50/2015 Ohne Lohn, aber mit viel Gewinn

Von adminZoZuBo ‒ 10. Dezember 2015

Kein Lohn, aber viel Gewinn

Am Dienstag fand im Rahmen des Internationalen Tages der Freiwilligen im Ortsmuseum die Veranstaltung « Freiwillig engagiert im/fürs Alter» statt. Die Gemeinde Zollikon verdankte das Engagement der zahlreichen Freiwilligen.

Freiwilligenarbeit, die unbezahlte institutionalisierte oder informelle Arbeit, ist ein unabdingbarer Teil unserer Gesellschaft. Die institutionalisierte Freiwilligenarbeit meint die unbezahlte Tätigkeit im Rahmen von Organisationen und Institutionen, zum Beispiel in Sport-, karitativen oder kirchlichen Vereinen oder in einer politischen Partei. Informelle unbezahlte Arbeit umfasst Tätigkeiten wie Kinderbetreuung, Nachbarschaftshilfe oder Pflegeaufgaben für Verwandte und Bekannte, die nicht im selben Haushalt leben. In der Schweiz engagiert sich laut einer Erhebung des Bundesamtes für Statistik jede fünfte Person in der Schweiz freiwillig in einer Organisation oder Institution, das entspricht 1.4 Millionen Menschen, wobei die Männer sich in diesem Bereich der Freiwilligenarbeit mit 22.2 Prozent stärker engagieren als Frauen mit 17.9 Prozent. Freiwilligenarbeit im informellen Bereich leisten rund 1.3 Millionen Menschen, Frauen sind in diesem informellen Rahmen aktiver als Männer: 23.2 Prozent gegenüber 13.8 Prozent.

Am letzten Dienstag dankte die Gemeinde Zollikon ihren Freiwilligen und veranstaltete im Ortsmuseum einen Anlass mit zwei Referaten und anschliessendem Apéro. Mirjam Bernegger, Leiterin des Ortsmuseums, begrüsste ihr Publikum herzlich und übergab das Wort sogleich dem anwesenden Gemeinderat Marc Raggenbass – als Vorsteher des Ressorts Gesellschaft fällt das Tätigkeitsfeld des freiwilligen Engagierens in seinen Bereich. Diesem war es wichtig, auf die Bedeutung der Freiwilligenarbeit hinzuweisen. Gerade in der direkten Demokratie sei diese enorm wichtig, weil wir nicht Teil des Staates, sondern der Staat selber seien. Das Gemeinwesen könnte ohne die freiwilligen Engagements nie so gut funktionieren. Sich bei allen Freiwilligen bedankend, übergab er das Wort an Heike Pollerhoff Huber, Leiterin Freiwilligenarbeit Residenz Neumünster, und Karin Schmidiger, Bereichsleiterin Pro Senectute Kanton Zürich. Die beiden Frauen sprachen über ihre Erfahrungen mit freiwilligen Engagements im und fürs Alter.

Biografie spielt bei Wahl des Engagements eine grosse Rolle

Heike Pollerhoff Huber hob die Motivation der Freiwilligenarbeit hervor: «Freiwillige geben als Grund ihres Einsatzes oft an, etwas lernen zu wollen, etwas bewirken zu können, aber auch das Gefühl zu haben, gebraucht zu werden.» Es sei spannend zu sehen, wie wenig sich die Motivationsgründe für bezahlte und unbezahlte Arbeit eigentlich unterschieden. In den vier institutionellen Bereichen Spital Zollikerberg, Residenz Neumünsterpark, Alterszentrum Hottingen und Rehalp sowie in der Krisen- und Sterbebegleitung könne man sich in der Residenz Neumünster freiwillig einsetzen. «Freiwilligenarbeit soll die bezahlte Arbeit nicht ersetzen, sondern auf sinnvolle Weise ergänzen, das ist ein wichtiger Punkt, den es zu beachten gilt», meint Heike Pollerhoff Huber. Die bezahlten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten oft wenig Zeit, die freiwillig Tätigen jedoch meist genug, das sei Gold wert. «Zeit und ein offenes Ohr zu haben, das ist ein Geschenk für uns alle.» Die Freiwilligenarbeit sei eine Arbeit ohne Lohn, aber dafür mit viel Gewinn, schliesst die Leiterin der Residenz ihr Inputreferat und übergab damit an Karin Schmidiger. «Bei der Pro Senectute arbeiten viele Freiwillige, unter anderem auch hier in Zollikon», so die Bereichsleiterin des Kantons Zürich. Freiwilligenarbeit führe zu neuen Beziehungen, gebe andere Einblicke, eröffne ein neues Lernfeld, steigere aber auch das Selbstwertgefühl und fördere die soziale Integration und dies egal, ob ambulant oder stationär, es gelte für die unbezahlte Arbeit generell. «Die Motivation kann unterschiedlich sein, meist spielt bei der Wahl der freiwilligen Tätigkeit die eigene Biografie jedoch eine grosse Rolle.» In Zollikon werde sehr viel Freiwilligenarbeit geleistet, nicht zuletzt in all den Vereinen und Organisationen. «Ohne Freiwillige würde kaum ein Anlass wie Chilbi oder Wienachtsmärt stattfinden und auch ältere Menschen erhielten an ihren runden Geburtstagen – und ab dem 95. Lebensjahr gar jedes Jahr – auch keine Geburtstagsbesuche mehr.» Nächstes Jahr stehen in Zollikon beispielsweise rund 360 Besuche an. Acht Frauen, die sich hier freiwillig engagieren, werden die Besuche unter sich aufteilen, vier sind für das Dorf und vier für den Berg zuständig. Einig waren sich an diesem Abend wohl alle: Die hohe Lebensqualität in der Gemeinde ist mit Sicherheit auch den zahlreichen Freiwilligen zu verdanken. (ft)

 

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