Von adminZoZuBo ‒ 1. Juni 2017
Im Zollikerberg entsteht die grösste Trüffelplantage im Bezirk. Was verlockend tönt, ist kein einfaches Unterfangen.
Sie gilt als delikat und anspruchsvoll, für viele gar als geheimnisvoll. Um die Trüffel, den teuersten Pilz der Welt, ranken sich viele Geschichten. Die alten Griechen glaubten, dass Blitz und Donner die Trüffeln hervorbringen, und in Italien wird noch heute aus Kinderbüchern vorgelesen, dass die Knollen nur nachts bei Mondschein wachsen. Weil der Pilz unterirdisch im Verborgenen wächst, widerspiegelt er für viele etwas Unnahbares. Nicht so für Thomas Friedli, für ihn ist die edle Knolle in greifbarer Nähe und nicht auf abenteuerliche Weise zu finden. Zusammen mit einem befreundeten Agrarwissenschaftler und seinem Bruder Martin kultiviert der Landwirt aus dem Zollikerberg die begehrte Knolle auf einer Plantage von einer Hektare Land in der Oberhueb nahe der Zumiker Grenze. 890 Setzlinge – verschiedene Bäumchen wie Haselnuss, Buchen, Eichen oder Linden, die mit dem Pilz geimpft sind – haben die drei im November vorletzten Jahres angepflanzt. Denn ohne Bäume keine Trüffeln: Der Trüffelpilz überlebt nur in der Symbiose mit den Baumwurzeln. Thomas Friedli, der auf 60 Hektaren Land in der Gemeinde Ackerbau mit Raps, Gersten, Weizen und Hafer betreibt, geht mit der Trüffelzucht neue Wege. «Ich möchte nicht stur festhalten am Herkömmlichen, sondern auch mal etwas ausprobieren und Neues wagen», erklärt er seine Motivation. Wer nun denkt, eine Trüffelplantage zu bewirten sei einfach – anpflanzen, wachsen lassen und das grosse Geld kassieren –, der liegt falsch. Die Feinschmecker-Knolle ist anspruchsvoll und braucht die richtigen Standortvoraussetzungen wie einen kalkhaltigen, eher nährstoffarmen Boden, um zu überleben. Ob der Zolliker Landwirt diesen hat, wird sich noch zeigen. Erst einmal braucht er Geduld, denn von der Pflanzung bis zur ersten Ernte können sechs bis zehn Jahre vergehen.
Die Grundlagen für den Trüffelanbau bekommt Thomas Friedli von Gioele Fiori, der ihn auch auf die Idee mit der Plantage gebracht hatte. Der Agrarwissenschaftler schrieb seine Bachelor- und Masterarbeiten über den Trüffelanbau als innovativen Nischenzweig in der Landwirtschaft und ist Mitinhaber des Unternehmens «ET AL», das Safran produziert und Landwirte für den Trüffelanbau begeistert, um mit ihnen Kooperationsprojekte umzusetzen. Die Plantage im Zollikerberg ist die zweite, an der das Unternehmen beteiligt ist. Anders als in Italien, Frankreich und Spanien, wo der Trüffelanbau seit rund 50 Jahren erfolgreich praktiziert wird, wurde in der Schweiz gemäss Gioele Fiori erst vor wenigen Jahren damit begonnen. «Noch gibt es kaum verfügbare Informationen, die zeigen, ob es tatsächlich ökonomisch funktioniert», sagt der Agrarwissenschaftler und so sei es eine offene Frage, ob sie erfolgreich sein, sich die Investitionen ausbezahlen werden. Davon überzeugt ist er aber, ebenso, dass sich besonders an der Goldküste genügend Abnehmer für die Pilze finden lassen, landen die «schwarzen Diamanten der Küche» doch vor allem auf dem Speiseteller der Gutbetuchten und Feinschmecker. Ist Thomas Friedlis Ernte erfolgreich, gibt es im Zollikerberg in ein paar Jahren Burgunder- und Périgord-Trüffeln zu beziehen. Noch sei es schwierig, einen Ertrag abzuschätzen. Doch rechnet man pro Baum mit ein paar Trüffeln, kommen auf der Plantage im Zollikerberg doch einige Kilos vom teuersten Pilz der Welt zusammen. Speziell schützen möchte der Landwirt seine Plantage vorerst nicht, natürlich soll auf seinem Feld aber kein Selbstbedienungsladen entstehen. Sicher ist, dass für die Ernte ein Trüffelhund eingesetzt wird, der den starken Duft der reifen Trüffeln viel besser wahrnehmen kann als Menschen. Denn sind die Trüffeln reif, sollten sie innerhalb weniger Tage geerntet und rasch konsumiert werden, weil die Qualität nach der Ernte schnell abnehme. (mmw)
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