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Warum fiel die Zolliker Chilbi aus?

Von Antje Brechlin ‒ 16. September 2021

Bereits im April hatte der ­Gemeinderat die Zolliker Chilbi aufgrund der unklaren ­Pandemielage abgesagt. Offen liess er eine «Chilbi light». Während Küsnacht, Erlenbach und andere Zürichsee-Gemeinden Ende August wenigstens eine abgespeckte Version ­feierten, fiel in Zollikon alles aus. Eine Spurensuche.

Viele hofften auf eine Zolliker Chilbi. (Bild: Archiv)

Viele Zolliker hatten nach der Absage im April wenigstens auf eine «Chilbi light» gehofft, traditionsgemäss am letzten Wochenende der Sommerferien. Mitte Juli dann teilte der Zolliker Gemeinderat mit, die Abklärungen des Chilbi-Vereins hätten ergeben, dass auch keine «Chilbi light» stattfinden werde.
Die Pandemielage sei zu unsicher, ­ausserdem seien nicht genügend helfende Hände da, um den Anlass zu stemmen. Man befürchtete die Anordnung von Zutrittskontrollen, Maskenpflicht, Vorweisen eines Impfpasses oder negativem Testresultat. Dieser logistische Aufwand sei kaum zu bewältigen.

Erfolglose Bemühungen

Nun kam es ans Tageslicht: Es gab sehr wohl Bemühungen, eine Chilbi auf die Beine zu stellen. Diese gingen erst einmal nicht vom Chilbi-­Verein und der Gemeinde aus. Der Zolliker Markus Meienberg betreibt seit 12 Jahren den nostalgischen Kinderkettenflieger auf dem Dorfplatz. Bereits im Winter hatte er der Gemeinde mündlich mitgeteilt, falls die Chilbi abgesagt werde, würde er gerne eine Kinderchilbi eigenverantwortlich organisieren. Nach der Absage arbeitete er ein Konzept für eine Kinderchilbi auf dem Dorfplatz aus, mit Corona-Schutzkonzept. Am 13. Mai reichte er seinen Plan beim Zolliker Gemeinderat ein. Er stiess auf taube Ohren und wurde um Geduld bis Ende Juni gebeten. Man wolle die nächsten Schritte des Bundesrates abwarten. Für Markus Meienberg war klar, dass so spät keine vernünftige Chilbi mehr auf die Beine zu stellen war. Auch der Gewerbeverein sowie einige Zolliker Vereine bemühten sich und schrieben Ende Juni eine Mail an Gemeindepräsident Sascha Ullmann. Dieser beauftragte daraufhin Stefano ­Eggenberger, Präsident des Zolliker Chilbi-Vereins, «ein Alternativprogramm im Rahmen eines Sommerfestes» zu organisieren. Für Stefano Eggenberger waren drei Kriterien wichtig: Schutzkonzept, Standort und Vereine. Während er mit dem Kanton und den Behörden die Massnahmen und Umsetzung eines Schutzkonzeptes in der Grössenordnung 3000 bis 5000 Personen prüfte, fragte Monika Kistler, ­Aktuarin des Chilbi-­Vereins, in ­einer Umfrage nach den personellen Ressourcen der Vereine. Viele Mitglieder waren verplant, da sie nicht mehr mit einer Chilbi gerechnet hatten. Zudem habe die Prüfung einer seriösen Umsetzung der geltenden Schutzmassnahmen ergeben, dass Aufwand und Kosten nicht tragbar wären, sowie das Ausmass eines Superspreader-Events nicht vertretbar wäre.

Küsnachter Chilbi

Wie ist es denn möglich, dass die Küsnachter Chilbi, vergleichbar mit Zollikon, was Besucherzahl und Fläche betreffen, fast ohne ­Einschränkungen Ende August stattfinden konnte? Auf unsere Nachfrage waren die Besucherzahlen vergleichbar mit denen eines normalen Chilbijahrs. Alle Schausteller, Markttreibenden und die Gastrobetriebe hätten ein Schutzkonzept vorgewiesen. Besucher wurden mittels Plakaten gebeten, auf einen Mindestabstand zu achten, Masken waren empfohlen und Händedesinfektionsmittel vorhanden. Von Ansteckungen auf der Chilbi habe man im Nachhinein nichts vernommen.

Haltlose Vorwürfe?

Ungeklärt bleibt die Frage, warum Chilbi-Verein und Gemeinde nicht früher und von sich aus begonnen haben, einen Anlass zu organisieren. Jürg Widmer, Präsident des Gewerbevereins, behauptet in seinem Leserbrief im Zolliker Zumiker Bote der letzten Woche, Stefano Eggenberger, ehemaliger Trubenwirt, habe es mit Vereinen, Gewerbe und Feuerwehr verscherzt nach seiner Äusserung, nur für ein Feierabendbier sei man in seinem Lokal nicht willkommen. Doch ohne Netzwerk habe es auch ein Chilbi-Präsident in Zollikon schwer und könne auf keinen Rückhalt hoffen.

Der Vorwurf sei haltlos, sagt Stefano Eggenberger, und stehe nicht im Zusammenhang mit dem Anlass. Der Chilbiverein mit ungefähr 190 Mitgliedern hat Stefano Eggenberger als einzigen Kandidaten letztes Jahr einstimmig zum Präsidenten gewählt. Alleiniger Zweck des Vereins ist, zusammen mit der Politischen Gemeinde und Partnern die Chilbi und den Weihnachtsmarkt durchzuführen.

In Zumikon wird die Chilbi am letzten Septemberwochenende vom 24. bis 26. September stattfinden. Sie ist allerdings viel kleiner und übersichtlicher als in Zollikon und findet ausschliesslich auf dem Dorfplatz statt.

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Eine Antwort

  1. Wenn die Anstrengungen für eine mini Chilbi so verliefen, wie der Kiosk in der Seebadi betrieben wird, gibt es auch 2022 kaum eine Chilbi.

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