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Vorstädter mit Dorfcharakter

Von Simon Bühler ‒ 21. Oktober 2021

Der 49-jährige Bauingenieur und Familienvater Patrick Maag lebt seit 14 Jahren in Zollikon und ist in der Gemeinde bestens vernetzt. Er sitzt im Verwaltungsrat der Netzanstalt Zollikon sowie der Werke am Zürichsee und ist dem Dorf­leben eng verbunden.

Der Zolliker Bauingenieur Patrick Maag ist ein bekennender Heimweh-Bündner. (Bild: sb)

Patrick Maag, warum haben Sie sich als bekennender Heimweh-Bündner ausgerechnet in Zollikon niedergelassen?

Mein Dialekt verrät mich. Ich bin Churer und fühle mich dort wohl, wo ich die Menschen und die Umgebung kenne. Chur oder Zürich waren für mich bereits als Kind Wunschorte, und es war schon immer mein Traum, in Stadtnähe an einem schönen Ort mit Seeanstoss zu wohnen. So sind wir nach Zollikon gekommen. Zwei Jahre wohnten wir an der Rebwiesstrasse, ­danach zogen wir an die Neuackerstrasse im Zollikerberg. Meine Verbundenheit mit Zollikon hat eine Vorgeschichte. 2004 plante ich einen grösseren Umbau im Schwimmbad Fohrbach. Dabei arbeitete ich mit verschiedenen Leuten der Gemeinde gut zusammen und wurde dank meines Bündner-Bonus positiv aufgenommen (lacht). Zollikon ist zudem gut gelegen, da der Weg in die Berge kurz ist.

Sie haben vor drei Jahren die Firma Ihres ehemaligen Arbeitgebers übernommen. Hat es Sie nie gereizt, im Ingenieurbüro Ihres Vaters ­Walter Maag in Chur einzusteigen?

Mein Vater war sehr prägend, insbesondere in Bezug auf meine ­Berufswahl. Ich bin seit 2014 als Geschäftsführer der Hans A. Moser AG an der Firma beteiligt. Seit drei Jahren bin ich alleiniger Inhaber. Den Schritt in die Selbstständigkeit habe ich bewusst unabhängig vom Büro meines Vaters gewählt, und ich habe gut entschieden. Es gefällt mir, mich mit meinen zwölf Mitarbeitenden als unabhängiger Berater zu engagieren, und wir gehen unseren Weg erfolgreich. Achtzig Prozent des Umsatzes erwirtschaften wir in der Stadt Zürich – ein Haifischbecken, wie Sie sich vorstellen können.

Sie sitzen bei der Netzanstalt Zollikon sowie bei den Werken am Zürichsee im Verwaltungsrat. Was bedeuten Ihnen die beiden Mandate?

Die Mandate haben sich durch meine Arbeit und meine Fachkompetenz im Werkleitungs- und Strassenbau ergeben. Sie ermöglichen mir, mich breiter zu engagieren und mein Know-how auch anderweitig zur Verfügung zu stellen. Dazu gehört beispielsweise das Antizipieren von möglichen Schwierigkeiten bei Entscheidungen. Ich verfolge stets das übergeordnete Ziel, die Versorgung der Anwohnenden bestmöglich sicherzustellen und alle Beteiligten verlässlich zu informieren. Den Zuschlag für Aufträge in der Gemeinde Zollikon – wie etwa die neuen Bushaltestellen und den Wendeplatz am Bahnhof Zollikon – erhielt ich mit meiner Firma stets im Ausschreibungsverfahren und unter Konkurrenz.

Sie werden nächstes Jahr fünfzig Jahre alt. Was sind Ihre Ziele für die nächsten Jahre?

Bis im Alter von 65 Jahren habe ich mit meiner Firma in jeder Strasse der Stadt Zürich entweder im Bereich Belagserneuerung oder Werkleitungssanierung etwas gebaut. Dasselbe gilt auch gerne für Zollikon (lacht). Als Gymnasiast galt meine Passion dem Zehnkampf. Das braucht Ausdauer, und ich wollte es weit bringen. Gleichzeitig habe ich immer ein konkretes Handwerk lernen wollen. Mit der Matura stand ich vor der Entscheidung: Medizinstudium oder ETH. Weil man parallel zur ETH viel Sport treiben kann, habe ich mich für die ETH entschieden. Wenn ich heute junge Ingenieure nach ihren Zielen frage, kommt als erste Antwort meistens, ein guter Lohn. Faszination und Befriedigung im Berufsleben entstehen für Ingenieure jedoch in anspruchsvollen und sinnvollen Projekten, die gelingen. Meine Arbeit beinhaltet neben ingenieurtechnischen Herausforderungen immer auch Konfliktlösungen, die Feingefühl und die Fähigkeit erfordern, zwischen unterschiedlichen Interessen zu vermitteln und lösungsorientiert zu argumentieren. Dort vermute ich meine wahren Stärken.

Was ist Ihr Erfolgsrezept, wenn Sie unterschiedliche Interessen in Einklang bringen?

Diese Frage begleitet mein Leben und ist neben der fachlichen Planung und Konzeption menschlich gesehen das eigentlich Interessante an meinem Beruf. Es geht darum, einen klugen Dialog zu führen und abzuklären, wie die unterschied­lichen Bedürfnisse gelagert sind. Jedes Projekt hat immer ein Ziel, es tangiert aber auch viele verschiedene Interessen. Zum Beispiel spielen Aspekte des Klimaschutzes und der Barrierefreiheit eine immer wichtigere Rolle. Die grosse Kunst besteht darin, die Interessen so abzuwägen und unter einen Hut zu bringen, dass am Ende alle zufrieden sind. Das gelingt einem dort besonders gut, wo man die Leute, die Sensibilität und die Umgebung kennt. Wenn man ortsverbunden ist, macht man bessere Arbeit – sei es in Zollikon, Zürich oder Chur. Es geht darum, die Leute mitzunehmen und zu motivieren, am gleichen Strick zu ziehen. Da sind im Fall von Zollikon meine Kontakte zu verschiedenen Vereinen sehr hilfreich. Im Vereinsleben spürt man schnell, was gut läuft und wo der Schuh drückt. Ich habe einen engen Draht zu den Seerettern und weiteren Vereinen wie der Chilbi. Auch besuche ich in Zollikon immer die Gemeindeversammlung. Dort erkennt man, was den Zollikerinnen und Zollikern wichtig ist. Ob es um den öffentlichen Verkehr, Parkplätze oder Klimaprojekte geht, jede Gemeinde und jede Stadt hat ihre Geschichte, ihre Eigenheiten und ihren Stolz.

Wie würden Sie die Eigenheiten von Zollikon beschreiben?

Zollikon ist die Vorstadt von Zürich. Ich habe das Gefühl, dass man hier städtisch denkt, aber – und das ist das Schöne – den Dorfcharakter bewahrt hat. Diesbezüglich gibt es Parallelen zwischen Zollikon und der Stadt Chur. Ich fühle mich beiden Orten eng verbunden, weil ich hier wie dort vertraute Menschen habe, mit denen ich etwas gestalten und – was mir besonders wichtig ist – viel lachen kann.


Steckbrief

Patrick Maag kommt 1972 in Chur zur Welt. Als Jugendlicher gilt seine Passion dem Zehnkampf. Nach der Matura in Chur studiert er an der ETH Bauingenieurwissenschaften und arbeitet danach in Zürich in verschiedenen Ingenieurbüros. Nach dem MBA an der Universität ­Zürich zieht er 2007 mit seiner Familie nach Zollikon. In seiner Freizeit unternimmt der Bündner gerne Hochtouren in den Bergen oder fährt Ski. Daneben ist er in der Leichtathletik Gemeinschaft Küsnacht-Erlenbach als Trainer engagiert und nimmt als Helfer bei der Chilbi und im Seerettungsdienst aktiv am Zolliker Vereinsleben teil.

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