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Mundart ist auch Integration

Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 12. Juni 2020

Seit fast zehn Jahren gilt im Kanton Zürich: Im Chindsgi wird Mundart gesprochen. Das war das Ergebnis einer Urnenabstimmung. Auch in Zumikon werden fremdsprachige Kindergartenkinder schnell an den Dialekt gewöhnt.

Kinder spielen zusammen – und verständigen sich problemlos. (Bild: Pixabay)
Kinder spielen zusammen – und verständigen sich problemlos. (Bild: Pixabay)

Gerade für eine Gemeinde wie Zumikon mit einem ­hohen Ausländeranteil sollte die Umsetzung der Volksinitiative «Mundart im Kindergarten» eine ­Herausforderung sein. Ist es aber erstaunlicherweise nicht – wie ­Marina Collie und Jacqueline Häusermann bestätigen. Beide sind seit Jahren als Lehrpersonen auf der Kindergartenstufe am Farlifang tätig. In der Regel sprechen sie während des Unterrichts Mundart. Auch Lieder und Verse werden mehrheitlich im Dialekt gelehrt. Es gebe aber auch ab und zu Lektionen, die in der Standardsprache durchgeführt würden, vor allem bei den Kindern im zweiten Kindergartenjahr.

Bei fremdsprachigen Kindern werde die Standardsprache verwendet, solange sie nicht Dialekt verstünden. Diese erhalten Unterricht in Deutsch als Zweitsprache. Dort spreche die Lehrperson ausschliesslich Hochdeutsch.

Einerseits sei es natürlich schwierig für fremdsprachige Kinder – und Erwachsene –, zwei neue Sprachen zu erlernen. Andererseits sei es für die soziale Integration aber wichtig, dass die Mädchen und Buben schnell Mundart verstehen. Untereinander seien die Kinder absolut flexibel. Es werde einfach die Sprache gewählt, die von allen am besten verstanden wird.

So unterschiedlich Kinder generell sprechen lernten, so unterschiedlich würden sie auch den Dialekt annehmen, betonen die Lehrpersonen.
Für alle Lehrpersonen sei ein sorgfältiger Umgang mit der Sprache, sowohl in Dialekt als auch in Hochdeutsch, zentral, da sie wichtige Vorbilder für die Schülerinnen und Schüler sind.

Schwyzerdütsch von Anfang an

Anfang 2009 kamen Lothar und Claudia Weber aus Deutschland nach Zumikon. Schon im April kam Sohn Max zur Welt, vier Jahre später folgte Bruder Tim. Und obwohl zu Hause ausschliesslich Hochdeutsch gesprochen wird, sprechen die Jungs fast durchwegs Schwyzerdütsch. «Beide Jungs sind früh ins Chinderhuus zur Betreuung gekommen und ich bin sicher, dass sie dort die Sprache von Grund auf gelernt haben», meint Claudia Weber. Im Chinderhuus wird nicht nur Mundart gesprochen, sondern auch gesungen und erzählt. «Wenn mein Mann und ich uns mal aus Spass am Dialekt probieren, lachen die beiden sich kaputt», schmunzelt die Deutsche. «Ich freue mich, dass für meine Söhne die Sprache so eine Selbstverständlichkeit ist, immerhin ist Sprache das wichtigste Mittel zur Integration».

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