Von adminZoZuBo ‒ 13. September 2019
Luschan Schuppisser und Shirin de Viragh im Konzertsaal der Helferei, wo sie im Rahmen von «Herbst in der Helferei» an mehreren Abenden auftreten werden. (Bild: chi)
Der «Herbst in der Helferei» beim Zürcher Grossmünster ist ein Spektakel für alle Klassik-Liebhaber. Mit dabei sind eine junge Musikerin aus Zollikon und ein junger Musiker aus Zumikon.
Die 19-jährige Shirin de Viragh und der 20-jährige Luschan Schuppisser sind begeistert von klassischer Musik. Beide bereiten sich gerade aufs Geigenstudium am Konservatorium vor. Mit dem Streichorchester Stringendo werden sie am Musikfestival «Herbst in der Helferei» auftreten. Im Interview sprechen sie über die Festival-Highlights, ihre Vorbilder und Lampenfieber.
Shirin de Viragh: Als eines der grossen Streichorchesterwerke ist diese Suite sicher eine Attraktion. Doch für uns beide ist der Höhepunkt der gemeinsame Auftritt mit dem grossen lettischen Cellisten Mischa Maisky. Ihn nur schon zu hören, ist toll. Ihn als Solisten begleiten zu dürfen, ist der Wahnsinn.
Luschan Schuppisser: Einmal können wir sicher mit ihm proben, doch vermutlich erst kurz vor dem Konzert.
Luschan: Wir proben grundsätzlich einmal in der Woche alle zusammen, manchmal auch zweimal.
Shirin: Gerade wie jetzt kurz vor Konzerten haben wir häufig an den Wochenenden noch Proben. Und dann proben wir natürlich auch nochmals an den Konzerttagen.
Shirin: Wir üben sowieso die ganze Zeit (lacht). Aber ja, vor den Auftritten fokussieren wir mehr aufs Orchester. Wir haben nebenher immer diverse andere Dinge zu üben, doch vor einem Konzert drehen wir jeden Ton nochmals um und prüfen beispielsweise, ob die Intonation perfekt ist.
Luschan: Wir müssen uns individuell bestmöglich vorbereiten. Wenn wir dann als Orchester zusammenkommen, soll das Musikalische im Vordergrund stehen. Dann sollten wir als Orchester am Gesamtwerk arbeiten können.
Luschan: Früher hatte ich Angstzustände vor Auftritten, aber die sind dank Stringendo weggegangen. Der musikalische Leiter Jens Lohmann überrascht uns immer wieder mit kleinen Stücken, die wir in kürzester Zeit lernen müssen, häufig noch am selben Tag. Dann gibt es keine Ausreden mehr, es muss einfach funktionieren. Mit dieser Methode bleibt uns gar keine Zeit, Angst zu entwickeln. Aber Lampenfieber gehört dazu. Das ist auch etwas Positives. Man steht unter Adrenalin und gibt sich noch mehr Mühe als sonst.
Shirin: Lampenfieber ist ein Thema, mit dem jeder Musiker seinen individuellen Umgang finden muss. Ich persönlich fühle mich geborgener im Orchester als bei Solo-Auftritten. Übrigens hängt auch vieles vom Publikum ab. Schon wenn man auf die Bühne kommt, merkt man meistens, ob einem das Publikum wohlgesinnt ist oder ob es auf jeden Fehler hören will. Je nachdem fühlt man sich dann besser oder weniger gut.
Shirin: In den letzten Jahren war es immer ein sehr angenehmes Publikum.
Luschan: Das finde ich auch. Obwohl viele Leute darunter sind, die sehr viel von Musik verstehen und dadurch vielleicht kritischer sind.
Shirin: Man weiss, man hat ein anspruchsvolles Publikum. Aber gleichzeitig weiss man auch, dass sich die Leute freuen, hier zu sein. Dem Festival freundlich verbunden, kommen sie jedes Jahr wieder.
Shirin: Ein Highlight ist sicher die Uraufführung des Stücks von Peter Wettstein. «…weit in den Klang der Nacht hinein» wurde extra für das Konzert am 20. September geschrieben. Wir erarbeiten es in enger Zusammenarbeit mit dem Komponisten, was eine besondere Ehre ist.
Shirin: Mein Vorbild ist der 74-jährige israelisch-amerikanische Geiger Itzhak Perlman. Ausser der Tatsache, dass er ein unglaublicher Virtuose ist, fasziniert mich die fast schon kindliche Freude, die er beim Spielen ausstrahlt.
Luschan: Neben Itzhak Perlman, den ich ebenfalls überaus schätze, gefallen mir auch die Geigenvirtuosen Sarah Chang und Maxim Vengerov.
Shirin: Meine sind Schubert und Brahms. Und Bach mag ich auch sehr gerne.
Luschan: Bei mir ist es Sibelius. Und Sarasate und Saint-Saëns. Ach ja, und Dvoˇrák! Sein Cellokonzert!
Shirin: Uh ja! Und die Mahler-Symphonien!
Luschan: Am besten machen wir eine Liste (beide lachen).
Luschan: Die mögen wir natürlich auch. Mozart ist interessanterweise sehr schwierig zu spielen, obwohl seine Musik so simpel klingt. Gerade diese Leichtigkeit muss man erst einmal rüberbringen. Die Töne allein kannst du schnell erarbeiten. Die Schwierigkeit liegt darin, wie man sie spielt.
Shirin: Und was hinzukommt: Mozart, Beethoven und auch Bach kennt jeder. Dadurch besteht eine grosse Erwartungshaltung.
Shirin: Ich wäre sehr gerne als Kammermusikerin und Geigenlehrerin tätig.
Luschan: Ich hätte gerne einen sicheren Platz in einem Orchester. Und nebenbei würde ich auch gerne Geige unterrichten. Und Teil einer Kammermusikgruppe zu sein, würde mir auch gefallen.
Luschan: Dafür ist es leider zu spät (lacht).
Shirin: Auf der Geige ist die Konkurrenz halt unglaublich gross, gerade auf internationaler Ebene. Vor allem Russland und Asien sind extrem stark, dagegen hast du keine Chance. Also wir beide jedenfalls nicht (lacht).
Shirin: Vieles liegt schon am Drill. In Russland wirst du teils schon im Alter von acht Jahren vor die Entscheidung gestellt, ob du nur noch Musik machen willst oder nicht.
Stringendo wird dieses Jahr 20. Was wünscht ihr eurem Orchester zum runden Geburtstag?
Shirin: Noch viele weitere Jahre!
Luschan: Einen grossen Aufstieg! Und dass sich für das Orchester noch viele weitere Gelegenheiten bieten werden, mit internationalen Grössen zusammenzuarbeiten so wie jetzt mit Mischa Maisky.
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