Von adminZoZuBo ‒ 20. November 2015
Die ehemalige Tessiner Regierungsrätin Patrizia Pesenti zog vor vier Jahren von Lugano zuerst nach Zürich, und dann nach Zollikon, wegen einer neuen beruflichen Herausforderung, aber auch, weil sie sich immer gut vorstellen konnte, hier zu leben.
Dass die grosse, zierliche Frau gerne lacht, fällt sofort auf. Strahlend berichtet sie, dass überhaupt nicht geplant gewesen sei, dass sie irgendwann zurück nach Zürich ziehe. Als aber das Angebot für ihre jetzige Stelle in der Stadt Zürich kam, zögerte sie keine Sekunde und zog vom Sonnenkanton hierhin. Nun lebt sie seit ziemlich genau einem Jahr in Zollikon und findet es einfach «nur genial». Die Lebensqualität hier sei immens hoch, ihr gefalle die Gemeinde: «Zollikon ist nicht nur wunderschön, sondern auch sehr lebendig.» Patrizia Pesenti ist gebürtige Tessinerin, aufgewachsen mit zwei älteren Schwestern. Die Älteste studierte an der Universität Zürich, kam jeweils übers Wochenende nach Hause und berichtete davon, wie aufwändig das Erlernen der deutschen Sprache sei. Daraufhin entschied sich Patrizia im zarten Alter von 15 Jahren dazu, die Kantonsschule in der Deutschschweiz zu besuchen, um sich der Herausforderung Deutsch gleich schon mal zu stellen. Sie machte die Matura an der Kantonsschule Zürich Oberland und war in der Zeit bei ihrer Schwester wohnhaft. Auch für ihren weiteren akademischen Weg blieb sie ihrer Traumstadt treu und schrieb sich für das Jus-Studium an der Universität Zürich ein. Mit dem Erwerb des Anwaltspatents jedoch zog es sie wieder in den Süden: 14 Jahre amtete sie als Jugendrichterin im Kanton Tessin. 12 Jahre folgten als Tessiner Regierungsrätin, drei Amtsperioden als Vorsteherin der Gesundheits- und Sozialdirektion. «Drei waren dann aber auch genug», lacht Patrizia Pesenti, um gleich darauf nachzuführen, dass die Bürgerinnen und Bürger ihrer Meinung nach ein Anrecht auf einen Wechsel nach höchstens drei Legislaturperioden hätten: «Nicht dass die Nachfolge es immer besser machen muss, aber anders. Amtsbeschränkungen sind für mich ein Grundsatz der Demokratie, Wechsel tun gut.» Es sei eine lehrreiche und schöne Zeit im Departement gewesen, mit vielen guten Mitarbeitenden. Zuweilen aber auch sehr streng, ihre Tochter Nora war damals noch klein, gerade acht Jahre alt, als sie in den Regierungsrat gewählt wurde. «Ich habe mehr als hundert Prozent gearbeitet, dabei viele der Abendveranstaltungen abgesagt, weil ich ganz einfach Zeit mit meiner Tochter wollte. Die Wählerinnen und Wähler haben das verstanden.» Ihre Tochter studiert heute in Basel Medizin, ist momentan in ihrem Wahlstudienjahr und hat im Sommer für einige Wochen bei ihrer Mutter in Zollikon gewohnt.
Als Ausgleich hat der Sport Patrizia Pesenti durchs Leben begleitet: Im Alter von 10 bis 15 Jahren schwamm sie und nahm regelmässig an Wettbewerben teil. Als dann der Wechsel ans Gymnasium Wetzikon erfolgte, beendete sie das kompetitive Schwimmen. «Aber ich schwimme immer noch regelmässig und äusserst gerne – und das Fohrbach ist dafür einfach ein Traum!» Die 56-Jährige ist ausserdem eine passionierte Joggerin. In Zollikon ist das Umfeld dafür ideal, im Wald oder auf der Finnenbahn in Richtung Zumikon. Und so hat sie auch ihre Wohnung in Zollikon gefunden: Immer wieder sei sie daran vorbei gejoggt, habe bereits zu Beginn des Baus gedacht, dass das tolle Wohnungen geben würde, heute ist eine davon ihr Zuhause. «Jetzt erlerne ich noch das Golfspiel», schmunzelt die Hobbysportlerin, «aber es ist schwierig.» Sie habe schon immer mit Vorliebe verschiedene Sportarten ausprobiert, habe beispielsweise auch das umfangreiche Angebot des akademischen Sportverbandes an der Universität Zürich rege genutzt. «Ich besitze ein Oldtimer-Motorboot, damit sind wir im Sommer häufig unterwegs. Meine Verwandtschaft lebt im Tessin und auch mein Haus dort habe ich behalten, so fahren wir vor allem den Sommer hindurch jedes Wochenende hin und verbringen die Tage auf dem See.»
Nach ihrer Karriere in der Politik wollte Patrizia Pesenti auch nicht mehr im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit stehen. «Eigentlich hätte ich mit der Zeit eine dickere Haut bekommen sollen, aber das Gegenteil war der Fall: Ich bekam dünnere Haut.» Ein Wechsel in die Privatwirtschaft reizte sie. Der gelang ihr auf Anhieb und wenn sie von ihrem neuen Arbeitgeber, dem grössten international tätigen Schweizer Medienunternehmen, erzählt, ist ihr anzumerken, wie stimmig dieser Wechsel gewesen sein muss: «Die Branche ist im Umbruch, es ist unglaublich spannend.» Als Mitglied der Geschäftsleitung von Ringier Publishing und Entertainment ist ihr aktuelles Hauptprojekt eine im September 2015 ins Leben gerufene Initiative, bei der es darum geht, die Grossregion Zürich als attraktiven Standort für digitale Start-ups, Unternehmen oder Talente zu positionieren; Zürich soll ein Ökosystem für Start-ups werden: «Es ist schade, wenn junge Menschen nach New York, Amsterdam oder Berlin gehen, um ihre Start-up-Idee umzusetzen. Dabei haben wir in Zürich so viel zu bieten, wir müssen schauen, dass wir die Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer hier in Zürich behalten können, wir dürfen Intelligenz und Talente nicht verlieren, wir sollten sie anziehen.» „Ich erfahre täglich, wie wichtig die ständige Erneuerung ist um dem markt voran zu sein. Es braucht Neugier und Weitsicht.“ Nebenbei amtiert sie als Verwaltungsrätin bei der Rega und engagiert sich in der Europagruppe Universität Zürich oder im Patronatskomitee von Parkinson Schweiz. Patrizia Pesenti hat nicht nur reichlich Drive, sie versprüht dabei auch sehr viel Charme. (ft)
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