4/2017 Zwischen Küche, Baustelle und Hort

Von adminZoZuBo ‒ 26. Januar 2017

Zwischen Küche, Baustelle und Hort

Am Berufsinfotag konnten Schülerinnen und Schüler aus dem Bezirk in den unter­schiedlichsten Betrieben erste Erfahrungen in der Arbeitswelt machen.

Ganz vorsichtig streift Daniel Ostovic trotz seiner grossen Hände die Johannisbeeren vom Stängel. Die Beeren ­waren am vergangenen Dienstag Bestandteil des Desserts im Pflegezentrum Blumenrain. Neben Amelie Meier und Fabian Beer hatte sich der 14-Jährige im Rahmen des Berufsinfotages für einen Tag in der Küche des Wohn- und Pflegezentrums entschieden. Schon um zehn Uhr ging es da ans Dessert. Behutsam wird Rahm in eine Schokoladenform gespritzt, dann werden die klein geschnittenen Kiwis, Erd-­ und eben Johannisbeeren platziert. «Ich koche auch zu Hause eigentlich gern», erzählt der Zolliker Schüler. Auf dem Speiseplan stehen dann Poulet oder Spaghetti. «Ich mache auch gerne Cupcakes», ergänzt der ebenfalls 14-jährige Fabian Beer. Er hat schon mal in einer Küche ­geschnuppert und mag die Arbeit. Dabei spricht das Trio nicht viel miteinander. Ganz konzentriert – und natürlich ein bisschen schüchtern – stehen sie in der Grossraumküche und füllen Tablett um Tablett für die verschiedenen Stationen. Mehr als hundert Gerichte für die Bewohner und rund 70 Essen für den Ausser-Haus-Dienst gilt es pünktlich abzuliefern. Das ist eine Frage der Logistik. «Jeder kennt genau seinen Weg», erklärt Küchenchef Jürg Kunz. Er kann sich noch an Zeiten erinnern, als die Teller am Fliessband befüllt wurden. Auswahl gab es damals keine. Die Zeiten haben sich geändert. Die Bewohner können vorher aussuchen, was sie essen möchten. Das erfordert natürlich Mehrarbeit in der Küche und bei der Planung. Neugierig sollten Schüler sein, die sich ernsthaft für den Beruf interessieren. Handwerkliches Geschick und technisches Gespür seien auch nicht schlecht. Jürg Kunz zeigt auf die verschiedenen Hightech-Öfen. «Es wäre schon ganz gut, wenn man etwas von physikalischen Gesetzen weiss.»

Einblick in den Berufsalltag

Im ganzen Bezirk Meilen hatten 85 Betriebe ihre Türen für den Berufsinfotag des biz Meilen geöffnet. In 56 verschiedene Berufe konnten die Schüler und Schülerinnen hineinschnuppern. Im Blumenrain gab es Interessenten für die Bereiche Gesundheit, Restauration, Hauswirtschaft, Koch und für die kaufmännische Seite. Und die Besucher aus der zweiten Sek wurden ernstgenommen. Die Schüler und Schülerinnen wurden nicht zum Kaffeekochen oder Kopieren geschickt. Sie wurden direkt in den Alltag integriert. Nur so wüssten sie am Ende des Tages auch, ob der Beruf wirklich für sie geeignet sein könnte. Das galt auch in Zumikon. So waren Nuria Orecchini aus Hombrechtikon und Liv Rünzi aus Zumikon im Chindsgi-Hort zu Gast. Leider erst ab 14 Uhr. Da war das Mittagessen schon gelaufen, die meisten Kinder waren entweder zu Hause oder im Nachmittags-Chindsgi. Aus mehreren Berufsfeldern konnten die Schüler und Schülerinnen eigentlich auswählen. «Wir waren aber so kurzfristig dran, dass wir nur noch aus zwei Bereichen wählen konnten», erklärt die 14-jährige Liv. Sie hat schon in mehreren Kindergärten geschnuppert und kann sich gut vorstellen, später mal in der Kinderbetreuung zu arbeiten. Deswegen möchte sie auch unbedingt noch für ein paar Tage in eine Kinderkrippe. Am Vormittag war sie auf einer Baustelle, die ihr Vater als Architekt betreut. Interessante Beobachtungen hat sie da gemacht. «Da waren Fenster von aussen eingebaut, wo innen gar keine Löcher waren. Nur damit das so wie früher aussieht», erläutert sie erstaunt. Nuria Orecchini war am Morgen in einem Labor der ETH. Das sei nicht so ihr Ding gewesen. Auch sie fühlt sich in der Arbeit mit Kindern wohl, doch möchte sie lieber etwas mit älteren Mädchen und Buben machen. Was die beiden Jugendlichen erstaunt hat: Wie frech manche Chindsgi-Buben zu ihnen waren. Da seien viele üble Schimpfwörter gefallen, einer habe sogar mit einem Stecken gedroht. «Da war ich echt überrascht», urteilt Liv Rünzi. Trotzdem ziehen beide Mädchen ein positives Fazit. Grundsätzlich fänden sie es aber besser, einen ganzen Tag in einem Beruf zu schnuppern. «Da lernt man dann wirklich einen Arbeitsalltag kennen», meint die Zumikerin. Diese vertieftere Erfahrung könnte sie schon im März an den Schnuppertagen machen. (bms)

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