Von adminZoZuBo ‒ 6. November 2015
Evi Diethelm reist nicht nur für ihr Leben gern, sie engagiert sich als Investorin auch in Projekten überall auf der Welt – und natürlich in Zollikon.
«Mein Vater wuchs in Zollikon auf, wurde aber in Georgetown auf der malaysischen Insel Penang geboren, da mein Grossvater dort arbeitete», erzählt Evi Diethelm. Damals, kurz nach der Geburt des Sohnes, kehrten die Grosseltern zurück in die Schweiz, liessen sich in Zollikon nieder und beantragten das Bürgerrecht. So wurde auch Evi Diethelm Zolliker Bürgerin und, obwohl in Küsnacht geboren und aufgewachsen, blieb der Zolliker Bezug: Ihre erste Einzimmerwohnung lag im Zollikerberg und als sie nach einigen Jahren mit Wohnsitz in der Forch eine grössere Wohnung suchte, war Zollikon Dorf ihr primäres Suchgebiet. Seit bald 18 Jahren wohnt sie nun wieder hier. «Das Dorf gefällt mir mit seinem Dorfkern und seinen vielen kleinen Überraschungen, die man während eines Spazierganges immer wieder entdeckt – ich bin gerne hier. Es gibt nun mal Orte, wo man sich wohlfühlt, und das ist für mich einfach der Fall mit Zollikon!» Bereits im Alter von zwei Jahren flog Evi Diethelm das erste Mal mit ihren Eltern nach Florida. «Das Reisefieber hat mich früh gepackt und seither nie mehr losgelassen», lächelt sie verschmitzt. Die Liste der Länder und Destinationen, die sie bereits – und häufig auch mehrmals – bereist hat, ist ellenlang. Von den Fiji-Inseln über China, Jordanien, Neuseeland bis in die Antarktis. Einerseits reist sie sowohl beruflich als privat, andererseits war das häufige Reisen auch durch ihr Aufwachsen bedingt. Als Kind und als junge Frau wurde sie von ihrer Mutter zuhause unterrichtet und besuchte unterschiedlich lange Schulen im Ausland. Das Lebenszentrum war zwar stets in Küsnacht, auf Wunsch der Eltern jedoch besuchte sie einen Teil der Primarschule in Paris und einige Gymnasialjahre in Brüssel und Holland, damit sie die Sprachen vertiefter lernen konnte. Nach der Matura absolvierte sie eine zweijährige kaufmännische Berufsausbildung für Maturitätsschulabsolventen bei einer Versicherung in Zürich. Nach zwei weiteren Jahren bei einem Rückversicherer hatte sie sich dazu entschieden, an der Universität Zürich Recht zu studieren. «Wie alle, die nicht genau wussten, was sie wirklich machen wollten, standen bei mir Wirtschaft und Jus zur Auswahl, entschieden habe ich mich dann für Letzteres», lacht die heutige Zollikerin. Sie wusste dabei von Anfang an, dass sie das Anwaltspatent nicht machen würde: «In einem vollen Gerichtssaal zu stehen und eine flammende Rede zu halten, das wäre nichts für mich gewesen.» Durch das häufige Unterwegssein lag die Idee nahe, bei der Gründung einer Reisegesellschaft in Asien mitzuwirken, als eine diesbezügliche Anfrage kam.
Nebst Beteiligungen in Südafrika engagiert sich die selbstständig Erwerbende auch in einer Unternehmung in Südostasien, die das wirtschaftliche Konzept des Social Business verfolgt. Diese betreibt unter anderem einen Zirkus, der den Absolventen einer Zirkusschule eine Arbeit mit einem gesicherten Einkommen ermöglichen soll. Die Gewinne des Zirkus-Geschäfts werden nicht an die Aktionäre ausgeschüttet, sondern dazu verwendet, die Zirkusschule sowie andere Schulen zu betreiben, die wiederum Kindern aus schwierigen sozialen Verhältnissen eine Ausbildung ermöglichen. Seit fünf Jahren liegt Evi Diethelms Hauptinvestitionsfokus jedoch auf dem Projekt «Puntas Reportagen». Dieses fusst auf einer Idee des heutigen Chefredaktors Daniel Puntas: Die «Breaking News» vervielfachen sich seit der Digitalisierung in Windeseile, liefern aber nur eine begrenzte Sicht auf die Welt. «Reportagen» dagegen soll den Fokus auf Nebenschauplätze richten und mit wahren Geschichten den Leserinnen und Lesern die Welt nach Hause bringen. Die Reporterinnen und Reporter gehen selber vor Ort, verbringen ausgiebig Zeit mit den Protagonisten und erleben selber, worüber sie schreiben. Vor sechs Jahren las Kapitalgeberin Evi Diethelm das «Reportagen»-Konzept das erste Mal: «Ich fand es einerseits zwar äusserst spannend, andererseits – und da kam das grosse ‚Aber‘ – war eine Geschichte deprimierender als die andere!» Daniel Puntas setzte sich also noch einmal hin und veränderte seine Konzeption. Dabei achtete er stark darauf, dass zwischen den eher ernüchternden Geschichten, die das Leben schreibt, auch fröhliche und ermutigende Stoffe Platz finden würden. Die Autorinnen und Autoren sollten Erzählende sein, die es schaffen, ihr Publikum in den Bann zu ziehen. Dies würde sicher nicht gelingen, wenn eine Geschichte deprimierender sei als die andere. Damit wurde der Grundstein für die inzwischen landesweit bekannten Hefte, die jeweils sechs Mal im Jahr erscheinen, gelegt. Auf die Frage hin, ob sie sich gerne auch redaktionell engagieren würde, lacht Evi Diethelm und stellt klar: «Als Mehrheitsaktionärin habe ich keinerlei Einfluss auf die redaktionelle Arbeit. Diese geht mich erst dann etwas an, wenn es darin um den ökonomischen Teil geht.»
Das Engagement und die Freude an den Projekten, die sie unterstützt, ist der Kosmopolitin anzumerken. Die Entscheidung, in ein Projekt zu investieren, kommt auf unterschiedliche Art zustande. Wichtig sei ihr einfach, dass es sie anspreche, und dass sie, auch wenn sie sich natürlich hineinarbeiten müsse, mindestens die grobe Mechanik davon verstehe. Bei den «Reportagen» schliesst sich da ein Kreis, denn die 51-Jährige las schon immer gern. «Früher hatte ich auf meinen Reisen einfach immer viele Bücher dabei, dementsprechend schwer war mein Gepäck. Heute macht der E-Reader dieses um einiges leichter, aber mir ist die Haptik immer noch sehr wichtig, ich halte ein Buch gerne in den Händen und auch deshalb finde ich die Reportagen-Hefte ein so gutes Produkt. Sie sind nicht nur handlich und kompakt, sondern bieten auch fundiert recherchierten Journalismus und fesselnd erzählte Geschichten in einem.» Im Zeitalter der allgegenwärtigen Digitalisierung setzen sie mit ihrem Format auch ein Zeichen. «Ich habe immer noch eine Bibliothek zuhause», erzählt Evi Diethelm und schmunzelt.
Daniel Puntas sagt über sich selber: «Ich bin der wohl glücklichste Chefredaktor der Schweiz», und wenn er dabei so schmunzelt, muss man ihm einfach glauben. Seine Idee für die Verbindung resp. den Spagat zwischen Journalismus und Literatur hatte er schon früh und immer wieder fürchtete er, dass ihm jemand bei der Umsetzung zuvorkommen könnte: «Sie liegt für mich einfach auf der Hand.» Als er sich vor sechs Jahren mit Evi Diethelm zusammensetzte, nahm alles Form an. Zwei Jahre später erschien die erste «Reportagen»-Ausgabe. Ein Magazin, das von da an sechs Mal jährlich erscheinen sollte, immer mit sechs gut recherchierten und fundierten Artikeln. Die Anforderungen an die Texte seien die Variation und Innovation im Themenmix, Stil und in der Herangehensweise. Die Artikel sollen primär Geschichten erzählen und dabei die Anforderungen an den Journalismus mit jenen an die Literatur vereinen. «Eigentlich ein praktisch unmöglich zu erfüllender Anspruch», lacht der Chefredaktor. Aber einer, der dennoch hin und wieder gelingt! (ft)
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