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Wenn das Nichts wertvoll wird

Von adminZoZuBo ‒ 22. November 2019

Wenn das Nichts wertvoll wird

In der Gemeinschaftsausstellung von Claudia Bischofberger, Sabina Burri und Barbara Müller in der Galerie Milchhütte kommt dem Zwischenraum eine besondere Bedeutung zu.

Nichts kann durchaus etwas sein. Das zeigt die aktuelle Ausstellung «Zwischenraum» in der Galerie Milchhütte. Wird das Nichts rechts und links oder auch oben und unten begrenzt, wird es zum festgelegten Raum oder zu einer Verbindung. In der Akustik gilt die Drei-­Sekunden-­Regel. Länger darf eine Pause in einem Lied oder einem Vortrag nicht sein. Wie gross darf eine Lücke in der bildenden Kunst sein? Das dürfen der Betrachter und die Betrachterin in der Zumiker Galerie selber feststellen. Es ist auf jeden Fall erstaunlich, wie Leere eine Bedeutung bekommen kann. Sie wird interpretierbar durch das Umfeld, bekommt durch die Nachbarn eine Intention, wird zum zwinkernden Augenblick, wenn neue Kontexte entstehen.

Ästhetik und Humor

Mit der Vernissage vergangene Woche schloss sich ein Kreis: Vor fünf Jahren übernahm Bea Herzog die Leitung der Galerie von Claudia Bischofberger. Und Claudia Bischofberger ist eine der Künstlerinnen, die «Zwischenraum» in die Galerie bringen. Die Zumikerin leitet nicht nur die Stiftung Kinder- und Jugendmuseum, sondern ist selber im Atelier tätig. Gerne beschäftigt sie sich mit Mobiles, die permanent neue Zwischenräume erstellen. In der Milchhütte schwingen aber nicht nur die schwarzen Zebrastreifen im Wind, Claudia Bischofberger zeigt auch Mischtechniken, Hinterglasmalerei oder Farbstiftzeichnungen zum Thema. Gemeinsam mit Barbara Müller und Sabina ­Burri macht sie es den Besuchern schwer. Es ist fast nicht zu erkennen, welches Werk von welcher Künstlerin ist, so sehr greifen die Techniken und Motive ineinander. Da sind zum Beispiel die Gingko­Blätter bei Barbara Müller und auch bei Sabina Burri. Ihre Form ist einfach zu verführerisch. Sabina Burri aus Zürich arbeitet dabei gerne mit natürlichen Werkstoffen wie Baumwolle, Kork, Rinde oder auch Holz. Die Natur nimmt auch Barbara Müller gerne als Inspiration. Da finden sich Rucola-­Blätter ebenso wie gemalter Löwenzahn. Ein besonderer Hin­gucker ist ihr Kohlkopf. Wer zu schnell ist, wird die vielen Profile, die in ihm stecken, niemals erkennen. Wer sich aber in Geduld übt, findet immer mehr davon und fühlt sich bald beobachtet. Auf jeden Fall steckt in der Erlenbacherin – neben ganz vielen Facetten – auch eine Hausfrau. Warum sonst würde sie immer wieder den Putzschwamm aufgreifen? Klassisch gelb-­grün hängt er überdimensional an der Wand, jede Pore ist sichtbar. Mal wird er begleitet von einer zersprungenen Tasse, mal von einem kleinen Schweinchen, einem Maulwurf, ­einem Hund oder Schaf. Dieser Kontrast ist auch ein Zwischenraum im Verständnis. Sofort schmunzeln muss der Betrachter bei der Plastik «Salami» – die vis-­à-­vis des Apéro-­Buffets prangt. Scheibchenweise, aus Acryl auf Holz kommt sie fast echt daher und erinnert sofort an – eben – die «Salami­taktik». Dabei sind Objekte und ­Malerei nur zwei Aspekte von ­Barbara Müller. Sie entwickelt auch Lehrmittel, illustriert, kreiert Schmuck und bietet Web­design an.

Viele Besucher und Besucherinnen kamen nicht nur der Kunst wegen zur Vernissage, sondern auch um sich von Bea Herzog zu verabschieden, die in den vergangenen fünf Jahren mit einem kleinen Stellen­pensum immer wieder aussergewöhnliche Ausstellungen und Künstler nach Zumikon gebracht, darüber aber auch die heimischen Schaffenden nicht vergessen hat. Und wer diesen Anlass verpasst hat, hat noch eine letzte Chance: Mit einer kurzen dreitägigen Ausstellung über das Samichlaus-­Wochenende wird es noch eine Überraschung geben und die Nachfolgerin von Bea Herzog vorgestellt werden. (bms)

Finissage: Sonntag, 1. Dezember, 11 bis 13 Uhr. Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag, 17 bis 19 Uhr, Samstag und Sonntag, 15 bis 17 Uhr, Galerie Milchhütte.
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