Von adminZoZuBo ‒ 18. Mai 2017
Macht das Wetter mit, spielt das Theater Kanton Zürich heute Abend auf dem Dorfplatz Gotthelfs «Schwarze Spinne». Das Spiegelbild des bäuerlichen Lebens ist ebenso grossartig inszeniert wie gespielt und begeistert mit der urtümlichen Kraft eines Schwingfestes und witzigen Pointen.
Die «Schwarze Spinne» entführt den Besucher ins tiefe Emmental, in dem vor langer Zeit der Ritter Hans von Stoffeln ein Tal mit grausamen Bösartigkeiten drangsalierte und bis aufs Blut auspresste. Nicht nur, dass ihm die Bauern in Fronarbeit ein Schloss auf dem Hügel bauen mussten. Nein, es gelüstete ihn auch nach einem Schattengang. Also mussten 100 Buchen samt Wurzeln auf den Berg geschafft und eingepflanzt werden – und das kurz vor der Erntezeit. Es war zum Verzweifeln! So viel zur Einführung. Wer nun ein Bauerndorf mit Vieh auf Zollikons Dorfplatz erwartet, wird enttäuscht. Das hervorragend schlicht gehaltene Bühnenbild zeigt eine Art Schreinerei mit etwas, das wie ein Heuboden wirkt, der aber als Rechteck im Boden eingelassen ist. Und da wird «gewerkelt»: gesägt, geschnitten, geschliffen. Die alte Bäuerin (Silke Geertz), die aufmüpfige, mutige Gotte Christine (Katharina von Bock), die junge Frau Elsi (Carolin Schär), die bald Mutterfreuden entgegensehen wird, der alte Bauer (Stefan Lahr), der Pfarrer (Nils Torpus), der junge Mann Hans (Nikolaij Janocha) und der Hornbachbauer (Andreas Storm) sind am Arbeiten und reflektieren den bäuerlichen Alltag des Emmentals. Passend dazu das Lied «Wenn eine tannigi Hose het u hagäbuechig Strümpf», das sie zum besten geben.
Da hat der grausame Ritter von Stoffeln (Michael von Burg) seinen Auftritt. Er wankt, offensichtlich sturzbetrunken, mit Bierflaschen in den Händen, ins Bühnenbild. Innert eines Monats soll sein Schattengang erstellt werden, ansonsten lasse er die Leute auspeitschen. Was also tun, fragen sich die verzweifelten Bauern und die Frauen. Da erscheint der «Grüne» – Michael Borg in einer Doppelrolle, die er grossartig ausfüllt –, der verspricht, dass er die Buchen rechtzeitig zum Schloss hoch schaffen werde. Als Lohn verlange er nichts weiter als ein ungetauftes Kind. Christine lässt sich auf den Pakt ein und der Teufel, denn um ihn handelt es sich beim sonderbaren Buchen-Transporteur, besiegelt diesen mit einem Kuss auf die Wange von Christine. Die Zeit vergeht, der Schattengang steht, der Teufel fordert seinen Lohn. Die Männer schliessen einen Pakt «wir wollen einig oder einzig sein ein Volk von Brüdern» und beschliessen, dem Teufel seinen Lohn zu geben. Die Gesellschaft muss aber abwarten, bis das nächste Kind geboren wird. Währenddessen sinnieren Christine, die Frauen und der Pfarrer, wie man dem Teufel ein Schnippchen schlagen könnte.
Jeremias Gotthelf malt mit seinen Worten ein gewaltiges, eindrückliches Zeitbild, das Regisseur Elias Perrig grossartig und mit einigen überraschenden Einfällen umgesetzt hat. Das Ensemble überzeugt mit seiner überdurchschnittlichen Leistung, in dem Katharina von Bock als Christine und Michael von Burg in seiner Doppelrolle als Teufel und diabolischer Ritter herausragen. Auch Daniel Wyss, Präsident des Kulturkreises Zollikon, auf dessen Einladung das Theater Kanton Zürich im Dorf gastiert, ist begeistert von der Darbietung. Ebenfalls anwesend an der Generalprobe vom Dienstagabend war Renate Muggli, die das Stück 2003 in Küsnacht mit der «Kulisse» inszeniert hat. «Das Stück ist hervorragend gespielt und man hat mit einer kleinen Anzahl Spieler und wenig Aufwand sehr viel herausgeholt.» Auch die ironischen «Einwürfe» hätten ihr sehr gut gefallen – der Regisseur habe das Stück auf den Punkt gebracht. Ebenso überzeuge das nonverbale Spiel, lobt sie die Arbeit. Bleibt zu hoffen, dass das Wetter entgegen der Prognosen hält, damit das Stück heute Abend wie bei der Generalprobe unter freiem Himmel gespielt werden kann. (wn)
Heute Freitag, 19. Mai, 20.30 Uhrauf dem Dorfplatz oder bei schlechtem Wetter im Gemeindesaal (Info ab 13 Uhr: Telefon 052 232 87 18).
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