Von adminZoZuBo ‒ 25. April 2019
Auto und Schlafstätte zugleich: Im Handumdrehen ist das Zelt auf dem Dach des Land Rover Defenders aufgebaut. Stolz präsentieren Roman Zuber und Natalie Grojer ihr Fahrzeug, dank dem sie wieder vermehrt in der Natur unterwegs sind. (Bilder: Christoph Lehmann)
Es gibt Autos, mit denen man einfach fährt, aber es gibt auch Autos, die das Leben komplett verändern. Von einem solchen Fahrzeug berichtet ein Pärchen aus Binz und von seinen Fluchten aus dem Alltag mit ihm.
Wir treffen uns in Zumikon auf dem Parkplatz beim Golfplatz. Roman Zuber (29) und seine Freundin Natalie Grojer (23) sind gerade daran, das Zelt auf dem Dach ihres Land Rover Defenders in eine Schlafstätte zu verwandeln – das geht ruckzuck, in bloss fünf Minuten ist die Kulisse fürs Fotoshooting erstellt. «Für die Leiter fehlt eine Schraube», bemerkt Roman Zuber, der in Zollikon als Maler arbeitet, «gut, dass wir das jetzt gemacht und festgestellt haben.» Denn nächste Woche fährt das Paar mit seinem «Landy» in die Toscana.
Vor zwei Jahren kam der Land Rover in ihr Leben und hat es seit diesem Zeitpunkt völlig auf den Kopf gestellt. «Es gibt fast kein Wochenende mehr, an dem wir nicht auf der Achse sind», erzählt Natalie Grojer. Und natürlich verbringen die beiden auch ihre Ferien in und mit ihrem Offroader. Sie berichten von Campern, die gar keine Wohnung mehr haben, sondern ihr Leben im Mobil verbringen. Ihre Erfahrungen mit dieser Szene und mit Camper-Reisen sind noch jung, aber in Afrika und Island waren die beiden bereits.
Wieso aber gerade dieses britische Auto-Urgestein, dessen Layout auf das Urmodell aus dem Jahr 1948 zurückgeht? Der Bremsweg ist katastrophal, der Komfort? Na ja, anderes Thema. «Der 2.2-Liter-Diesel verbraucht dagegen relativ wenig Sprit», wendet Roman Zuber ein, angetan hätte es ihnen aber besonders die urige Form und die Offroad-Tauglichkeit des Land Rovers sowie dessen ehrliches Wesen und seine Unkompliziertheit.
In der stetig wachsenden Camper-Community gibt es solche, die mit wahren Wohnlandschaften und fast von Frischwasser- und Energieversorgung sowie Wasserentsorgung unabhängig unterwegs sind, manche sogar mit einem kleinen «Smart» im Heck – nicht aber Roman Zuber und Natalie Grojer. Die beiden lieben die Beweglichkeit mit ihrem «Familienmitglied» mit bloss einem kleinen Notwasservorrat und einer zweiten Batterie. Und wenn es einmal ein nötiges Geschäft zu verrichten gibt? «Dann haben wir eine Schaufel und meistens irgendwo einen Wald», grinst Roman Zuber. Ökologisch ist ihre Reiseart nicht gerade, sie sind sich dessen bewusst. «Aber dafür fliegen wir nicht. Und wenn man bedenkt, dass rund 70 Prozent aller seit 1948 gebauten Landys noch heute auf den Strassen unterwegs sind, verbessert das seine Ökobilanz ungemein.»
Das Paar schwärmt von spektakulären Plätzen mit grandiosen Aussichten und von einer Gemeinschaft, die sich gegenseitig hilft. «Immer, wenn uns ein anderer Landy kreuzt oder wir einem sonst begegnen, grüssen wir uns gegenseitig und wechseln nach Möglichkeit auch ein paar Worte», erzählt Natalie Grojer begeistert. Der «Landy-Zirkel» sei schon fast verschworen und tausche auf Apps und anderen Social-Media-Plattformen Erfahrungen, Tipps und schöne Standplätze aus. Das Leben auf Rädern könne so einfach sein.
Hat sie der knorrige Brite nie im Stich gelassen? «Doch, zwei, drei Mal ist das passiert, aber er hat ja auch schon weit über 100 000 Kilometer auf dem Buckel», zuckt Roman Zuber die Schultern und hofft, dass es noch ganz viele mehr werden.
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