Von adminZoZuBo ‒ 1. März 2018
Schauen, tauschen, fachsimpeln und Freunde treffen – während zweier Tage fand in Zollikon eine Börse für Sammler von aussergewöhnlichen Briefmarken statt, bei denen der geschichtliche Hintergrund ebenso beliebt ist wie der Wert.
Zum 35-jährigen Bestehen der Arbeitsgemeinschaft von Freunden Schweizer Briefmarken, ArGe Schweiz, organisierte Erwin Steinbrüchel zusammen mit dem Philatelieverein Meilen die Veranstaltung, welche hochwertige Exponate aus unterschiedlichen Bereichen der Schweizer Philatelie und Postgeschichte präsentierte. Die «Arbeitsgemeinschaft Schweiz e.V.» dient der Förderung und Forschung des Briefmarken-Sammelgebietes Schweiz und so kamen die Aussteller und Sammler aus der ganzen Schweiz nach Zollikon. Zudem reiste eine Gruppe deutscher Mitglieder an, unter ihnen Peter Greipel aus München, der 1. Vorsitzende der ArGe Schweiz. Er zeigte seine Exponate aus der Transatlantik-Flugpost nach Nord- und Südamerika: Die sich nach dem ersten Weltkrieg rasch entwickelnden Wirtschaftskontakte führten zur Forderung nach einer Verkürzung der Postlaufzeiten nach Nord- und Südamerika. Ob Zeppelin, DO-X, Katapult oder Direktflug – die Sammlung zeichnet anhand von Belegen die Meilensteine der Flugpostentwicklung nach.
Die Mitglieder des Philatelievereins Meilen zeigten ebenfalls spannende und einzigartige Tafeln. Stefan Philipp aus Zollikon stellte seine aufschlussreichen und historischen Exponate über Herrliberg und der ehemaliger Zolliker Herbert Hunziker die stimmungsvollen Marken über Schmetterlinge aus. Über 30 Aussteller zeigten ihre Sammlerkünste, tauschten sich aus und diskutierten mit Besuchern über ihre Spezialitäten.
Heinrich Dimmler, Präsident des Vereins Meilen, bedauert, dass die Mitgliederzahl in den letzten 17 Jahren von 200 auf 65 geschrumpft ist und fast keine Jungen mehr nachkommen. «Dieses Hobby braucht Geduld und Ausdauer, heute wollen junge Menschen alles bereits gestern geliefert haben – das Sammeln braucht Platz, Zeit und Geld.» Zudem haben die Postverwaltungen weltweit seit 1950 sehr viel mehr neue Marken herausgegeben, konkret in den letzten 70 Jahren das Fünf- bis Zehnfache als in den 100 Jahren zuvor. Dazu hätten spekulative Sammler in den Sechziger- bis Achtzigerjahren Abonnements gleich mehrfach bestellt. Und diese kämen jetzt alle auf den Markt. So hätten die Marken an Wert verloren, erstens durch ihre schiere Masse, aber auch durch die zurückgegangene Nachfrage. Sogar die beliebten Ersttagsbriefe seien nichts mehr wert, bedauert er weiter. Hingegen seien Marken bis Ende der Fünfzigerjahre nach wie vor sehr gefragt, solche mit speziellen Farbtönen oder Produktionsverfahren, mit aussergewöhnlichen Frankaturen oder Beförderungswegen. Auf die Konkurrenz des Online-Handels angesprochen stellt er aber fest: «Die Abwicklung des Tauschens übers Internet ist komplizierter als an einer Börse wie dieser. Vor Ort sieht man sofort, was man hat und was im Umlauf ist.» Somit ist Heinrich Dimmler zufrieden mit dem Ergebnis der Veranstaltung und plant, die Börse jedes Jahr Ende Februar in Zollikon durchführen. (cef)
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