45/2016 Kirchgemeinde Fünf Plus

Von adminZoZuBo ‒ 10. November 2016

Ein Aufbruch von unten

Mehr als 250 Besucher feierten in Zollikon den zweiten Grossanlass der Kirchgemeinde «Fünf Plus» mit einem Gottesdienst und Gesprächen, mit Kirchturmbesteigungen und einem Orgelkonzert

ZOLLIKON/ZUMIKON. Viele Köche mögen den Brei verderben, viele Pfarrer verderben nicht eine Predigt. Das zeigte sich am vergangenen Sonntag in der reformierten Kirche Zollikon: Die fünf Kirchgemeinden Zollikon, Zumikon, Küsnacht, Herrliberg und Erlenbach hatten – nach dem gemeinsamen Pfingstgottesdienst – zum zweiten Grossanlass der Kooperation «Fünf Plus» geladen. Und der Gedanke des Vernetzens festigt sich langsam. Anlass dazu mag ursprünglich die sinkende Anzahl von Gläubigen und schwindenden Einnahmen gewesen sein. Doch aus der Not wurde eine Tugend gemacht. Und die Idee der Zusammenarbeit zeigt Wirkung.

Mehr als 250 Besucher waren zunächst zum Gottesdienst gekommen, um die gemeinsame Predigt der fünf Pfarrer zu hören, die sich natürlich um die Reformation drehte und darum, dass diese Bewegung auch eine ewige Baustelle sei, in der sich der Mensch als Material sehen solle. Diese Bewegung vollziehen die Gemeinden gerade, wenn sie sich weg vom rein lokalen Gedanken hin zum regionalen Gedanken bewegen. «Wir wollen die Individualität natürlich behalten und wissen auch, dass Kirche ganz klar Beziehungsarbeit ist. Doch wir wollen auch die Vielfältigkeit betonen», erklärte Hanni Rüegg, Präsidentin der Zolliker Kirchenpflege. Sie bedankte sich innigst bei den vielen Helfern, die den Grossanlass im Anschluss an den Gottesdienst im Gemeindesaal möglich machten.

Dort gab es nicht nur ein Mittagessen, sondern auch ein immenses Kuchenbuffet. Angeboten wurden auch ein Vortrag von Martin Illi über die Zolliker Täufer – immerhin war Zollikon die erste reformierte Taufgemeinde der Schweiz –, Kirchturmbesteigungen und ein Orgelkonzert. Doch zentrales Element am Sonntag waren die persönlichen Gespräche, das Kennenlernen. «Diese Kooperation bedeutet auch, dass wir uns von Eigenheiten trennen müssen. Wir können nicht weiter alles wie bisher lokal anbieten und uns zusätzlich regional engagieren», erläuterte Elisabeth Schenker, Präsidentin der Herrliberger Kirchenpflege. Es gehe vielmehr um einen Aufbruch. Aber von unten. «Wichtig ist, was die Menschen wollen, und deswegen müssen wir die miteinander in Kontakt bringen.»

Das kann nicht nebenbei geleistet werden. «Dieses Projekt bringt auch viel Arbeit», weiss René Doldt, Präsident der Zumiker Kirche. Ausserdem seien die Zumiker nicht gerade prädestiniert, mit anderen zusammen zu arbeiten. Und doch war es René Doldt, der seinerzeit den Stein ins Rollen brachte. Eigentlich hatte er frei nach dem Motto «wenn schon – denn schon» eine Kooperation für den gesamten Bezirk Meilen vor Augen. Doch es zeigte sich schnell, dass das undenkbar war. Er wusste aber auch, dass es bereits in der Jugendmusik eine Verbindung der fünf Gemeinden gab, und so keimte die Idee, das Netz auch für die Kirche zu nutzen.

Zwischen Risotto, Käse und Kuchen wurde viel gesprochen am vergangenen Sonntag, und immer wieder war zu hören, wie schön es einfach ist, in einer vollen Kirche zu sitzen und auch gemeinsam zu singen. «Es klingt einfach so viel schöner, wenn eine Kirche voll ist», schwärmte die Zolliker Pfarrerin Lea Scherler. Andererseits heisse eine volle Kirche auch noch mehr Nervosität. Zu spüren war die vorher nicht gewesen. «Die Predigtvorbereitung für einen solchen Anlass ist wesentlich grösser. Aber es hat sich gelohnt», so ihr Resümee. «Die Menschen haben gemerkt, dass sie immer weniger werden in den Kirchenreihen. Jetzt werden es wieder mehr und alle spüren, dass sie etwas dazu gewonnen haben», erklärte der Küsnachter Pfarrer René Weisstanner.

Die Kirchgemeinde «Fünf Plus» ist aber mehr als gemeinsame Anlässe. So gibt es ab Januar eine gemeinsame Publikation, die auf Veranstaltungen hinweist. Und schon jetzt wird Werbung für ein gemeinsames Musicalprojekt gemacht, das anlässlich des 500-Jahr-Jubiläums der Reformation in Stadt und Kanton nach den Sommerferien 2019 auf der Allmend Zollikon aufgeführt werden soll. (bms)

 

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