Von adminZoZuBo ‒ 9. August 2018
Beatrice Niederer bringt Ordnung in Kleiderschränke und Küchen – natürlich nur auf Wunsch.
Wenn Beatrice Niederer sagt: «Ich mag es gerne ordentlich», werden ihr die meisten von uns wohl zustimmen. Wenn die Zollikerin aber weiter sagt: «Ich räume einfach gerne auf», werden viele irritiert gucken und vielleicht denken: Würde ich ja auch gerne. Aber.
Beatrice Niederer spricht so, wie sie ist und wie sie auch arbeitet: ganz klar. Schnörkellos. Strukturiert. Sie sei schon als Kind ordentlich gewesen, lacht sie. Diese Ordnungsliebe habe sie vom Vater geerbt. Schon lange habe in ihr der Gedanke gekeimt, diese Berufung zum Beruf zu machen. Im April dieses Jahres hat sie das nun: Sie gründete «ordnungshalber.ch». «Ich wusste, ich mache es jetzt oder nie mehr.» Da ist das Jetzt doch besser.
In vier verschiedenen Bereichen bietet sie ihre ordnende Hand an: im Büro, in der Praxis, zu Hause und in Stilfragen. «Ich bringe keine Feng-Shui-Ideen mit, keine esoterischen Gedanken, sondern jede Menge Lebenserfahrung», unterstreicht die 55-Jährige. Die hat sie in allen vier Lebensbereichen: Sie arbeitet im medizinischen Bereich, war Styling-Beraterin in einer Boutique, mal in der Augenoptik-Branche unterwegs und eben auch lange zu Hause als Mutter mit drei Kindern. «Auch als die Kinder noch klein waren, war es mir wichtig, einen perfekten Haushalt zu führen», erinnert sie sich. Da sollten nicht überall Spielsachen herumliegen oder angebissene Kekse vor sich hinkrümeln. Ihr Prinzip ist dabei so einfach: Dinge kommen direkt nach ihrer Benutzung wieder an ihren Platz. Dieses Prinzip hat schon so manche Mutter auf der Suche nach der Küchenschere – die mal wieder für Bastelarbeiten entwendet wurde – in den Wahnsinn getrieben. «Aber jedes Teil in einem Haus hat seinen festen Platz. Dort gehört es hin.» Es klingt so schön. Natürlich hätten es die Kinder nicht immer geliebt, wenn die Mama mal wieder ihr Zimmer aufgeräumt hat. «Jetzt, wo sie grösser sind, leben sie selber diese Ordnung.» Aufräumen ist ihr Naturell. Und sie gibt zu: Betritt sie einen unaufgeräumten Raum, juckt es sie sofort in den Fingern.
Wer strukturiert ist, führt auch gerne Listen. So auch Beatrice Niederer. «Ich habe jeden Tag meine To-do-Liste im Kopf und wenn ich abends ins Bett gehe, sollte die im besten Fall abgearbeitet sein. Ich will nichts mit mir herumschleppen.» Es sei einfach ein befreiendes Gefühl, den neuen Tag ohne Altlasten zu beginnen. Und so will sie auch ihre Kunden befreien. Zum Beispiel, wenn der Kleiderschrank in Angriff genommen wird. «Manche meiner Kundinnen sind unsicher, was wie kombiniert werden kann. Was überhaupt noch tragbar ist und was weg kann», umreisst sie. Wichtig dabei: Beatrice Niederer bringt nicht ihren Stil mit, der eher elegant-sportlich ist, sie passt sich ganz den Wünschen ihrer Kundinnen an. Am Anfang wird zunächst der ganze Kleiderschrank ausgeräumt. «Und dann wird jedes einzelne Teil anprobiert und beurteilt.» So entstünden drei Haufen: Kann weg. Könnte eigentlich weg, aber ich will mich noch nicht trennen. Behalten. Kleidungsstücke, die auf Stapel zwei gelandet sind, werden sechs Monate später nochmals bewertet. Hat man es seitdem mal getragen? Für Beatrice Niederer selber gilt: Was ich zwei Jahre nicht getragen habe, werde ich nicht vermissen. Dann bekommt wieder ein Hilfswerk eine Spende.
Auf Wunsch geht die Zollikerin mit ihren Kundinnen auch shoppen. Das bedeutet nicht, dass es ausschliesslich in teure Boutiquen geht. «Ein guter Stil muss gar nicht teuer sein», unterstreicht sie. So kombiniert sie selber gerne edlere Stücke mit günstigeren Labeln. Aber auch sie selber sei nicht gefeit vor einem Fehlkauf. «Aber ich greife sicher nicht mehr so oft daneben wie früher.» Und sie kennt auch diese Ferien-Modelle. Blusen, Röcke oder Tops, die im Überschwang am Strand gekauft wurden und einem zuhause nur ein Kopfschütteln entlocken. Wie konnte man nur. «Aber wir tragen im Sommer eben viel lieber buntere Farben. Dabei würde so manchem grauen Wintertag ein bunter Klecks auch gut tun.»
Männer gehören bislang noch nicht zu ihrem Kundenstamm. Das liege auch daran, dass die meisten Männer einfach das kauften, was sie brauchen. Eine Frau kaufe ein Kleidungsstück, weil es ihr gefalle. Müsste die Modebranche davon leben, dass Frauen nur kaufen, was sie wirklich benötigen, sie würde zusammenbrechen. Beatrice Niederer ist erfreut, wie gut das Geschäft angelaufen ist. «Mir geht das Aufräumen oder auch das Archivieren und Digitalisieren in einer Praxis einfach schnell von der Hand. Das ist ein ganz unverzichtbarer Aspekt unseres Gesundheitssystems geworden und wird die Zukunft in den Praxen bestimmen.» Sie übernimmt auch gerne administrative Aufträge für Unternehmen, die an ihre Kapazitätsgrenzen stossen und für ältere Leute, die vielleicht mit den ganzen Formularen, Rechnungen, Quittungen überfordert sind. Klar sei dabei, dass Diskretion ganz oben stehe. In Arztpraxen geht sie mit sensiblen Krankenakten um. Da ist Verschwiegenheit Pflicht. Aber auch der Ordnungszustand eines Kleiderschrankes werde nicht weitergegeben. Ist Beatrice Niederer mit dem Schlafzimmer fertig, nimmt sie sich gerne die Küche vor. «Oft sind Küchen ganz unpraktisch eingerichtet», weiss sie. Dabei seien kurze Wege wichtig. Dinge, die oft benutzt würden, müssten schnell greifbar seien. Im besten Fall ist dann auch die Küchenschere da, wo sie hingehört. (bms)
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