessen sich die Auflagen des Bundes zu den Sicherungsmassnahmen für Schmalspuranlagen umgehen. Während Martin Hirs diesen Vorschlag bereitwillig als Auftrag für den Gemeinderat begrüsste, setzte Markus Amrein die Probleme auseinander, die eine solche Lösung für die Forchbahn AG bedeuten würde: Mit dem jetzigen Fahrplan bleibe in Esslingen eine Pufferzeit von nur zwei Minuten. Würde diese entfallen, wäre der Einsatz mindestens eines Zuges mehr nötig. Dieser würde die Forchbahn AG – die aus Steuergeldern finanziert wird, sind ihre Eigner doch die Gemeinden entlang der Linie – eine Million Franken mehr im Jahr kosten. Markus Amrein befürchtet, dass dieselbe Forderung in Egg anfallen würde, somit allenfalls ein zweiter Zug mit noch einer Million Franken Mehrkosten im Jahr nötig werden könnte. Eine konkrete Kostenabwägung, die auch den Ausbau der Verkehrsknoten an den Kreuzungen Trichtenhauser- und Binzstrasse miteinbezöge, würde hier Klarheit verschaffen. Dass mehr Züge eingesetzt werden müssen, sei bis 2030 vorprogrammiert. (aw)
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