34/2016 Yoga ohne Worte

Von adminZoZuBo ‒ 26. August 2016

Yoga ohne Worte

Karin Arquisch unterrichtet in Zollikon Yoga mit Gebärdensprache und Yoga für Menschen mit einer Hör-Sehbehinderung.

Immer mehr Menschen – alte wie junge – entspannen durch Yoga. Auch Karin Arquisch entdeckte mit vierzig Jahren Yoga für sich. Das ist mittlerweile zehn Jahre her, und sie bietet nun in Zollikon eine besondere Form an: Yoga mit Gebärdensprache. Und parallel dazu auch noch Yoga für Menschen mit einer Hör-Sehbehinderung. Das sind natürlich besondere Herausforderungen. Ursprünglich war die gebürtige Amerikanerin mit Schweizer Nationalität Englischlehrerin. 2014 absolvierte sie eine Alliance-Yoga-Ausbildung und bekam die Erlaubnis zum Unterrichten. Das reichte ihr aber nicht, und sie begann auch noch den Diplom-Kurs. Schon lange zuvor hatte sie die Gebärdensprache für sich entdeckt. «Ich hatte das Buch ‹Stumme Stimmen› gelesen und war sofort von der dreidimensionalen Sprache fasziniert», erinnert sie sich. Interessant dabei: Es gibt keine internationale Gebärdensprache. So wie in der Wortsprache gibt es von Land zu Land sogar Dialekte. Karin Arquisch arbeitete nebenbei als Dolmetscherin für Gebärdensprache, und seit elf Jahren ist sie an der Berufsschule in Oerlikon tätig, wo schwerhörige oder gehörlose junge Menschen aus der gesamten Deutschschweiz unterrichtet werden. Dort reifte auch die Idee, das neue Hobby für Menschen anzubieten, die nicht über Worte erreicht werden können. «Es war von Anfang an klar, dass Menschen mit dieser Einschränkung nicht in eine hörende Gruppe integriert werden können», unterstreicht Karin Arquisch. Denn Yoga funktioniert ganz stark über das Wort, über die akustische Anweisung. In den Entspannungsphasen, während die Augen geschlossen sind, oder in vielen Figuren, in denen kein Sichtkontakt möglich ist, ist die wörtliche Anleitung eigentlich wichtig. «In der Entspannung kann ich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht Schritt für Schritt führen, sondern ich erkläre vorher mit Gebärden den Ablauf. Alle gehen dann individuell für sich durch die Übungen», führt sie aus. Aus der Entspannungsphase holt die Yogalehrerin die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit einem Fächer, mit dem vor den Gesichtern einen feinen Luftzug erzeugt. Das habe sie im Internet entdeckt, gibt sie unumwunden zu. Noch ist das ganze Gebiet ein bisschen «learning bei doing». «Es ist für alle neu, für mich und die Gruppe.»

Als die Nachfrage nach Yoga für Menschen mit einer Seh- und Hörbehinderung kam, machte sich Karin Arquisch gleich auf die Suche nach geeigneten Methoden. So hat sie bei den Treffen eine bewegliche Holzpuppe dabei, die sie die verschiedenen Positionen einnehmen lässt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können diese Figur dann ertasten. «Manchmal mache ich die Bewegungen auch vor, und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer fühlen an mir, welche Muskeln wie angespannt werden müssen. Das erfordert viel Vertrauen, aber es funktioniert», erklärt die vielseitige Yogalehrerin. (bms)

 

 

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