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21/2018 Eine im wahrsten Sinne bewegte Frau

Von adminZoZuBo ‒ 24. Mai 2018

Eine im wahrsten Sinne bewegte Frau

Flora Forte bringt die Benefiz-Tanzshow «dance for life» zugunsten der Eleonorenstifung «Spina bifida» Kinderspital Zürich auf die Bühne des Gemeindesaals Zollikon.

Ihr Herzblut pocht, wenn Flora Forte von ihrer neuen Benefiz-Show erzählt. Flora Forte ist Italienerin, da ist Leidenschaft genetisch bedingt. Ihre Gene brachten der Zollikerin aber auch das Talent für Musik und für die Bühne mit. «Schon mit vier Jahren habe ich im Wohnzimmer getanzt. Und alle mussten mir zusehen», erinnert sie sich lachend. Ihre Mutter lenkte das Talent und Flora Forte – das ist übrigens kein Künstlername – begann mit dem klassischen Ballett. Sie war neun oder zehn Jahre alt, als das Zürcher Opernhaus für die Aufführung vom «Sommernachtstraum» noch Kinder suchte. Die kleine Flora durfte auf die grosse Bühne, in das grelle Scheinwerferlicht und war sich noch ein bisschen sicherer: Das will ich. Es war die Bühne, die sie magisch anzog. Nicht nur der Tanz. Sie wollte auch schauspielern, hat für so eine zarte Person eine kräftige Stimme. Sie wollte singen. Papa sagte: «No. Basta.» Flora Forte musste erst eine kaufmännische Ausbildung absolvieren. «Ich bin meinem Vater heute dankbar dafür.» Nach der Pflicht kam die Kür. Peter Weck, der damals Intendant des Theaters an der Wien war (und in den 60er Jahren auch in Zollikon gelebt hatte), beschloss in Wien, die erste deutschsprachige Musical-Ausbildung anzubieten. Floras Vater sagte der gerade 18-Jährigen: «Bewirb dich ruhig. Aber glaub nicht, dass ich dich unterstütze.» Sie bewarb sich dennoch. Aber eigentlich eher aus Spass. «Da waren so viele Bewerber aus so vielen Ländern. Ich rechnete mir wirklich keine Chance aus», erinnert sie sich. Doch es kam genau anders. Sie wurde ausgewählt und es begann eine harte Zeit. Den ganzen Tag über lernte sie in allen Stilrichtungen tanzen, darstellen, singen. Am Abend ging sie arbeiten, um sich über Wasser zu halten. «Ich hätte das nicht die ganzen vier Jahre ausgehalten», weiss sie heute. Doch wieder ging eine Tür auf. Die Schule vergab drei Stipendien. Eines davon ging an Flora Forte.

Tolle Rollen

Nach der Ausbildung ging es nahtlos weiter. «Eine Agentin hatte mich unter Vertrag genommen und ich bekam tolle Rollen.» Sie spielte in Wien, Klagenfurt, München, wirkte bei diversen Fernsehproduktionen mit, hatte zuvor auch schon im Schweizer Fernsehballett getanzt. Ihre Karriere führte sie nach Berlin, wo sie im Theater des Westens zu sehen war. Und in Berlin machte ihr ihr zukünftiger Mann einen Heiratsantrag – wohl auch sehr zur Freude des Vaters, denn die Tochter kam aus der Ferne zurück nach Zürich, wo sie unter anderem mit Erich Vock am Bernhardtheater und an der Märchenbühne Zürich zu sehen war. Dort spielte sie den «gestiefelten Kater», noch nicht wissend, dass sie schon schwanger war. Tochter Noemi kam auf die Welt und wurde ein «Theater-Kind». «Ich hatte sie überall im Maxi-Cosi dabei.» Zuerst. «Dann kam für mich ein Moment der Wahrheit. Wollte ich so weitermachen? Oder mehr für mein Kind da sein?» Sie entschied sich für das Sesshafte und begann mit sechs Kindern ihre Tanzschule im Gewerbezentrum Zollikon. Mittlerweile tanzen 140 Mädchen und Jungen bei «forte fit & dance». Anfangs waren es auch noch die Mütter, welche Body-Work-outs bei ihr besuchten, heute bietet sie nun verschiedene Kurse für Erwachsene im Fitnessbereich an. «Das war genau das, was ich eigentlich nie machen wollte, eine Tanzschule leiten. Ich wollte doch nur warten, bis meine Tochter gross genug ist, damit ich wieder selber auf die Bühne kann. Doch jetzt fühlt es sich genau richtig an.» Denn Flora Forte suchte weiter, gab keine Ruhe. Etwas fehlte ihr noch – und zwar der Sinn.

Tränen kullern

Und so brachte sie vor acht Jahren die Charity-Show «Let’s dance für Africa» auf die Bühne des Gemeindesaals Zollikon und ins Bernhardtheater Zürich. Ein, zwei Tränen kullern. Flora Forte denkt an «ihre Kinder», die sich so einsetzten, und eben an die Kinder in Afrika, denen es an so vielem fehlt. «Es war schlicht das Schönste, was ich je gemacht habe», sagt sie ganz leise.

Und so freut sie sich nun auf das neue Benefiz-Tanzprojekt «dance for life». Diese findet am 9. und 10. Juni im Gemeindesaal Zollikon statt. Der Erlös wird ganz der Eleonorenstifung zugunsten «Spina bifida», Kinderspital Zürichzufliessen. Als Ärzte des Spitals zufällig zu einer Tagung im «flow60» w aren, kam sie mit Professor Martin Meuli ins Gespräch und erfuhr mehr über die Diagnose «offener Rücken». Mittlerweile hat die Forschung da viel geleistet. So sind schon Operationen noch im Mutterleib möglich. Doch viele der Erkrankten sitzen ein Leben lang im Rollstuhl. «Ich glaube nicht an ­Zufälle», unterstreicht die emotionale Frau. Sie dachte an «ihre» Kinder voller Bewegung und eben an Kinder, die sich nicht mehr bewegen können. Das war die Brücke und Geburtsstunde für die nächste Tanzshow. Seit Monaten arbeiten die Tanzschüler und -schülerinnen an ihren Choreographien, Gesang- und Schauspielszenen. «Es sind die Alltagssituationen aus dem Lebender Kinder und Jugendlichen, welche wir auf die Bühne bringen. Es geht dabei um Oberflächlichkeit, Respektlosigkeit, Aggression und Mobbing und auch um die Sensibilisierung für diese Themen. Tanzen ist mehr als Bewegung. Tanzen ist ein Gespräch zwischen Körper und Seele», formuliert es Flora Forte.

Doch, sie ist jetzt glücklich mit ihrer Tanzschule und «wer weiss, welche Türen in meinem Leben noch aufgehen. Vielleicht zieht es mich im Alter doch wieder auf die Bühne.» Bis dahin hat sie auf jeden Fall noch viel Zeit – Zeit auch für Tanzshows. (bms)

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