Von adminZoZuBo ‒ 28. September 2017
In der Aula Oescher lieferten Vertreter von Schulsozialarbeit und Sozialpädagogik Ansätze zur Beantwortung der Frage: «Kann ich mein Kind vor Mobbing schützen?» Viele Eltern nutzten die Gelegenheit zur Klärung drückender Fragen.
Der Themenelternabend dauerte schon rund 90 Minuten, als der Sozialpädagoge Lukas Heck mit der bitteren Wahrheit herausrückte: «Mobbing ist ein Teil unserer Gesellschaft und Sie können ihr Kind nicht davor schützen.» Trotz dieser ernüchternden Aussage boten die Experten an dem vom Elternrat Oescher veranstalteten Abend verschiedene Ansätze, wie Eltern, Bezugspersonen sowie die Schule dem Phänomen Mobbing entgegenwirken können. So gab Lukas Heck praktische Hilfestellungen, wie ein Kind dazu gebracht werden kann, über unangenehme Vorfälle vor, während und nach der Schule, zu sprechen: «Das Lebensfeldgespräch, etwa beim Abwaschen oder Gärtnern, bietet dem Kind eine Plattform zu sprechen, wobei die Fragen hier nicht konfrontativ wirken.» Häufig trete die Situation auf, dass Eltern zwar spüren, dass etwas das Kind bedrückt, ein offenes Gespräch zu dem Zeitpunkt aber nicht möglich ist. In ihrer Präsentation zu Beginn des Abends vermittelte Schulsozialarbeiterin Heike Junge grundsätzliches Wissen zum Thema Mobbing und erklärte, warum es von zentraler Bedeutung ist, für Eltern nachzuvollziehen, warum Mobbing überhaupt geschieht: «Auch wenn die Ursachenklärung häufig schwierig ist, sind die Gründe für Mobbing oft ungelöste Konflikte». Mit mehreren Aussagen räumt die Schulsozialarbeiterin mit fälschlichen Annahmen zum Thema Mobbing auf. So etwa die Aussage, dass in der Oberstufe häufiger gemobbt werde als in der Primarschule: «Kinder der unteren Primarklassen sind am häufigsten Mobbing-Opfer. Auch im Kindergarten wird schon gemobbt», stellte sie richtig. In eindeutiger Weise machte sie die Haltung der Schule zum Thema Mobbing klar. Durch das Enttabuisieren von Mobbing nehme man ihm die Macht. Dies sei aber nur einer der Punkte, wie die Schule dem Thema begegne.
Was der Psychologe Dan Olweus in den achtziger Jahren noch mit den Worten: «Ein Schüler oder eine Schülerin wird gemobbt, wenn er oder sie wiederholt und über eine längere Zeit den negativen Handlungen eines oder mehrerer Mitschülern ausgesetzt ist» definierte, hat sich in Zeiten der allgegenwärtigen elektronischen Medien auch zu Cyber-Mobbing weiterentwickelt. Mobbing also mit Hilfe der modernen Kommunikationsmittel über das Internet oder in Chatrooms. Ein Vater erkundigte sich, ob für Cyber-Mobbing die gleichen Ansätze wie für klassisches Mobbing gelten würden. Laut Sozialpädagoge Lukas Heck verläuft Cyber-Mobbing gleich wie klassisches Mobbing. Er wies darauf hin, dass Eltern und Lehrpersonen auch in gleicher Weise darauf reagieren sollten. Der schwierige Unterschied sei jedoch, den Zugang zu den relevanten Informationen über den Konflikt zu finden, da sich gewisse Nachrichten beispielsweise in Klassenchats nicht immer wieder abrufen liessen. Eine anwesende Mutter schilderte den Fall, in dem die Eltern sich zwar bewusst waren, dass ihr Kind unter einer Situation litt, sie jedoch nicht genau gewusst hätten, auf welcher Ebene sie ansetzen könnten, um diese entschärfen. In so einer Situation riet Lukas Heck, das Kind zu befragen, mit welcher Instanz das Gespräch gesucht werden solle, mit der Lehrperson, dem Schulsozialdienst oder mit der mobbenden Person. Falls das Kind nicht damit einverstanden sei, eine weitere Instanz einzubeziehen, liege es an den Eltern zu entscheiden, dies dennoch zu tun. Für die Eltern sei es dabei wichtig, auf der Ebene der Eltern zu bleiben. Mit dem Einbezug der gemobbten Person könne die Situation auf dem besten Weg gelöst werden. Heike Junge fügte bei, dass es jedoch durchaus möglich sei, dass nicht immer gleich eine Lösung auf der Hand liege. Je länger der Themenelternabend dauerte, umso mehr Anwesende richteten ihre Fragen an die anwesenden Fachleute. Nach knapp zwei Stunden endete der offizielle Teil des Abends, doch auch und im Anschluss standen Heike Junge und Lukas Heck beim Apéro zur Klärung individueller Fragen zur Verfügung. Davon machten die anwesenden Eltern auch regen Gebrauch und vor den Experten bildete sich eine Warteschlange. Mit ihrem reichen Erfahrungsschatz vermochten die Experten an diesem Abend, eine echte Hilfestellung rund um das Thema Mobbing zu bieten. Wenn die Einstellung zur Konfliktlösung von allen Seiten mit Respekt behandelt wird, dann sind die besten Voraussetzungen wahrlich gegeben. Die aufgelegte Fachliteratur sowie die vorhandenen Informationsblätter für Eltern und andere Bezugspersonen unterstützen die Eltern dabei, sich noch weiter mit dem Phänomen auseinanderzusetzen und erfolgsbringende Massnahmen zu treffen. (lvm)
ANMELDEN
Herzlich willkommen! Melden Sie sich mit Ihrem Konto an.