Von adminZoZuBo ‒ 5. August 2016
Die 37-jährige Selina Weber Gehrig arbeitet in Zollikon und wohnt in Zumikon. Sie hat ihre grosse Leidenschaft zum Beruf gemacht.
Leyla, Juri und Kira haben richtig Glück. Wenn ihre Mutter, Selina Weber Gehrig, ihnen abends ein Lied zum Einschlafen vorsingt, haben sie eine ausgebildete Sopranistin am Bett sitzen. Eigentlich fast zu schön zum Einschlafen. In Zollikon ist Selina Weber Gehrig bestens bekannt, leitet sie doch den Jugend- und den Kinderchor und gibt Gesangsstunden an der Musikschule Zollikon. Was vielleicht wenige in ihrer neuen Heimat Zumikon oder auch in Zollikon wissen: Die Sängerin ist auch mit dem Quartett «Purlimunter» unterwegs. An Betriebs- oder Weihnachtsfeiern, bei Jubiläen oder an Geburtstagen treten die vier jungen Frauen mit Witz, Charme und Können auf. 2007 hat sich das Quartett gebildet – als Ausgleich zur ernsten klassischen Liedkunst. «Wir wollten mal etwas anderes singen, etwas Leichteres», erklärt Selina Weber Gehrig. Und so sind die Programme von «Purlimunter» amüsant, lustig, immer mit einem Augenzwinkern, aber professionell vorgetragen. «Wir stimmen unsere Ansagen und das Repertoire immer auf den Anlass ab», so die Sopranistin.
Sie selbst wäre gar nicht auf die Idee gekommen, das Singen zum Beruf zu machen. Doch im Gymnasium in Küsnacht fragte sie ihr Gesangslehrer, ob sie sich nicht vorstellen könnte, Sängerin zu werden. «Das ist doch ein Traum», entgegnete die Schülerin spontan. «Nein, das ist harte Arbeit», konterte der Lehrer und sollte damit recht behalten. Zwei Jahre lang bereitete sich Selina Weber Gehrig intensiv auf die Aufnahmeprüfung an der Hochschule der Künste in Zürich vor. Nebenbei absolvierte sie noch das kleine Latinum. Plan B hiess damals «Germanistikstudium», doch der kam nicht zum Zug. Plan A funktionierte.
Selina Weber Gehrig wurde als eine von ganz wenigen Studierenden für das Gesangsstudium zugelassen. Bedenken seitens der Eltern gab es keine. Vielleicht, weil die Mutter selbst ihren Traumberuf nicht ausüben durfte und zuerst etwas «Seriöses» lernen musste. «Einer meiner Brüder wollte Eishockey-Profi werden. Meine Eltern waren wirklich offen für alles und haben uns sehr unterstützt», erinnert sich die Sopranistin. Fünf Jahre dauerte das Studium an der ZHdK, dann schloss Selina Weber Gehrig als Sängerin und Gesangslehrerin mit Diplom ab. Und weil ihr das noch nicht reichte, liess sie sich auch noch für die musikalische Grundschule / Früherziehung und als Kinder- und Jugendchorleiterin ausbilden. 2008 begann sie an der Zolliker Musikschule als Chorleiterin und Gesangslehrerin. Immer mehr Schüler – fast ausschliesslich Schülerinnen – kommen zu ihr, um richtig singen zu lernen. Da sind natürlich solche dabei, die «The Voice» geschaut haben und auch ganz gross rauskommen wollen, aber auch Jugendliche, die einfach ihre Lieblings-Popsongs üben möchten. «Bei mir gehören auch immer klassische Stücke dazu», so die Lehrerin. Schüler, die glauben, dass man für den Gesang nicht so viel üben müsse wie für ein Instrument, die täuschten sich. Wenn sie nun nach dem Mutterschaftsurlaub – Kira ist gerade sieben Monate alt – zurück zur Schule kommt, will sie auch wieder vermehrt mit «Purlimunter» auftreten. Ein grosses Engagement ist schon dick im Kalender eingetragen: In der Woche vor Weihnachten tritt das Quartett an den drei Weihnachtsfeiern für die Pensionierten einer Schweizer Grossbank auf. «Dreimal 1500 Leute – das wird richtig gross!», freut sie sich. Doch sie ahnt schon, dass das auch Stress bedeuten wird, schliesslich ist sie mit den Zolliker Chören auch noch beim «Singing Christmas Tree» dabei, neben dem regulären Unterrichten. «Aber da mussten wir einfach zusagen», findet Selina Weber Gehrig.
Wer einmal einen schlechten Tag hat, sollte sich die Videos oder Hörbeispiele auf der Homepage von «Purlimunter» ansehen und anhören. Das ist vertonte gute Laune. Da trifft Mani Matter auf eine Bizet-Oper, da gibt es amerikanische Close-Harmony-Songs, Lieder von Artur Beul oder auch unvergessliche Schlager. «Wir spüren oft richtig, wie beim älteren Publikum Erinnerungen hochkommen. Da wird sogar mitgesungen», schwärmt die 37-Jährige. Auch optisch machen die vier Frauen was her. Mit pinkfarbenen Schuhen und Pünktchenkleidern sind sie ein Hingucker. Besonders gerne erinnert sich Selina Weber Gehrig an den Schuhkauf. «Wir haben zig Modelle im Internet bestellt und dann alle durchprobiert. Das war ein absolutes Highlight», erzählt sie lachend. Und weil die Sopranistin die Musik so liebt, gibt es für sie kein Nebenbei-Hören. Kein Radio, das irgendwo im Haus dudelt. «Wenn ich Musik höre, dann voll und ganz», erklärt sie. Radio gibt es ausschliesslich im Auto. Und als es versehentlich doch mal in der Küche lief, waren die Kinder völlig perplex. «Mami, das funktioniert ja auch im Haus», staunten sie. Demnächst werden allerdings noch ganz andere Töne durchs Haus schallen. Die fünfjährige Leyla fängt nach den Sommerferien an, Geige zu lernen. Das Instrument liegt schon parat auf dem Schrank. Zumindest die Hauskatze wird dann wohl erst mal öfter draussen sein. (bms)
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