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Ideen für ZKB-Geldsegen gäbe es genug

Von Tobias Chi ‒ 31. Januar 2020

Statt in Projekte zu investieren, die direkt der Bevölkerung zugutekommen, lässt der Gemeinderat Zollikon die ZKB-Dividende von 434 000 Franken ins Budget fliessen. Das sorgt für Kritik, denn an Ideen mangelt es nicht.

Mit dem Geld der ZKB könnte man beispielsweise den Schiffsteg in Zollikon verschönern. (Bild: mmw)
Mit dem Geld der ZKB könnte man beispielsweise den Schiffsteg in Zollikon verschönern. (Bild: mmw)

Anlässlich ihres 150-jährigen Bestehens hat die Zürcher Kantonalbank (ZKB) eine Sonderdividende von 50 Millionen Franken an die Zürcher Gemeinden verteilt. Dem Wunsch der Bank, dieses Geld in spezielle Projekte zu investieren, «die im ordentlichen Budget keinen Platz finden und somit den Zürcherinnen und Zürchern einen aussergewöhnlichen Nutzen stiften», sind viele Gemeinden nachgekommen – und andere nicht.

Während beispielsweise Zumikon bekannt gab, seinen Anteil von knapp 170 000 Franken in einen neuen Konzertflügel sowie die Aufwertung öffentlicher Plätze zu investieren, lässt Zollikon den Betrag von 434 000 Franken einfach in die Gemeindekasse fliessen.

Nachdem der Zolliker Zumiker Bote vor zwei Wochen über das Thema berichtet hatte, sind auf der Redaktion diverse Reaktionen eingegangen. Es handelt sich um Kritik am Vorgehen des Zolliker Gemeinderats, aber auch um konstruktive Vorschläge, wie man das Geldgeschenk sinnvoll – das heisst zum Allgemeinwohl und zur Freude der Einwohnerinnen und Einwohner – investieren könnte.

Letzte Woche schlug Renate Diener vom Quartierverein Zollikerberg in einem Leserbrief vor, die Vereine nach Ideen für Projekte zu befragen. Der Quartierverein lieferte gleich selbst eine Liste solcher Ideen. Zum Beispiel könnten Projekte zur Verbesserung der Klimabilanz unterstützt werden, etwa alternative Energiequellen für die Strassenbeleuchtung. Auch könnte der Betrag in die Errichtung einer stationären Abfallsammelstelle im Zollikerberg fliessen, ins geplante Repaircafé oder in eine neue Waldhütte. Weiter schlägt der Quartierverein vor, Ideen-Wettbewerbe zur Neugestaltung der Roswis Zollikerberg oder zur floralen Neugestaltung des Schiffstegs in Zollikon zu unterstützen.

Sage vom geldgierigen «Lunggesüüder»

Auch Markus Diener vom Verschönerungsverein Zollikon präsentierte in einem Schreiben seine Ideen. Demnach könnte der finanzielle Zuschuss in die Förderung der Biodiversität auf öffentlichem Grund oder in die Sanierung von Wanderwegen fliessen, zum Beispiel der alten Forchstrasse vom Friedhof Zollikerberg nach Zumikon. Das Forum 5W wünscht sich, dass das Geld in Solaranlagen auf den Schulhausdächern investiert wird. «Zu lange liegen diese durch die Schulpflege vorbereiteten Projekte aus Spargründen bereits auf Eis», schreibt Vorstandsmitglied Dominique Bühler dazu. Eine entsprechende Anfrage sei dieser Tage auch beim Zolliker Gemeinderat eingereicht worden.

Zollikons Umgang mit dem Geldsegen lässt Leserin Silvia Kraus-Bühler an die Sage vom «Lunggesüüder» denken: Mit diesem Schimpfwort haben die Riesbächler ihre Zolliker Nachbarn einst bezeichnet, weil diese zwar reich, aber geldgierig gewesen seien. Die Zollikerin schlägt vor, mit dem ZKB-Geschenk den Zolliker Kulturpreis aufzustocken. «Sollte die Gabe der ZKB einfach in der Gemeindekasse verschwinden, macht sich die Gemeinde nicht nur bei den Riesbächlern lächerlich», lautet ihr sarkastisches Fazit.

Geld gehört immer noch der Allgemeinheit

Wie reagiert die Gemeinde Zollikon auf die Kritik? Gemeindepräsident Sascha Ullmann ist es wichtig zu betonen, dass der Betrag von 434 000 Franken nicht verloren ist. Es sei bei allen Zürcher Gemeinden so, dass der ZKB-Betrag erst einmal in die Gemeindekasse fliesse. Im Gegensatz zu anderen Gemeinden habe Zollikon einfach noch nicht darüber entschieden, was konkret mit dem Geld passieren soll. Weil gerade mehrere andere grosse Projekte anstünden, habe der Gemeinderat schlicht andere Prioritäten gesetzt, als sich mit dem Geldsegen der ZKB zu befassen. «Dass das Geld jetzt in der Gemeindekasse liegt, ist ganz einfach einem Nicht-Entscheid geschuldet», sagt Sascha Ullmann. Der Betrag gehöre nach wie vor der Allgemeinheit. Der Gemeindepräsident räumt ein, dass man dies gegenüber der Öffentlichkeit besser hätte kommunizieren können. Er stellt in Aussicht, das ZKB-Traktandum demnächst im Gemeinderat nochmals anzusprechen.

Auch der Gemeinderat habe früher Möglichkeiten zur Investition der 434 000 Franken diskutiert, sagt Sascha Ullmann. Er selbst sei durchaus offen für gute Ideen. Als Grünliberalem liegen ihm besonders Projekte im Sinne der Nachhaltigkeit am Herzen. So setzt er sich etwa dafür ein, dass jeder Neubau mit einer Photovoltaik-Anlage ausgestattet wird. In diesem Sinne hofft er auch, dass bei der Fohrbach-Sanierung die «Variante Optima» an der Gemeindeversammlung Ende März durchkommt, die unter anderem eine Photovoltaikanlage vorsieht. Bestehende Ge­bäude nachträglich mit Solar­pannels aufzurüsten, sei hingegen wirtschaftlich nicht immer sinnvoll und setze eine nüchterne Güter­abwägung voraus, sagt der Gemeindepräsident.

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