Suche

02/2016 Ein Kinderbuch über Leukämie

Von adminZoZuBo ‒ 15. Januar 2016

Ein Kinderbuch über Leukämie

«Konrad und die Fischchen» heisst die liebevolle und berührende Geschichte des fünfjährigen Konrad, der an Leukämie erkrankt, von seinem Bruder Karl und seiner Familie durch die schwere Zeit begleitet wird und die Krankheit überwinden kann. Anschaulich erklärt die in Zollikon aufgewachsene Autorin Charlotte von Bausznern, was in einem an Leukämie erkrankten Körper im Laufe der Behandlung geschieht.

Frau von Bausznern, wie ist die Idee dieses Kinderbuches entstanden?

«Konrad und die Fischchen» ist aus einem persönlichen Moment entstanden, am Krankenhausbett, neben einem kleinen Menschen, der an Leukämie erkrankt ist, dessen Leben sich von einem Tag auf den anderen schlagartig änderte und dem ich irgendwie erklären musste, was gerade vor sich ging. Es war klar, dass die Erwachsenensprache mit ihren Begriffen wie «Chemotherapie» und ihren Bildern nicht greifen würde. Und ich habe damals kein anderes Buch für Kinder in diesem Alter gefunden, das gepasst hätte. Also habe ich angefangen, die medizinischen Vorgänge und all die Nebenschauplätze, die für Kinder oft viel direkter erfahrbar sind, zu übersetzen und in eine Geschichte zu packen.

An wen richtet sich Ihr Buch?

Mein Buch richtet sich an jüngere Kinder, die an Leukämie erkrankt sind – und an deren Eltern oder Begleitpersonen, an das Ärzte-, Pflege- und das psychologische Team, das sie behandelt, an ihre Geschwister, an ihre Freunde in Kita und Schule, die sie nicht besuchen dürfen. Und an jeden, der sonst irgendwie betroffen war oder ist oder sich auf eine spielerische Art und Weise mit diesem Thema auseinandersetzen möchte – da will ich gar keine Grenzen setzen. Ich denke eben, dass das Überwinden dieser Krankheit ein Verstehen voraussetzt, also ein kindliches Begreifen. Und Kinder  – und vielleicht auch Erwachsene – können mit dieser Flut an  medizinischen Begriffen selten etwas verbinden, sie brauchen sprachliche und visuelle Bilder: Vom «Grossen Roten Fluss», dem Blut, zu sprechen, den «bösen Fischen» statt den Krebszellen und den «Ritterfischchen», den Chemotherapeutika, – das kann, so hoffe ich, das Verstehen erleichtern.

Sie haben das Buch in enger Begleitung durch Fachärzte und Psychologinnen geschrieben – wie sah diese Zusammenarbeit aus?

Einerseits habe ich mit den Ärzten und Psychologinnen aus Berlin und Zürich geschaut, dass Konrad auch über die Klinik- und Landesgrenzen hinaus für viele Kinder passt – die Behandlungen sind ja teilweise sehr unterschiedlich. Ausserdem kamen immer wieder Inputs, welche Aspekte vor allem im zweiten Teil des Buches noch erklärt werden sollten: Ich sass mit Dr. Hundsdörfer am Tisch und habe besprochen, wie ein Blutkreislauf am sinnvollsten dargestellt werden könnte, habe mit der Psychologin Imke Farin über Namen für die gelben Ritterfischchen nachgedacht, Dr. Bourquin hat mir die Sache mit dem Pipi-Sammeln nochmals erklärt (da war ich anfangs ein bisschen sehr phantasievoll) und mit der Psychologin Anna Graf habe ich über die Mädchen-Perspektive gesprochen, die ja bei der bubenlastigen Geschichte auch nicht untergehen durfte. Alle vier haben mich während dieser Zeit immer wieder mit Ergänzungen und ihrer Begeisterung sehr unterstützt.

Was war für Sie die grösste Herausforderung beim Schreiben dieser Geschichte und während des gesamten Buchprojektes?

Dann doch irgendwann mal fertig zu werden! «Konrad» könnte wahrscheinlich noch mindestens 50 Seiten dicker sein, aber das ist dann ja auch nicht mehr kindgerecht. Und so ist noch genug Stoff für Fortsetzungen übrig …

Was gefällt Ihnen selber am besten an Ihrem Buch?

Oh, das ist schwer – natürlich habe ich meine Lieblingsbilder, wie übrigens jeder, den ich frage, sein Lieblingsbild oder seine Lieblingsepisode hat. Aber ich glaube, am meisten gefällt mir am Konrad, was er bewirken kann: Wie sehr er dem kleinen Menschen geholfen hat, für den das Buch entstanden ist. Und darüber hinaus, dass es anderen kleinen und grossen Menschen helfen kann: Neulich haben wir ein dreijähriges, ziemlich aufgewecktes Mädchen kennengelernt, das laut seiner Mutter mit dem Buch zum ersten Mal verstanden hat, was mit ihm passiert. Solche Momente überfordern mich ein wenig, machen mich aber ungeheuer dankbar. (ft)

 

 

Werbung

Verwandte Artikel

Newsletter

Abonnieren Sie unseren wöchentlichen Newsletter und lesen sie die neusten Artikel einen Tag vor der Print-Veröffentlichung.

ANMELDEN

Herzlich willkommen! Melden Sie sich mit Ihrem Konto an.