Von ‒ 29. Oktober 2020
Luana Valsangiacomo ist Kapitänin der Frauen-U17-Auswahl des Grasshopper Club Zürich und spielt seit diesem Sommer auch für die Schweizer U17-Frauen-Nationalmannschaft. Begonnen hat die 16-Jährige ihre Karriere beim SC Zollikon.
Fussball war immer sehr präsent in unserer Familie. Mein Vater spielte früher selber lange im Verein, auch an die Spiele meines älteren Bruders bin ich als Kind oft mitgereist. Im Alter von sieben Jahren wollte ich es dann selber wissen und habe mich bei den F-Junioren des SC Zollikon angemeldet. Seither spiele ich im Prinzip Fussball, wann immer ich kann.
Unter dem damaligen Sportchef Alain Sutter organisierte der Grasshopper Club Zürich jeweils Trainingsnachmittage auf dem GC-Campus, um Talente aus der Region zu scouten. Ich habe teilgenommen und merkte schnell, wie viel Spass mir das bereitete. Nach ein paar Trainings wurde ich von den Verantwortlichen zu einem Probetraining eingeladen.
Im Sommer 2015. GC hat danach bei uns angefragt, ob ich mir einen Wechsel vorstellen könnte. Da ich noch mitten in der Saison mit Zollikon war, wollte ich nicht sofort gehen. Also habe ich die Saison beim SCZ fertiggemacht und trainierte parallel bei GC als Gastspielerin. Ein Jahr darauf wechselte ich offiziell zum GC-U14-Frauenteam nach Zürich.
Man kann sicher sagen, dass er einen grossen Einfluss hatte. Seine Leidenschaft für den Sport hat schon immer auf mich abgefärbt, und durch seine frühere Tätigkeit als Masseur bei GC war ihm die Welt des Profifussballs vertraut, was sicherlich eine zusätzliche Rolle spielte. Er macht auch meine Trainingspläne und arbeitet mit mir an meiner Ausdauer. Ohnehin konnte ich all die Jahre voll und ganz auf die Unterstützung meiner Familie zählen, ohne die all das nicht möglich wäre. Der Sport gibt uns allen viel.
Genau (lacht), da sind die drei Fussballer mit meinem Vater, meinem älteren Bruder und mir. Meine Mutter absolviert regelmässig Triathlons, und mein jüngerer Bruder hat von Fussball zu Wasserball gewechselt, wo er es kürzlich in die U13-Auswahl geschafft hat.
Klar, da sind zum Beispiel die Schweizer Mittelfeldspielerin Lia Wälti oder Malin Gut, die beide beim renommierten Londoner Club Arsenal Women FC unter Vertrag stehen. Mit Malin Gut habe ich sogar einmal trainieren dürfen, als sie noch bei GC unter Vertrag war. Das war echt ein besonderes Erlebnis!
Früher war ich vor allem im zentralen Mittelfeld anzutreffen, inzwischen spiele ich immer öfter auch in der Innenverteidigung.
Ja, vor allem die Ruhe am Ball und eine gewisse Geduld waren schon immer Markenzeichen meines Spiels. Eine gute Übersicht gehört sicher auch dazu und vielleicht ein gewisses Gespür für das Spieltempo. Und technisch würde ich mich auch nicht allzu schlecht einschätzen (lacht).
Viermal. Drei Mal mit der Mannschaft und einmal individuell zu Hause, dann aber vor allem Ausdauer und Kraft. Die Disziplin dafür aufzubringen, fällt mir nicht schwer, auch weil wir uns zu Hause in der Familie gegenseitig animieren. So habe ich mich auch im Frühling fit gehalten, als die Saison abgebrochen wurde. Im Mannschaftstraining machen wir ebenfalls viele Läufe sowie Intervalltraining. Dieses soll helfen, die Kondition für die Schlussminuten aufzubauen, um dann nochmals zulegen zu können, wenn der Gegner müde wird.
Wir konnten die Saison im Sommer zum Glück normal beginnen, obschon wir unsere Heimspiele momentan nicht am gewohnten Ort austragen können und immer wieder Spiele verschoben werden. In der Tabelle sind wir momentan auf Rang fünf platziert – von zehn. Damit sind wir grundsätzlich zufrieden, da wir in der aktuellen Altersklasse noch immer auch gegen Jungs spielen.
Das Aufgebot in die Nationalmannschaft diesen Sommer. Ich versuchte mich bereits vor zwei Jahren in den Sichtungstrainings zu beweisen, wo die Scouts der Nationalmannschaft auf Talentsuche sind, scheiterte damals aber knapp in der letzten Runde. Umso mehr freute ich mich, als es beim zweiten Versuch im vergangenen Winter klappte. Ich konnte den Stolz der ganzen Familie spüren!
Im Frühling hatte ich die ersten Leistungstests in Magglingen, danach passierte wegen Corona leider lange nichts. Im Sommer durfte ich nun endlich meine ersten paar Tage Trainingslager erleben. Und kam bei einem Testspiel gegen die U16-Auswahl des FC Rapperswil sogar auf meine ersten Spielminuten für die Schweiz.
Es war eine grosse Ehre, auch wenn es kein offizielles Länderspiel war. Vor allem, weil ich meinen Einsatz gar nicht erwartet hatte. Da sich eine Mitspielerin im Vorfeld des Trainingslagers verletzt hat, konnte ich überhaupt erst nachrutschen. Auch wenn wir das Spiel am Schluss 2:0 verloren haben und ich erst einen Moment brauchte, um mich an die neue Umgebung zu gewöhnen, war es ein schönes Debüt.
Grundsätzlich schon, auch wenn in der Schweiz die meisten Frauen nicht vom Fussball leben können. Das Ausland, zum Beispiel England, würde da schon realistischere Chancen bieten. Momentan bin ich noch am Gymnasium in Küsnacht und möchte mir auch andere berufliche Möglichkeiten offen lassen. Studieren ist auch eine Option, vielleicht kann ich mein Interesse für Sport auf eine andere Weise vertiefen.
Ich versuche einfach, mich täglich zu verbessern. Seit drei Jahren führe ich das Team bei GC nun als Kapitänin, was mir grossen Spass macht. Die Gesamtverantwortung für die Equipe zu haben, ist noch einmal ein ganz anderes Gefühl; auch das Vertrauen des Trainers tut natürlich gut. Im November geht es weiter mit der Nationalmannschaft, das nächste Trainingslager sowie wichtige Leistungsmessungen stehen an. Geht alles gut und kommt sonst nichts dazwischen, sind im Februar die ersten Qualifikationsspiele für die Europameisterschaft 2021 geplant.
Anmerkung: In der Zwischenzeit hat der Schweizer Fussballverband entschieden, alle Nationalmannschafts-Zusammenzüge der Junioren und Juniorinnen des SFV für dieses Jahr abzusagen.
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