Von adminZoZuBo ‒ 2. November 2018
75 Jahren Vereinsgeschichte – auf einen beachtlichen Leistungsausweis konnte der Quartierverein Zollikerberg an seiner Jubiläumsfeier zurückschauen. Mitten im Zweiten Weltkrieg wagten es die Gründungsmitglieder, mit einem Quartierverein ihren Mitbewohnern eine Stimme zu verleihen. Bis heute ist die Themenwahl des Vereins couragiert und interparteilich und die Resultate zugunsten der Bevölkerung.
Der Vorstand des Quartiervereins Zollikerberg lud zum Jubiläum ins Kirchgemeindehaus Zollikerberg ein und erwartete etwa 70 Gäste. Nahezu doppelt so viele interessierte Bürgerinnen und Bürger aus Berg und Dorf erschienen schliesslich zur Feier. Und sie wurden nicht enttäuscht, denn aktuelle Themen, lokale Geschichte und erst noch dokumentarisch im Film festgehaltene, faszinierten und beeindruckten. Fritz Wolf, der bereits seit 35 Jahren den Quartierverein leitet, begrüsste mit heiteren Worten die Gäste, die Vertreter des Gemeinderates und der verschiedenen Vereine und gab gleich einen kurzen Rückblick über die vergangenen 75 Jahre. Der Verein wurde im Jahr 1943 während des Zweiten Weltkrieges vom Ideengeber Eduard Brenner, Taxiunternehmer und Trilux-Beleuchtungs-Erfinder, und weiteren Initianten gegründet. An der ersten Generalversammlung im November, einen Monat nach der Gründungsversammlung, trafen sich bereits 64 Teilnehmer. Eduard Brenner gab Gas, er führte wöchentlich eine Vorstandssitzung durch. Das Ziel war klar ausformuliert: Die Bewohner vom Berg sollten eine Stimme in der Gemeinde erhalten.
«Offensichtlich hatte es schon früher Differenzen zwischen Dorf und Berg gegeben» berichtet der Präsident weiter und machte einen Rückblick sogar bis ins Jahr 1591. Der Zolliker Pfarrer Alex Nuesch, erzählte er, schrieb im Buch «Das alte Zollikon» von 1899 über einen «Suser Strit». Darin beschrieb ein Zolliker Schulmeister die Differenzen zwischen den Dörflern, die den Berglern kein Geld geben wollten. «Das ist glücklicherweise heute nicht mehr so!» Fritz Wolf doppelte nach mit dem Ziel des Quartiervereins: «Wir setzen uns in vielfältiger Weise für die Beibehaltung und Verbesserung der Lebensqualität im Quartier ein und vertreten die Interessen der Bewohner vom Berg in der Gemeinde.»
Die Grussworte des Gemeinderats überbrachte Gemeindepräsident Sascha Ullmann gleich persönlich: «Man könnte meinen, das Konzept eines Quartiervereins sei ausser Mode oder überholt, doch das Gegenteil ist der Fall. In einer immer dichteren werdenden urbanen Welt ist es wichtig, lokale Identität zu schaffen», bestärkt er den Verein in seinem Schaffen. Er wünschte sich fürs Dorf auch so etwas wie einen Quartierverein, denn da wären ebenfalls genügend Themen zu besetzen, und betonte, dass es sich lohne, diese interparteiliche Kultur weiterhin zu pflegen. Denn bei allen Diskussionen und Besprechungen zwischen Gemeinde und Verein sei der Umgang immer anständig, konstruktiv und korrekt verlaufen mit einer gegenseitigen Wertschätzung. Seine Forderung an den Jubilar war denn auch ein knapper Aufruf: «Mached wiiter so!»
Mit einem ausführlichen Bericht zu den Aktivitäten der letzten 75 Jahre war Martin Hübner zur Stelle: «Der Berg bestand in den Gründerjahren aus mehreren Weilern, die Landwirtschaft prägte das Leben und an der Forchstrasse wurden die ersten Häuser für Mitarbeitende des Spitals Zollikerberg gebaut.» Die ersten Pendler schätzten die Verbindung mit der nahen Forchbahn zu den Arbeitsplätzen in der Stadt Zürich. Wichtige Traktanden standen dem Vorstand bereits in den Jahren 1946/47 zur Abarbeitung parat, so der neue Zonenplan und die Bauordnung, der Neubau des Schulhauses, ein neuer Spätkurs der Forchbahn, ein Freibad im Berg und die Einführung einer Hundedressur. Die Aufführung sämtlicher je amtierender Präsidenten zeigte spätestens an diesem Abend, welche Ausdauer der aktuelle Präsident Fritz Wolf an den Tag legt. Auch er persönlich hat ein Jubiläum zu feiern, ist er doch bereits 35 Jahre ohne Unterbruch und ohne fehlende Vorstandssitzung im Amt. Für seinen immensen Einsatz für den Zollikerberg wurde er mit grossem Applaus gefeiert und vom Vorstand mit einem Reisegutschein beschenkt.
Eine filmische Perle aus der Familiensammlung von Gerhard Brunner zeigte einen Blick zurück in die Gründerjahre. Denn die damals aktuelle Waldrodung bei der Rüterwis zugunsten der Anbauschlacht brachte eine deutliche Veränderung und wies auf die Aufbruchstimmung im Berg hin. Mit der musikalischen Umrahmung durch die Hermann Swing Gates mit Swing Jazz aus den Vierzigerjahren und einer kulinarischen Verköstigung fand der ausgelassene Abend ein weiteres Highlight und die Festgemeinschaft blieb für einen persönlichen Schwatz noch lange sitzen. (cef)
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