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48/2017 Dem Himmel zu nah

Von adminZoZuBo ‒ 30. November 2017

Dem Himmel zu nah

Der Fluglärm wirkt sich auf den Immobilienmarkt aus: Zumikon und Zollikerberg können nicht vom allgemeinen Preisanstieg profitieren.

Eben erst haben Experten aus Politik und Luftfahrt über die Folgen von Fluglärm diskutiert, da setzt das Statistische Amt des Kantons Zürich nach. Eine Auswertung der Immobilienpreise hat gezeigt, dass diese in den vergangenen zehn Jahren bedeutend angestiegen sind. Einzige Ausnahme sei die Region Pfannenstiel im Süden der Stadt, wo der Anstieg in den vergangenen fünf Jahren bei lediglich zwei Prozent liege. Für die «Stiftung gegen Fluglärm» liegt der Grund einzig in den seit 2014 vorgenommenen Südanflügen. «In den ersten Jahren haben die Menschen hier noch gehofft, die Landungen von Süden her würden bald wieder aufgehoben. Jetzt verfliegt diese Hoffnung», sagt Adolf Spörri, Präsident der Stiftung. Das bestätigt auch Severin Krebs von der Immobilienfirma «Piag» mit Sitz in Zollikon: «Weiter oben, also in Zumikon oder auch im Zollikerberg, ist die Lärmbelastung einfach deutlich höher. Das zeigt sich auch in der Preisentwicklung für Häuser und Wohnungen. Die Belastung zieht sich weiter über Gockhausen und Binz.» Andere Städte wie Küsnacht oder auch Herrliberg hätten von den Südanflügen klar profitiert. Doch er warnt davor, alleine in der Lärmbelastung durch Flugzeuge den Grund für die Preisentwicklung zu sehen. «Auch in Egg stagnieren die Preise und der Ort ist kaum von den Südanflügen betroffen», erklärt er.  Allerdings ist dies Jammern auf hohem Niveau: So zeigt die Aus­wertung, dass am rechten Seeufer im Jahr 2015 die teuersten Eigentumswohnungen verkauft wurden. Der Medianwert lag in der Region Pfannenstiel bei 1,38 Millionen Franken. Sehr hohe Preise finden sich zum Beispiel in der Gemeinde Erlenbach: In den letzten drei Jahren lag der Medianpreis bei 23 Häuserverkäufen bei 3,9 Millionen Franken. So glaubt man beim Statistischen Amt auch nicht, dass der Fluglärm Grund für die Preisentwicklung sei. «Unsere Hypothese ist, dass es auch bei den Vermögenden irgendwo eine preisliche Obergrenze gibt», erläutert Pressereferent Max Grütter.

«Mehr Leerstand»

In der Gemeinde Zollikon sind vom Fluglärm bisher hauptsächlich der Zollikerberg mit dem Sennhof betroffen. «Ich kann mit Bedauern bestätigen, dass dort die Immobilien- und Mietpreise mindestens seit fünf Jahren stagnieren oder sogar rückläufig sind. Die Dauer bis zur Neuvermietung eines Objekts hat zugenommen», unterstreicht der Zolliker Klaus Stöhlker, Pressesprecher der Stiftung. Die zahlreichen Neubauten seien vorwiegend von Ausländern gemietet worden, die in den letzten zehn Jahren in den Raum Zürich zogen. Jetzt, mit dem Ausbleiben dieser hoch-qualifizierten Arbeitskräfte, erhöhten sich die Leerstände. «Das meist ältere und wohlhabende Schweizer Publikum auf dem Zollikerberg und im Sennhof hat sich gegen die Südlandungen mit Sonderver­glasungen gegen den Fluglärm zur Wehr gesetzt. Wenn nun in wenigen Jahren die Südstarts kommen, spitzt sich die Situation nochmals erheblich zu, da Starts bedeutend lauter sind als Landungen», befürchtet er. Obwohl der Flughafen und die Lufthansa-Tochter Swiss klare Aussagen über die genauen Flugrouten bei Starts verweigerten, liesse sich aufgrund der Skizzen des Flughafens für den Volksbedarf erkennen, dass der Raum über dem Zollikerberg und dem Sennhof in besonderem Masse betroffen sein würde. «Dies bedeutet eine Zerstörung der Landschaft und des Lebenswerts auf dem Zollikerberg, im Sennhof und bis nach Zumikon und darüber hinaus», sieht Klaus Stöhlker einer düsteren Zukunft entgegen. (bms)

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