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43/2015 Mit kritischem Geist ins Bundeshaus

Von adminZoZuBo ‒ 23. Oktober 2015

Mit kritischem Geist ins Bundeshaus

Dennis Bühler gehört zu den Top 30 der Journalisten unter 30. Der in Zollikon aufgewachsene talentierte Schreiber hat hohe Ansprüche ­­— insbesondere an sich selbst.  Von einem 28-Jährigen, der weiss, was er will.

Diesen Text wird der junge Journalist kritisch betrachten. Denn die Rollen sind für einmal vertauscht: Nicht er befragt und schreibt, sondern hat Auskunft zu geben und somit zu lesen, was über ihn geschrieben wird. Und das wird er genau machen, denn Dennis Bühler ist keiner, der einfach so hinnimmt. Keiner, der einfach akzeptiert. Sondern einer, der es wissen will, der hinterfragt und analysiert, der mit viel Eifer recherchiert. Und einer, der es gut machen will. Und dass er das kann, weiss er. Vor wenigen Monaten wurde der in Zollikon gross gewordene und heute in Bern Lebende vom Branchenmagazin «Schweizer Journalist» zu den Top 30 der Nachwuchsjournalisten unter 30 Jahren ausgezeichnet. Er gehört damit, wie es im Magazin heisst, zu den «jungen Talenten im Journalismus, die keine twitternden Egomanen sind, sondern versuchen, sich in einem lebensfeindlichen Umfeld als Autoren zu behaupten». Twittern beherrscht der Bundeshaus-Redaktor mit über 2000 Followers aber auch bestens. «Twitter ist eine gute Sache, um wahrgenommen zu werden», sagt der begabte Selbstvermarkter, der auch seine Artikel tagesaktuell auf seine Homepage stellt. Und wahrgenommen werden, das möchte er. Dazu trägt auch die Auszeichnung bei, die ihn ebenso freut wie anspornt: «Ich verstehe sie ebenso als Auftrag, weiterhin gute Arbeit zu leisten, wie als Zwischenschritt», denn Dennis Bühler möchte noch konkretere Anerkennung erzielen.

Journalismus im Blut

Journalist war bald einmal das berufliche Ziel des jungen Zollikers. «Sobald ich merkte, dass es mit der Fussballkarriere nicht klappen wird», meint er lachend. Das Spiel mit dem Ball war es dann aber, das ihn zum Schreiben brachte. Weil er die Texte über den Sportclub Zollikon als nicht gut genug befand, fing er mit 16 Jahren kurzerhand selber an, über die Fussballspiele zu schreiben – über Spiele, bei denen er notabene selber auf dem Platz stand. Was gute Sportberichte ausmachen, hatte er längst von zuhause mitgekriegt. Sein Vater Peter ist langjähriger Sportjournalist beim Tages-Anzeiger und grosser Kenner der Zürcher Fussballszene. Das Journalisten-Gen wurde ihm sozusagen vererbt, denn auch seine Mutter Dominique, ehemalige Gemeinderätin und heute freie Mitarbeiterin des Zolliker Boten, ist Journalistin, die Eltern lernten sich gar auf der Ringier-Journalistenschule kennen. Als prägend bezeichnet Dennis Bühler die Fussball-Europameisterschaft 1996 in England, als der damals 9-Jährige zusammen mit seiner jüngeren Schwester Carla und seiner Mutter vor der Schule Sportberichte aus verschiedensten Zeitungen zusammenstellte, um sie seinem Vater ins Hotelzimmer nach Grossbritannien zu faxen. «Das waren sozusagen meine ersten Erfahrungen als Zeitungsmacher», strahlt er, dem die Faszination des Berufes auch Jahre später noch deutlich anzumerken ist. Dem SCZ ist Dennis Bühler auch heute noch eng verbunden, seit 2008 ist er in dessen Vorstand, schrieb zum 50-Jahr-Jubiläum des Vereins ein Buch und berichtet nach wie vor regelmässig über die Spiele der 1. Mannschaft.

Die richtigen Fragen gestellt

Neben dem Sport galt sein Interesse früh auch der Politik, das ihm ebenfalls von seinem Elternhaus mitgegeben wurde. Dass er lieber Inland- statt Sportredaktor werden wollte, stand für Dennis Bühler bald fest, und dieses Ziel verfolgte er zielstrebig: Nach der Matur und dem Politologiestudium in Zürich absolvierte er den Master in Journalismus an der Uni Hamburg und der Schweizer Journalistenschule maz in Luzern. Erfahrungen im Schreiben sammelte er während dieser Zeit auf verschiedenen Redaktionen als freier Mitarbeiter und während Praktika in Verlagshäusern in der Schweiz wie in Deutschland.  Wie Interviews geführt, Reportagen geschrieben, die Regional- und Kommunalpolitik kommentiert und analysiert werden, der wissensdurstige Nachwuchsjournalist saugte alles eifrig auf. Vor zweieinhalb Jahren stand der Wechsel als Inland-Redaktor der Tageszeitung Südostschweiz nach Chur an. Auf das Talent aus Zürich aufmerksam geworden war der damalige Chefredaktor, nachdem Dennis Bühler ihn für einen Artikel über die Berichterstattung der Südostschweiz und des Bündner Tagblattes – beides Titel seines heutigen Arbeitgebers – über die Olympiakandidatur 2022 von St. Moritz kontaktiert hatte: Euphorisch und unkritisch seien die beiden Blätter, monierte Dennis Bühler – ganz im Gegenteil zu ihm, der mit differenzierten Fragen aufwartete. Das gefiel dem Chef, wenige Wochen nach Publikation des Artikels holte er den Nachwuchsjournalisten auf seine Redaktion ins Bündnerland. Im März dieses Jahres folgte bereits der Wechsel ins Bundeshaus nach Bern. Da im Inlandressort eine enge Zusammenarbeit mit der Aargauer Zeitung/Nordwestschweiz besteht, erscheinen Dennis Bühlers Artikel heute in verschiedensten Zeitungen, seine Leserschaft ist dementsprechend gross.

Blick hinter die Fassade

Vollends glücklich und zufrieden mit seiner Stelle ist der Bundeshaus-Redaktor aber nicht. «Zwar gewinne ich an Routine, schreiberisch entwickle ich mich aber nicht im gleichen Masse weiter wie im Studium», sagt er, der sich vor klaren Meinungsbezügen nicht scheut und ebenso wenig davor, einflussreiche Persönlichkeiten zu kritisieren. Ein starkes Selbstbewusstsein für einen knapp 30-Jährigen. Der grossgewachsene junge Mann winkt ab, sein Blick hinter den Brillengläsern ist klar und fokussiert: Sein Masterstudium habe seinen Rucksack gut gefüllt, «im Journalismus kenne ich mich aus». Und so kritisiert er Politiker wie kürzlich den Neuenburger FDP-Bundesrat Didier Burkhalter, der ob seiner internationalen Auftritte die Schweiz vergesse, ebenso gerne wie seine ehemaligen Mitspieler beim SC Zollikon. Nur mit Kommentaren und Analysen könne sich eine Zeitung abheben, ist er überzeugt und bezeichnet die Haltung als das Spannendste im Journalismus. Für die Zukunft wünscht sich der kritische Zolliker Geist mehr Zeit, um intensiver recherchieren zu können, um mehr über die Hintergründe zu erfahren anstatt die Oberfläche wiederzugeben. Etwas, das im Tagesjournalismus im Allgemeinen und im Politjournalismus im Besonderen schwierig zu erreichen sei. Wohin sein Weg führt, lässt Dennis Bühler offen. Ob Richtung Wochenzeitschrift oder zurück in seine Sehnsuchtsstadt Hamburg um zu doktorieren, wird sich zeigen. Ein Ziel hat er sich aber bereits wieder gesteckt: Im Jahr 2017 will er sich nehmen, was ihm momentan oft fehlt: Zeit. Zeit, um innezuhalten und zu überdenken, Zeit um Neues zu entdecken und vielleicht Altes zu hinterfragen. Aber bestimmt wird er auch während dieser (Aus)-Zeit vorwärtsgehen mit gewohnt grossen Schritten. (mmw)

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