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«Ich will auf jeden Fall Weltmeisterin werden»

Von Antje Brechlin ‒ 6. Mai 2021

Die 12-jährige Eugenia Sekulovski ist ein Eiskunstlauf-­Wunderkind. Mit vier Jahren stand die Zollikerin erstmals auf dem Eis, mit elf wurde sie Schweizer Eiskunstlaufmeisterin in der Kategorie Jugend U13. Ihr Ehrgeiz ist enorm, die Ziele klar. In fünf Jahren will sie bei den Olympischen Spielen dabei sein.

Auf dem Eis kaum zu bremsen: Eugenia Sekulovski hat grosse Ziele.
Auf dem Eis kaum zu bremsen: Eugenia Sekulovski hat grosse Ziele. (Bild: zvg)

Wie bist du zum Eiskunstlauf gekommen?

Mit ungefähr vier Jahren stand ich das erste Mal auf dem Eis. Wir wohnten damals in der Nähe der Dolder Eisbahn. Damit ich an der frischen Luft und in Bewegung bin, haben meine Eltern manchmal ­einen Wochenendausflug mit mir dorthin unternommen. Mir machte es einfach Spass, auf dem Eis zu laufen – und so ging ich in den ersten Eislaufkurs. Allerdings probierte ich lieber alleine Sachen aus, als die Übungen im Kurs zu machen. Mit fünf, sechs Jahren sah ich meinen Sport dann mit mehr Ehrgeiz und meine Eltern kümmerten sich um gute Trainer. Es ist nicht so ­einfach, in der Schweiz Trainer zu finden, die Talente fördern. Meine ­Eltern unterstützen mich enorm, zum Beispiel fährt mich meine Mutter täglich zum Training, auch finanziell investieren sie viel. Seit diesem Jahr bin ich beim Dübendorfer Eislaufclub (DEC).

Wieviel Zeit wendest du für das Training auf?

Ich trainiere ungefähr 22 Stunden in der Woche. Teilweise vor dem Schulunterricht, täglich nach der Schule und am Wochenende. Das Training findet aber nicht nur auf dem Eis statt. Dazu gehören auch Konditions- und Krafttraining, Tanz und Ballett, Sprungtechniken auf dem Boden und Dehnübungen.

Du trainierst ja auch teilweise während der Schulzeit. Verpasst du viel Schulstoff?

Ungefähr 30 Prozent des Schul­stoffes verpasse ich zugunsten des Trainings. Ich bin vom Sport, ­Musik, Textilen-Technischen Gestalten (TTG) sowie vom Unterricht im Bildnerischen Gestalten befreit. In Mathe, Deutsch, Englisch, Französisch sowie in Religion und Kultur bin ich dabei. Ich bin eine gute Schülerin und schaffe alles ganz gut. Nur manchmal bin ich nach dem Training ganz schön müde.

Gibt es auch negative Dinge am Leistungssport?

Ich weiss nicht. Ich liebe meinen Sport und will es ja auch nicht anders, aber manchmal vermisse ich es, mit Freunden abzumachen. Beim Eiskunstlauftraining habe ich viele Kollegen, wir verstehen uns gut, sie sind aber bei Wettkämpfen auch meine Konkurrenten. Und: Ich kann fast nie ausschlafen, da ich an den Wochenenden für das Training früh aufstehen muss.

Fällt es dir mal schwer, dich fürs Training zu motivieren?

Sehr selten. Training ist Training. Da gehört Disziplin einfach dazu. Ich fände es auch gemein gegenüber den Trainern und meinen ­Eltern, die sich so für mich einsetzen. Ausserdem will ich noch viel im Eiskunstlauf erreichen. Diese Saison war das Training wegen ­Corona schwierig. Fast alle Wettkämpfe wurden abgesagt. Eine sehr grosse Motivation war für mich ­natürlich, dass ich den Goldtest im März bestanden habe. Der Goldtest ist die höchste Auszeichnung von Swiss Ice Skating.

Du gehörst zur Schweizer Eiskunstlauf-Nationalmannschaft U13. Mit elf Jahren bist du Schweizer Eiskunstlaufmeisterin U13 geworden, warst an internationalen Wettkämpfen in Serbien, Deutschland und Österreich. Auch bei der internationalen Eislaufshow «Art on Ice» hast du mitmachen dürfen. Insgesamt hast du an 40 Wettkämpfen teilgenommen. In der Schweiz gibt es in Deiner Altersklasse ungefähr sieben Konkurrentinnen. Was sind denn deine nächsten Ziele?

In der Saison 22/23 will ich an den Wettkämpfen der ISU-Grand-Prix-Serie teilnehmen. Deshalb bereite ich mich in dieser Saison richtig gut vor und zeige mich von meiner besten Seite. Mein nächstes Ziel ist eine dreifach-dreifach Sprungkombi. Ausserdem bin ich daran, den Dreifach-Axel zu trainieren. Den Vierfach-Salchow und den Vierfach-Toeloop will ich auch einmal springen können. Das sind sehr anspruchsvolle Sprünge, die ich hoffe, bald zu beherrschen.

Hast du Vorbilder im Eislauf?

Meine Vorbilder sind die russische Eiskunstläuferin Alexandra Trusova, die mit 13 Jahren die jüngste Juniorenweltmeisterin wurde, die es bislang gab. Sie war auch die erste Eiskunstläuferin, die einen vierfachen Toeloop und zwei Vierfachsprünge in einem Programm zeigte. Die russische Eiskunstlauftrainerin Eteri Tutberidze, die als beste Trainerin der Welt gilt, ist auch ein grosses Vorbild.

Wie schaffst du es, dich zu motivieren?

Wenn ich die internationale Konkurrenz sehe und Mädchen in meinem Alter Vierfachsprünge springen, dann will ich das auch! An internationalen Wettkämpfen teilnehmen zu können, ist auch ein grosser Ansporn. Und meine Eltern motivieren mich immer sehr.

Hast du Sponsoren, die deine sportliche Karriere unterstützen und dich fördern?

Nein, bisher nicht. Glücklicher­weise unterstützen mich meine ­Eltern, denn mein Sport kostet viel Zeit und auch Geld. Die Eishalle, die Trainer und meine Kleider müssen bezahlt werden, das ist ziemlich viel Geld und dann noch die ganze Fahrerei zu den Trainingshallen und Plätzen. Meine Mama und am Wochenende auch mein Papa sind schon ein bisschen meine Taxifahrer. Ausserdem habe ich ja noch drei Geschwister. ­Meine jüngere Schwester Marina gehört ab der nächsten Saison zum Nationalkader-Nachwuchs im Eiskunstlaufen. Meine beiden kleinen Brüder sind weniger interessiert. Ich bin sehr froh, dass ich so viel Rückhalt von meiner Familie habe.

Was sind deine grössten Ziele?

Also ich will auf jeden Fall Weltmeisterin werden, mindestens aber Europameisterin. Mein grösstes Ziel ist es, Olympiasiegerin zu werden. In fünf Jahren, 2026, will ich bei Olympia in Mailand und Cortina d’Ampezzo dabei sein.

Mit Eugenia Sekulovski sprach Antje Brechlin

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