Von adminZoZuBo ‒ 7. September 2017
Vijay Kumar Singh ist Coach für Lachyoga und verbreitet einfach gute Laune.
Er begrüsst Gäste mit einem breiten Lächeln. Eigentlich kein Wunder: Vijay Kumar Singh ist der Fachmann für Lachyoga. Der Inder, der schon lange in Zollikon wohnt, bietet Kurse, Seminare und Reisen zum Thema an. Im Interview stellt er seine Profession vor.
Gar nicht. Fast jeder Inder praktiziert zwar Yoga, aber nicht wie hier in Kursen oder Fitnessstudios, sondern zuhause. Ab und zu mache ich meine Übungen, lebe das traditionelle Yoga aber nicht wirklich.
Als Journalist wurde ich durch CNN- und BBC-Fernsehbeiträge auf Madan Kataria aufmerksam. Er ist Begründer dieser Lachyoga-Bewegung und praktizierender Arzt in Mumbai. Ich war fasziniert und wollte eine Reportage darüber machen, deshalb flog ich nach Indien.
Nein. Morgens um fünf Uhr bin ich in den Park in Mumbai, in welchem die «Lachtreffen» stattfinden, gegangen und habe mir die Anhänger genauer angesehen. Zunächst war ich nur Beobachter. Dann habe ich die Menschen interviewt und alle erzählten mir, wie gut ihnen das Lachyoga tun würde. Ich flog wieder in die Schweiz und fühlte mich nicht in der Lage, wirklich darüber zu schreiben. Also flog ich ein zweites Mal hin und machte selber aktiv mit. Seitdem bin ich grosser Anhänger des Lachyogas. Dabei bin ich wahrlich kein esoterischer Mensch. Ich habe an der ETH und der Universität Zürich studiert.
In der Tat. Die Erfahrung machte eben auch Gründer Madan Kataria in den Anfängen. Er arbeitete damals als Arzt und viele Patienten mit psychischen Erkrankungen kamen zu ihm. Er verschrieb die passenden Medikamente, war aber nicht zufrieden mit den Resultaten. Schliesslich lösen Medikamente keine Depression nachhaltig. Er suchte nach Alternativen und fand das Lachyoga. Bei den ersten Versuchen erzählte er den Leuten Witze. Immer dieselben. Nach ein paar Tagen kam niemand mehr. Er merkte, dass er eine andere Technik anwenden musste.
Lachen ist ein Grundbedürfnis. Es kann ganz automatisch kommen. So wie kleine Kinder in die Hände klatschen, wenn sie sich freuen. So beginnen wir auch. Durch das Klatschen werden Druckpunkte in unseren Handflächen aktiviert. Dazu kommt Bewegung und richtiges Atmen. Das ist auch eine Gemeinsamkeit zwischen Yoga und Lachen: Beides lebt von der richtigen Atmung und der Aktivierung des Zwerchfells. Wenn wir lachen, atmen wir aus, und zwar viel länger als sonst. Genau das machen wir beim traditionellen Yoga auch.
Es werden Endorphine ausgeschüttet, das sind die Glückshormone, ohne die wir nicht leben könnten. Dem Gehirn ist es dabei völlig egal, ob Sie künstlich lachen oder echt. Das kann es gar nicht unterscheiden.
Ja. Es kann aber andere Ziele geben. Lachen hilft Schmerzen zu vergessen. In der Krebsbehandlung wird Lachyoga mittlerweile sehr erfolgreich eingesetzt. Auch bei alten Menschen kann Lachyoga sehr entspannend wirken. In Düsseldorf gibt es zurzeit eine Untersuchung, bei der Frauen mit Brustkrebs Lachyoga absolvieren. In Deutschland wird es auch bei Burn-out-Patienten eingesetzt und sogar von der Krankenkasse bezahlt. Ich habe
am eigenen Leib erfahren, dass man Schmerzen weglachen kann. Ich hatte den Fuss gebrochen, meine Frau und meine Kinder waren nicht da. Ich lag jammernd im Bett. Dann habe ich angefangen, laut zu lachen, und es ging mir gleich besser. Lachen funktioniert auch ohne Yoga. Vielleicht sagt man ja nicht grundlos, dass Lachen die beste Medizin sei.
Nein. Ich werde vor allem von Firmen oder politischen Organisationen gebucht, sowie für private Anlässe und Events. Untersuchungen haben gezeigt, dass Menschen, die Lachyoga regelmässig absolvieren, produktiver und seltener krank sind. Ein internationaler Konzern hat mich mal gebucht für ein grosses Event, an dem viele Mitarbeiter aus den verschiedensten Ländern teilnahmen. Es brauchte keinen Übersetzer. Lachen ist eine gemeinsame Sprache.
Wäre nicht schlecht. Aber es geht ja auch um eine Geisteshaltung. Wenn ich das Tram verpasse, kann ich mich ärgern. Oder ich kann über mich selber lachen, weil mir das passiert ist. Sich über Dinge aufzuregen, die ich eh nicht mehr ändern kann, hilft einem nicht weiter.
Weil es wie eine Infektion ist, wie ein Virus – nur im positiven Sinne. Deswegen ist es auch viel schöner, in Gesellschaft zu lachen. Ich lache aber auch einfach so jeden Tag zehn Minuten für mich alleine.
Auf jeden Fall. Und deswegen braucht es auch eine Ausbildung. Im schlimmsten Fall hören die Leute nämlich nicht mehr auf zu lachen. Es gibt wundervolle Übungen, um miteinander zu lachen. Es können auch Gruppen bei einem Lach-Wettstreit gegeneinander antreten. Wir können dabei herrlich ebenfalls über uns selber lachen. Das tut auch mal gut und ist alles andere als lächerlich. ((bsm)
www.lachyoga.ch
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