Von adminZoZuBo ‒ 14. September 2017
Der Demenzarzt Christoph Held stellte im Wohn- und Pflegezentrum Blumenrain sein neustes Buch «Bewohner» vor. Der Autor wählte diesen Buchtitel, weil viele seiner Patienten in ihrer langjährigen Krankheit wie heimisch geworden sind.
Auf 160 Seiten schildert der Autor Christoph Held in seinem bereits fünften Buch fiktive Alltagssituationen in Alters- und Pflegeheimen. In seinen Aufzeichnungen, wie er die Texte nennt, schreibt der langjährige Heimarzt über Beziehungen zwischen an Demenz erkrankten Menschen, deren Angehörigen sowie dem involvierten Pflegepersonal, die in dieser Form jedoch nie wirklich gelebt haben. Und doch ist ein Wiedererkennen gewisser Situationen möglich. «Ich bin als Erzähler lediglich Chronist der langjährigen Veränderung und der damit verbundenen Ahnungslosigkeit jener Bewohner, welche oftmals zu viel Leid und Not führen», sagt Christoph Held zu Beginn der Veranstaltung. Der Autor wählte «Bewohner» als Titel des Buches, weil von den vielen Namen, die seine Patienten in den Pflegeheimen bekommen haben, ihm «Bewohner» am besten gefällt und weil viele Patienten in ihrer langjährigen Krankheit wie heimisch geworden sind. Die Aufzeichnungen in seinem Neuling beschäftigen sich mit zwei immer noch sehr rätselhaften Aspekten dieser Krankheit. Da wäre einmal die heutige medizinische Erkenntnis, dass sich die Alzheimerkrankheit bereits 5 bis 10 Jahre vor den ersten Gedächtnisstörungen bemerkbar machen kann. Im Buchinhalt werden solche psychischen Auffälligkeiten und Wesensveränderungen detailliert beschrieben, die Angehörige und Freunde von Betroffenen oftmals in Staunen und Ratlosigkeit versetzen. Zum zweiten geht es im Buch um das Phänomen, dass Betroffene ihre alltäglichen Fähigkeiten in einer bestimmten Art und Weise verlieren. Die Löschung alltäglicher Fähigkeiten folgt bei einem Betroffenen immer in der gleichen Abfolge, unabhängig von Bildungsgrad und Intelligenz
Bei der Buchvernissage unterstützt wurde der Autor durch die Stimme der Schauspielerin Graziella Rossi. In vorgelesenen Textpassagen wechselt sich die lebhafte Stimme der Schauspielerin mit den Ausführungen von Christoph Held ab. Die vorgetragenen Passagen stiessen bei den Besuchern der Veranstaltung auf grosses Gehör, während der Autor in seinem Vortrag immer wieder auf die Komplexität von Demenzerkrankungen zu sprechen kam: «Trotz allen molekularbiologischen Erkenntnisse ist Alzheimer für die Wissenschaft immer noch ein Rätsel», sagt der Heimarzt während seines Vortrags. 120 Jahre nach dem ersten Beschrieb der Krankheit durch den deutschen Psychiater Alois Alzheimer konnte der Mechanismus der Krankheit trotz aller neuropsychologischen Tests und Bildgebungen in ihrem ganzheitlichen Umfang bis heute nicht geklärt werden. (lvm)
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