Der Wald als Erholungsraum

Von Tobias Chi ‒ 24. April 2020

Zurzeit können viele Menschen nicht zur Arbeit und die Kinder nicht zur Schule gehen. Zollikerinnen und Zumiker sind in der privilegierten Lage, von der grossen Waldfläche zu profitieren, die von ihren Besitzerinnen und Bewirtschaftern in gutem Zustand gehalten wird.

Der Wald ist in der Corona-Krise als Erholungsraum besonders wichtig. Trotzdem sollten sich Waldbesucher an bestimmte Regeln halten.
Der Wald ist in der Corona-Krise als Erholungsraum besonders wichtig. Trotzdem sollten sich Waldbesucher an bestimmte Regeln halten.

Es ist nicht nur Corona-Krise, sondern auch Frühling und das schöne Wetter lockt die Menschen nach draussen und in die Wälder. Revierförster Arthur Bodmer hat einen starken Anstieg an Waldbesuchern festgestellt und erklärt, was das für den Wald bedeutet.

Seit über einem Monat liegt das öffentliche Leben lahm. Das schöne Wetter der letzten Wochen hat viele Menschen in den Wald gelockt. Wie erleben Sie das?

Die Anzahl der Waldbesucher hat sehr stark zugenommen. Ich bin nun schon seit 34 Jahren in Zollikon Förster, aber so viele Leute wie jetzt habe ich noch nie erlebt. Morgens um 5.30 Uhr sind schon die ersten unterwegs, und abends ist Betrieb, bis es dunkel ist. Sämtliche Altersgruppen sind vertreten. Sehr viele Freizeitsportler wie Jogger und Radfahrer aber auch Familien.

Beeinflussen die vielen Menschen Ihre Arbeit?

Ich muss zugeben, dass dieser Umstand unsere Arbeit – vor allem, wenn wir mit Forstmaschinen unterwegs sind – momentan ein bisschen erschwert. Andererseits freut es uns auch, dass so viele Leute den Wald besuchen.

Dies hat sicher auch damit zu tun, dass unser Wald in einem so guten Zustand ist.

Ganz sicher. Die vielen Möglichkeiten der Waldnutzung basieren auf einer langjährigen naturnahen Waldbewirtschaftung, die auch die verschiedenen Waldfunktionen und Interessen der Waldbesucher berücksichtigt. Das ist nicht immer ganz einfach, aber die Forstwirtschaft bemüht sich, allen Ansprüchen gerecht zu werden. Von unserem Wald können die Leute in dieser Zeit besonders profitieren, er ist ein wichtiger Erholungsraum.

Ist der Andrang im Wald eine Gefahr für die Wildtiere?

Die vielen Menschen sind für die Tiere nicht direkt eine Gefahr, aber die Beunruhigung hat ein hohes Ausmass angenommen und der Stress für die Wildtiere zugenommen. Streunende Hunde sind häufiger anzutreffen, und immer wieder trifft man Leute an, die kreuz und quer durch den Wald laufen, auch durch die Einstände der Wildtiere. Das führt natürlich zu massiven Störungen.

Was bedeutet diese Verlagerung für die Biodiversität?

Auf die Biodiversität hat die Zunahme der Waldbesucher – vorausgesetzt sie bewegen sich auf den Waldstrassen und Wegen – keinen grossen Einfluss. Wenn die Leute sich aber abseits der offiziellen Wege bewegen, werden wie gesagt Wildtiere gestört und auch brütende Vögel. Auch wilde Feuerstellen im Waldbestand haben einen negativen Einfluss. Im Bereich dieser Feuerstellen kommt es immer wieder zu Beschädigungen an Bäumen, und auch Jungbäume leiden darunter, da sie niedergetrampelt oder als Bröötlistecken benutzt werden.

Gibt es Benimmregeln für den Wald, die Sie Spaziergängern, Joggern, Bikern und Hündelern mit auf dem Weg geben möchten?

Die Waldbesucher sollten sich auf den Waldstrassen und Wegen bewegen. Gegenseitige Rücksichtnahme unter den verschiedenen Besuchergruppen ist wichtig. Was man mitbringt, nimmt man auch wieder mit nach Hause. Ferner sollten nur die offiziellen Feuerstellen benutzt werden. Und da das Forstpersonal aufgrund der Stürme vom Februar noch immer mit Aufräumarbeiten beschäftigt ist, sollten die Anweisungen des Forstpersonals befolgt werden. Besonders beim Einsatz von Forstmaschinen muss eine Sicherheitsdistanz eingehalten werden.

In den letzten Wochen hat es kaum geregnet. Wie wirkt sich das auf den Wald aus?

Natürlich ist die Trockenheit für den Wald ein Problem. Wenn Bäume nicht mit genügend Wasser versorgt werden, stehen sie unter Stress, besonders jetzt beim Austrieb. Die Gefahr ist gross, dass ein Teil der geschwächten Bäume vom Borkenkäfer befallen wird. Auch bei den Pflanzungen von Jungbäumen gibt es Probleme, denn ohne gezielte Wässerung ist deren Anwuchserfolg in Frage gestellt.

Besteht auch eine erhöhte Waldbrandgefahr?

Die Gefahrenlage wird vom Kanton beurteilt. Wegen der Trockenheit besteht derzeit ein erhebliches Waldbrandrisiko, welches durch die wilden Feuerstellen noch erhöht wird. Es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis ein Feuerverbot ausgesprochen wird.

Kommen Sie trotz Corona-Krise mit Ihrer Arbeit planmässig voran?

Unsere Arbeit ist von der Krise nicht direkt betroffen. Unter Einhaltung der Schutzmassnahmen arbeiten wir mit unserem normalen Personalbestand zu den üblichen Arbeitszeiten. Es sind eher die grossen Sturmschäden der Winterstürme vom Februar, die für uns zu einem erhöhten Arbeitsaufwand geführt haben. Die vielen Waldbesucher können vermehrt zu Sicherheitsproblemen führen. Darum ist es wichtig, dass sie sich an Absperrungen und die Anweisungen des Forstpersonals halten. In wirtschaftlicher Hinsicht ist der zeitnahe Verkauf der verschiedenen Holzsortimente schwieriger geworden, da die Lieferketten unterbrochen und die Exportmöglichkeiten eingeschränkt sind.

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