Von adminZoZuBo ‒ 28. September 2017
Die Armbrustschützen Zollikon hatten geladen und viele Besuchende versuchten sich am traditionellen Schweizer Volkssport.
Es ist erstaunlich: Google Maps sagt, dass es weiss, dass es in Zollikon die Strasse Resirain gibt. Diese wird aber nicht angezeigt. Als sei es ein heimlicher Ort. Und wirklich: Ein bisschen versteckt liegt das Vereinsheim der Armbrustschützen hinter Büschen und Bäumen. Die Zeit ist grösstenteils an dem Haus vorbeigegangen. Und genau das passt zu dem ruhigen Sport. Im Hintergrund läuft leise ein Transistorradio mit «Swiss Pop», sogar die Kohle im Grill knistert gedämpft. Am Grill steht der Präsident persönlich. Walter Bruderer hat sich die Schürze umgebunden und serviert Bratwürstchen und Cervelats. Der Verein lud am vergangenen Samstag zum Volksschiessen und den ganzen Tag über schauten Neugierige vorbei, um selber mal die Armbrust anzulegen und zu schiessen. So wie Martha Notter, die schon lange Vereinsmitglied ist. Auf einem Schiessstand steht mit rotem Stift «Martha» geschrieben. Es scheint ihr Stammplatz zu sein. Sie liebt die Ruhe des Sports. «Man muss erst mal richtig runterkommen, sich auf sich selber konzentrieren. Der Sport erfordert überhaupt keine Kraft. Man muss einfach ganz bei sich selber sein», erklärt sie. Das klingt fast ein bisschen wie Yoga oder Pilates und tönt gut.
Auch Pascal und Miriam Auger nutzen den Anlass, um sich am Schiessstand zu messen. Miriams Vater ist auch schon lange Mitglied im Verein. Doch Miriam selber hat noch nie geschossen. Das soll sich an dem Tag ändern. Ganz ruhig legt die Zürcherin an, zielt zwei Mal auf Bahn acht und legt mit einem Zehner und einem Neuner einen unglaublichen Start hin. Tochter Emilie läuft gleich zum Vater, um zu berichten. Der zuckt zusammen. Sollte seine Frau wirklich besser sein? Er atmet ganz gleichmässig, legt die Armbrust an. Immerhin ein Achter. Miriam Auger lacht fröhlich. Sie will es gleich nochmals probieren. Der Pfeil fliegt zischend auf den vierten Kreis. Naja. Für ein solches Naturtalent nicht akzeptabel. Der Pfeil bohrt sich nicht nur in das Papier mit den Zielkreisen. Dahinter ist eine Bleischeibe. Millimeter tief bohren sich die Pfeilköpfe, die ja nicht mal spitz sind, in das Material. Schnell wird klar, mit welcher Energie die Pfeile unterwegs sind. Schiessen ist immer ein gefährlicher Sport. Auch wenn keine Kugeln durch die Luft pfeifen. Und deswegen wird extrem auf Sicherheit geachtet – umso mehr, da heute Laien im Schiessstand sitzen und den Zeigefinger krümmen. Der Abzug bei der Armbrust funktioniert übrigens elektronisch. Da reicht eine kleine Bewegung zum Auslösen.
Natürlich ist nun ein Selbstversuch angesagt. Es erscheint so leicht. Durch das vordere Visier gucken, durch das hintere, die hochsensible Wasserwaage nicht aus dem Auge verlieren, das Ziel genau mittig haben und dann kommt das Zittern. Das Herz hüpft und macht einen ruhigen Schuss unmöglich. Absetzen. Durchatmen. Mal an was anderes denken. An Quantenphysik, an Frauenquoten oder an den Sinn von fleischfreier Leberwurst. Wieder ansetzen, das Ziel finden, halten. Der Schuss fühlt sich perfekt an. Der Mittelpunkt der Zielscheibe lag genau vor meinen Augen. Das Blatt auf der Bleischeibe fährt auf mich zu. «Immerhin das Blatt getroffen», lacht mein Trainer. «Da muss ich jetzt nicht den Pfeil suchen gehen.» Das kann nicht sein. Ich vermute, eine Windböe hat meinen Erfolg vermasselt. Egal. Spass hat es gemacht. Und ich ziehe weiter zur Zumiker Chilbi. Da gibt es auch einen Armbruststand, aber keine dreissig lange Meter zwischen Stand und Ziel. Ich bekomme ein kleines Kuscheltier. Ich glaube, es ist ein Trostpreis. (bms)
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