Von ‒ 15. April 2021
Als Friedensrichter kümmert sich Peter Isler seit 12 Jahren um die privatrechtlichen Streitigkeiten der Zollikerinnen und Zolliker. Vergangenen März wurde er in seine dritte und letzte Amtszeit gewählt.
Das könnte man meinen, denke ich aber nicht. Bei den soeben erfolgten Wahlen im Kanton Zürich bewarben sich in vielen Gemeinden diverse Personen für den Posten als Friedensrichter. Die Chance, sich gegen einen bisherigen Kandidaten durchzusetzen, ist hingegen relativ gering; vorausgesetzt, dieser erlaubt sich in seiner Amtszeit keine groben Fehler. Für mich ist dies aber meine letzte Amtszeit, soviel ist sicher.
Das stimmt, auf diesen Lebensabschnitt freue ich mich natürlich. Für mich ist der Zeitpunkt, die Arbeit ruhen zu lassen, aber noch nicht gekommen. Die Tätigkeit als Friedensrichter bereitet mir nach wie vor grosse Freude. Und erst vor einigen Monaten habe ich unter «Isler Del Grande» eine neue Anwaltskanzlei im Zürcher Seefeld eröffnet mit den Spezialgebieten Erb-, Prozess- und Scheidungsrecht. In sechs Jahren, wenn auch meine Frau pensioniert ist, ist dann der ideale Zeitpunkt, um aufzuhören.
Im Schnitt rund 70, daraus ergibt sich ein Aufwand von etwa 30 Stellenprozenten. Da ich für den gesamten Prozess alleine verantwortlich bin, ist vieles davon auch administrative Arbeit.
Dieses Jahr sind es tatsächlich bereits überdurchschnittlich viele Fälle. Ob und wie stark Corona und dessen Auswirkungen aber darauf Einfluss nehmen, kann ich noch nicht sagen.
Finanzielle Forderungen machen mit Abstand den grössten Teil aus. Häufig sind auch Erbschaftsstreitigkeiten oder Fälle, die das Arbeitsrecht betreffen.
Solche kommen gar nicht so oft vor, wie man sich vielleicht denken könnte. Zumindest gelangen nicht viele davon bis zu mir; und wenn, dann sind es die typischen Streitigkeiten wie eine zu hochgewachsene Hecke oder ein Baum, der zu weit in den gegenüberliegenden Garten ragt. Solche Fälle kläre ich oft gleich vor Ort, dann wird auch mal ein Strauch ausgemessen – und so oft eine Einigung erzielt.
Das Gefühl, Menschen in Angelegenheiten helfen zu können, die ihnen wichtig sind. Oft sehe ich mich bei einer Verhandlung auch in beratender Position und kann mit meiner Erfahrung eine gute Abschätzung zu Kosten und Dauer eines allfälligen Gerichtsprozesses einbringen. Mein Ziel als Friedensrichter ist es schlussendlich immer, den Parteien den Gang ans Gericht zu ersparen.
In zwei von drei Fällen kann eine aussergerichtliche Einigung erzielt werden. Das entspricht ziemlich genau dem schweizweiten Wert.
Das finde ich auch, und so macht die Arbeit natürlich umso mehr Spass. Zudem gefällt mir, dass im Vergleich zu üblichen juristischen Prozessen schneller ein sichtbares Resultat erzielt wird. Am Ende jeder Verhandlung liegt ein Entscheid vor, sei es eine Einigung oder eine Klagebewilligung fürs Gericht. Ein Fall wird dabei normalerweise in einem Zeitraum von maximal zwei Monaten abgeschlossen.
Bis zu einem Betrag von 2 000 Franken. Hier sind mir deshalb schnell einmal die Hände gebunden. Bis zu einem Streitwert von 5 000 Franken kann ich einen Urteilsvorschlag machen, den die Parteien dann innert 20 Tagen widerrufen können. Aktuell wird in Bern allerdings darüber diskutiert, diesen Betrag auf 10 000 Franken zu erhöhen. Das wäre meiner Meinung nach sinnvoll.
Hier im Zolliker Gemeindehaus, aktuell steht uns der Bodmersaal zur Verfügung. Ich budgetiere jeweils maximal zwei Stunden, bis dahin sollte zwischen den Parteien eine Einigung zustande kommen.
Ich kann mich an eine Anhörung erinnern, an der sich jemand während der ganzen Dauer des Gesprächs partout weigerte, die andere Person anzuschauen. Oder es wird ab und zu verlangt, dass während der Verhandlung ausschliesslich Schweizerdeutsch gesprochen wird. Hier ist dann jeweils etwas Fingerspitzengefühl gefragt. Am Schluss finden wir aber meistens eine Lösung.
Wenn ich mit jemandem per Du bin, weil ich die Person zum Beispiel aus der gemeinsamen Schulzeit kenne, teile ich das immer mit. Meistens ist das dann kein Problem und befangen bin ich deshalb auch nicht. Wenn ich einer Partei aber persönlich zu nahestehe, trete ich in den Ausstand, dann übernimmt eine Kollegin oder ein Kollege aus dem Bezirk den Fall.
Ja, es ist mir wichtig, mein Wissen an die Fachkräfte von morgen weitergeben zu können. Aktuell finden die Seminare an der Hochschule jedoch über das Internet statt. Das sind lange Tage vor dem Bildschirm, die den Wissenstransfer nicht leicht machen. Ich hoffe, dass wir uns an den Schulen bald wieder physisch begegnen können.
Seit ich vor einigen Jahren die Fussballschuhe als Aktiver an den Nagel gehängt habe, habe ich das Biken für mich entdeckt. Eine Velotour über den Pfannenstil macht zum Beispiel grossen Spass! Und am Abend koche ich gerne ein Rezept nach, das mich reizt.
Absolut. Ich habe eine intakte Familie, zwei coole Töchter, bin gesund. Auch der regelmässige soziale Austausch mit meinem Freundeskreis gibt mir viel. Nur schon deshalb würde ich Zollikon nur ungern verlassen. Ich bin hier verwurzelt und geniesse das als grossen Mehrwert in meinem Leben.
Mit Peter Isler sprach Valentin Kaelin
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