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21/2018 «Der Verkehr beschäftigte uns intensiv»

Von adminZoZuBo ‒ 24. Mai 2018

«Der Verkehr beschäftigte uns intensiv»

Wird über die Überbauung des Beugi-Areals diskutiert, gibt ein Thema immer wieder zu reden: der Verkehr. Felix Manz hat das Projekt der Gemeinde von Beginn weg als externer Fachexperte in den Bereichen Verkehr und Gestaltungsplan betreut. Dem Zolliker Zumiker Boten stand der Ingenieur Rede und Antwort.

Mit Felix Manz sprach Melanie Marday-Wettstein

Herr Manz, mit der Überbauung des Areals Beugi sollen die Einkaufsmöglichkeiten im Ortskern verbessert werden. Dass gerade ein Grossverteiler, wie ihn die Gemeinde vorsieht, zusätzlichen Verkehr bringen wird, ist doch aber unbestritten.

Das ist so und dazu steht die Gemeinde, sie hat dies im Übrigen auch so kommuniziert und beispielsweise im Planungsbericht zum Gestaltungsplan transparent ausgewiesen. Die Frage ist allerdings, ob dieser Mehrverkehr ein absoluter ist oder aber, ob es ohnehin vorhandener Verkehr ist, der sich sonst einfach an einem anderen Ort abspielen würde.

Sie sprechen die Verlagerung des Verkehrs an.

Genau. Denn der Verkehr hat in den allermeisten Fällen einen gewissen Zweck. Wir sind überzeugt, dass im Bereich des Einkaufsverkehrs heute viele Zolliker in die Stadt oder in eine der umliegenden Gemeinden fahren, um den Wochenbedarf zu decken. Diese Fahrten könnten in Zukunft verkürzt werden, wenn dieser Bedarf im Zentrum von Zollikon abgedeckt werden kann. Weil der Weg für einige kürzer wird, könnte dieser auch vermehrt zu Fuss, mit einem Zweirad oder den öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt werden.

Dann verstehen Sie die Ängste und Befürchtungen jener Zolliker nicht, die mit einem Grossverteiler einen Verkehrskollaps befürchten?

Nein, überhaupt nicht. Ich habe ein gewisses Verständnis für die Direktbetroffenen im Bereich der Erschliessungszufahrt. Insgesamt aber hat der an diesem Ort zusätzlich erwartete Verkehr problemlos Platz. Das Thema Verkehr und Erschliessung beschäftigte uns in der Entwicklung des Areals intensiv und aus diesem Grund wurde auch der Kanton Zürich als Strasseneigentümer der Zolliker Strasse früh miteinbezogen. Die Erschliessung des Beugi-Areals wurde mit ihm angeschaut, die Nachweise wurden erbracht und schliesslich haben wir seine Einwilligung für den Gestaltungsplan erhalten. Für den Kanton waren dabei zwei Punkte ausschlaggebend. Neben den Sichtverhältnissen bei der Ein- und Ausfahrt der geplanten Tiefgarage war es natürlich die Verkehrsmenge, die untersucht wurde. Der Leistungsfähigkeitsnachweis für diesen Knotenpunkt auf der Zolliker Strasse wurde erbracht.

Die Gemeinde prognostiziert eine Fahrzeugfrequenz von 797 Fahrten pro Tag, was zu tief angesetzt sei, reklamieren die Initianten. Diese rechnen mit rund 2600 Fahrzeugen täglich, wie dies beim damals noch deutlich kleineren Migros in Zumikon im Jahr 2008 bereits der Fall gewesen sein soll. Auf welcher Basis wurde die Zahl von knapp 800 Fahrten und diejenige der 174 Parkplätze ermittelt?

Die Aussagen der Initianten sind überhaupt nicht überprüfbar. Unsere Leistungsfähigkeitsnachweise basieren auf den im Planungsbericht ausgewiesenen Verkehrsmengen. Die Bau- und Zonenordnung der Gemeinde Zollikon und die Nutzungen an einem Ort bestimmen, wie viele Parkplätze gebaut werden müssen oder dürfen. Die 174 Parkplätze entsprechen der Gesamtzahl für alle Wohnungen und Büros, für das Restaurant Truben als auch für die Ladengeschäfte. Für letztere sind rund 80 Parkplätze vorgesehen. Es wird unterschieden zwischen Bewohner- oder Beschäftigtenparkplätzen einerseits sowie Besucher- und Kundenparkplätzen andererseits. Für die verschiedenen Nutzungen gibt es das sogenannte spezifische Verkehrspotential, mit dem ermittelt wird, wie viele Fahrten je Nutzung eines Parkplatzes pro Tag generiert werden. Aus dieser Berechnung resultierten die knapp 800 Fahrten pro Tag. Natürlich muss man bei all diesen Zahlen beachten, dass sie basierend auf der Machbarkeitsstudie eine Abschätzung in die Zukunft sind, ein fixfertiges Projekt für das Beugi existiert ja noch nicht. Die Werte des angesprochenen spezifischen Verkehrspotentials sind aber nicht Werte, die wir erfunden haben, sondern solche, die im Verkehrsingenieurwesen regelmässig angewendet werden und sich in der Praxis bewährt haben.

Wurden auch die Zahlen der Grossverteiler im Umkreis angeschaut?

Nein. Mit den Normwerten haben wir die verallgemeinerten Erkenntnisse aus viel mehr Projekten berücksichtigt. Weil es sich aber um Prognosewerte mit einer gewissen Unschärfe handelt, haben wir zudem im Leistungsfähigkeitsnachweis eine Sensitivitätsanalyse gemacht. Mit dieser haben wir geschaut, was passiert, falls der Verkehr dennoch grösser ausfallen würde. Selbst mit 100 Prozent Mehrverkehr zu den ermittelten Zahlen wäre noch immer die vom Kanton verlangte Leistungsfähigkeit gegeben. Die Zolliker Strasse könnte also auch diesen Verkehr problemlos verkraften.

Warum erstellt die Erschliessung der Überbauung des Areals Beugi über die Zolliker Strasse die beste Lösung dar?

Für die Erschliessung gab es zwei Optionen: ab Zolliker Strasse oder ab der Alten Landstrasse, von wo das ehemalige WPZ Beugi erschlossen ist. Der Kanton hätte diese Erschliessung über die Alte Landstrasse verlangen können, da direkte Erschliessungen an Kantonsstrassen die Ausnahme darstellen, denn diese sind primär zum Fahren gedacht. Die Gemeinde aber stellt sich, wie aus den Planungsworkshops hervorgegangen, eine verkehrsberuhigte Situation im Dorfzentrum vor, wie sie heute schon weitestgehend der Fall ist. So sind wir in Absprache mit dem Kanton überzeugt, dass egal, wer was auf dem Areal Beugi erschliesst, dies künftig am gleichen Ort an der Zolliker Strasse passieren muss, wie in der Machbarkeitsstudie und im Gestaltungsplan der Gemeinde vorgesehen ist. Der Ort ist gegeben, die Verkehrsmenge variiert aberje nach der Anzahl Parkplätze und deren Benutzung. Die Ausgestaltung des Anschlussknotens ist natürlich wiederum ein anderes Thema.

Die Ausgestaltung der Gemeinde sieht eine Zufahrtsspur mit Schrankenanlage für das Areal Beugi vor. Auf der Zolliker Strasse soll es zu keinem Rückstau kommen – und das ohne zusätzliche Abbiegespur. Wie soll das gehen?

Die Schrankenanlage wird sich tief im Gebäude befinden, die Zufahrt erfolgt also ungehindert ab der Zolliker Strasse. Im ersten Teil der Tiefgarage ist eine Trennung des Anlieferungsbereiches vorgesehen. Dieser Bereich ist ausserhalb der Parkierungsmöglichkeiten der Personenwagen und auch ausserhalb der Schranken. Diese befinden sich also wirklich erst tief im Gebäude­innern, denn auch der Kanton verlangt, dass die errechnete Stau­länge im Areal selber aufgefangen werden kann. Natürlich können kurze Wartemomente auf der Zolliker Strasse nicht ausgeschlossen werden – insbesondere aus Richtung Zürich her­kommend nicht. Doch auch dies wurde untersucht. Dank des Lichtsignals an der Kreuzung bei der Alten Landstrasse ist der Verkehrsstrom ja nicht durchgehend und so konnte dem Kanton aufgezeigt werden, dass auch diese Verkehrsmengen normgemäss bewältigt werden können. Zu den Anlieferungen kann übrigens gesagt werden, dass diese zeitlich nicht zu den Hauptverkehrszeiten stattfinden werden.

Sie bleiben also dabei: Die Zolliker Strasse ist nicht überbelastet.

Dem ist definitiv so.

Um was geht es beim Engpass zwischen Sägegasse und Dufourplatz?

Diesen geometrischen Engpass wird der Kanton angehen müssen, was er auch bereits angekündigt hat. Dieser Engpass ist völlig unabhängig von der Entwicklung des Areals Beugi.

Wie sieht es mit der Bushaltestelle Beugi aus, würde diese durch die geplante Überbauung verschoben werden müssen?

Nein, die Bushaltestelle Beugi bleibt an Ort und Stelle. Für die Arealentwicklung Beugi ist diese ganz wichtig.

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