Von adminZoZuBo ‒ 21. April 2017
Zehn Wochen musste das Hallenbad Fohrbach wegen eines Brandes geschlossen bleiben. Am 1. Mai wird es wiedereröffnet, daran arbeiten die Verantwortlichen unter Hochdruck. Eine besonders harte Durststrecke war die wasserlose Zeit für Vereine und Unternehmen, die im Bad ihre Kurse anbieten.
Auf schönes und warmes Wetter hoffen seit dem vergangenen kaltnassen Osterwochenende bestimmt viele. Aber sie beide ganz besonders: Jürgen Richter und Frank Neuhäuser stehen im Eingangsbereich des Hallenbads Fohrbach, der noch immer wie eine Baustelle daherkommt. Noch neun Tage bleiben ihnen – das Wochenende mitgerechnet. Und dieses werden sie wohl brauchen, genauso, wie auch die Ostertage gebraucht wurden. Gebraucht, um zu arbeiten. «Das Ziel der Wiedereröffnung bleibt sportlich», sagt der Leiter der Bade- und Sportanlagen, und sein Chef fügt sofort hinzu: «Komme was wolle, wir werden aufmachen.» Am 1. Mai soll das Fohrbach also wiedereröffnet werden, rund zehn Wochen nachdem ein Brand im Eingangsbereich des Hallenbades ausgebrochen war (wir berichteten). Schuld war ein technischer Defekt eines Kühlgerätes, das gerade mal fünf Meter Luftlinie entfernt vom mit 700 Kubikmeter Wasser gefüllten Schwimmbecken stand. Lacht die Sonne am arbeitsfreien ersten Maitag vom Himmel, kann bereits im Freibad geplanscht und geschwommen werden – eine Woche früher als vorgesehen. Darauf hoffen die Verantwortlichen, denn im Gegensatz zum Hallenbad ist die Aussenanlage fertig hergerichtet und wäre theoretisch schon heute bereit für badefreudige Besucher. «Möglich war dies nur dank des Einsatzes aller», lobt Jürgen Richter seine Crew, «jeder einzelne musste mitanpacken, ansonsten hätten wir es nicht geschafft.»
Im Hallenbad hingegen muss auch nach der Wiedereröffnung mit gewissen betrieblichen Einschränkungen gerechnet werden. Weil die Cafeteria und der gesamte Empfangsbereich komplett ersetzt werden müssen, und diese Arbeiten noch mehrere Monate in Anspruch nehmen dürften, wird für die Kasse ein Provisorium eingerichtet. Das gastronomische Angebot wird sich im Hallenbad auf einen Getränkeautomaten und eine Kühltruhe mit Glace beschränken, die WC-Anlagen und Gruppengarderoben beim Lernschwimmbecken bleiben vorerst geschlossen. «Der Badebetrieb wird aber möglich sein», verspricht Frank Neuhäuser, «und zwar in allen Schwimmbecken». Der Abteilungsleiter Sicherheit und Umwelt der Gemeinde Zollikon erklärt, dass das gesamte Ausmass des Schadens erst mit der Zeit festgestellt werden konnte. «Durch die starke Rauchentwicklung wurden auch die Schwimmhallen und das ganze Lüftungssystem in Mitleidenschaft gezogen», was eine spezielle Reinigung nötig machte. Immer wieder musste die Schadstoffbelastung in der Luft kontrolliert und bei Überschreitung des Grenzwertes weitere Reinigungsmassnahmen in die Wege geleitet werden. Zurzeit sind die Gipser daran, im Eingangsbereich die Schallschutzdecke aufzuspritzen. Sind diese fertig, wird das Provisorium mit Tresen und Handkasse in Angriff genommen. Parallel dazu werden die Schwimmbecken mit Wasser gefüllt, die gesamte Anlage weiter geschrubbt und gereinigt. In diesen Tagen werden auch die Server installiert, die neben dem Kassen- und Zutrittssystem für die Heizung, Lüftung und Klima sowie für die Badwassertechnik benötigt werden. Die genaue Schadenssumme kann Frank Neuhäuser noch nicht benennen. «Völlig klar ist aber, dass wir durch den Brand überhaupt nichts gewonnen haben», unterstreicht er angesprochen auf den Vorwurf, der auf einem der Hinweisschilder steht, welche die Gemeinde zur Information über die temporäre Schliessung unter anderem beim Parkplatz Fohrbach angebracht hat. «Versicherungsbetrug» steht dort in Handschrift geschrieben. Weder auf die im März planmässig angelaufenen Saunasanierung habe der Brand einen Einfluss gehabt, noch hätten andere Sanierungsarbeiten im selben Zug erledigt werden können, erklärt der Abteilungsleiter. «Unser Ziel war es, alles so schnell wie möglich und eins zu eins instand zu stellen», nur so habe eine möglichst rasche Wiedereröffnung erreicht werden können.
Auf eine hallenbadlose Zeit mussten sich Vereine und Organisationen wie der Schwimmklub Zollikon oder die Schwimmschule Zollicuda dieses Jahr bereits einstellen, da die jährliche Gesamtrevision der Anlage wegen der Renovation der Sauna zeitgleich auf den März verlegt wurde. Der Betrieb wäre ohnehin einen Monat ausgefallen. «Der Brand hat alles schlagartig beschleunigt und verlängert», sagt Marco Pilloud, Präsident des Schwimmklubs Zollikon. Mit mehr als 35 Stunden im Wasser pro Woche habe die plötzliche Schliessung grosse Konsequenzen auf den Betrieb gehabt und seinen Verein hart getroffen. «Wir rechnen mit einem fünfstelligen Verlust». Dieser könne nur getragen werden, weil in den letzten 20 Jahren diszipliniert eine Reserve aufgebaut und nun kurzerhand auch der Mitgliederbeitrag erhöht wurde. «Ansonsten wäre unsere Vereins-Existenz gefährdet gewesen.» Dankbar zeigt er sich über die Grosszügigkeit der Gemeinde Zumikon, die dem Zolliker Schwimmklub im Hallenbad Juch Gastrecht gewährte. Anders als die Kinderkurse, die ersatzlos ausgefallen seien, habe dadurch der Betrieb für die Wettkampf-Schwimmer zwar reduziert, aber immerhin aufrechterhalten werden können. Das Gleiche gelte für den wasserballspielenden Partnerverein Aquastar, der ebenfalls im Juch Unterschlupf gefunden habe. Für den Zumiker Badi-Betriebsleiter war diese Art von gegenseitiger Unterstützung selbstverständlich. «Wo es möglich ist, helfen wir einander», sagt Rico Graf und erzählt, wie im 2011, als die Wasseraufbereitungsanlage im Untergeschoss des Juch in Brand geriet, der Zumiker Triathlonclub ins benachbarte Fohrbach ausweichen konnte. Neben den Zolliker Vereinsschwimmer haben auch zahlreiche weitere Wasserratten den Weg ins Juch gefunden. Bis zu zwanzig Prozent mehr Besucher pro Tag verzeichnete das Zumiker Hallenbad in den letzten Wochen gemäss Rico Graf. Etwas chaotisch sei es nur am Anfang gewesen, als viele Familien mit Kindern gekommen waren: «Als sie gemerkt haben, dass wir eher ein Schwimm- denn ein Plauschbad sind, hat sich der grössere Besucherandrang schnell und gut eingespielt.»
Weniger reibungslos lief es für die Schwimm- und Bewegungsschule Zollicuda, die zwar ihre Kurse auch in anderen Bädern anbietet, das Fohrbach aber ihr Hauptbad ist. «Die Schliessung traf vor allem unsere Schwimmlehrer sehr hart.» Aufgrund der langen und unverhofften Schliessung seien Arbeitsplätze gefährdet gewesen, sagt Geschäftsführer Robert Müller. «Leider hatten wir keine Möglichkeit, Lektionen im grossen Stil auszulagern.» Dies aufgrund der Wasserknappheit, die überall herrsche. Auf ein anderes Bad in der Region auszuweichen, sei praktisch unmöglich. Seinem Unternehmen sei es nur gelungen, Entlassungen zu verhindern, weil er Kurzarbeit einführen konnte, erklärt Robert Müller weiter. «Wir werden alles tun, um wieder schwarze Zahlen zu schreiben und so den durch die Kurzarbeit bedingten Lohnausfall unseren Mitarbeitern zu einem späteren Zeitpunkt wieder auszahlen zu können.» Finanziell stark betroffen war auch Annalies Walter, die mit ihrem siebenköpfigen Team seit 20 Jahren im Fohrbach täglich Aquafit-Kurse anbietet. «Wir hatten keine Ausweichmöglichkeiten», weshalb sie alle ihre Kurse vorübergehend habe ausfallen lassen müssen. «Ein grauenhaftes Chaos gab es bei der Abrechnung der bereits bezahlten Kurse», erzählt sie. Von einem solchen hoffen die Betreiber des Fohrbach verschont zu bleiben. Alle Abonnements würden um die Dauer der Betriebsschliessung verlängert. (mww)
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