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Nanny oder Krippe? Betreuung hat ihren Preis.

Von Antje Brechlin ‒ 28. Oktober 2021

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Die Akzeptanz von Kinderkrippen und Fremdbetreuung ist bei der älteren Generation geringer als bei jungen Familien. Das mag daran liegen, dass mancher der Meinung ist, Kinder gehören in die Obhut der Mutter. Doch die Zeiten haben sich geändert. Die Nachfrage nach Betreuungsplätzen für das Vorschulalter ist enorm, wenn auch teuer.

Der Bedarf nach Kinderbetreuung im Vorschulalter ist gross. (Bild: Pixabay/ddimitrova)

Frauen wollen heute auch als Mutter ihren Beruf ausüben, und Männer engagieren sich vermehrt in der Familie. Grosseltern sind für die Betreuung der Kinder willkommen. Doch nicht jede junge Familie hat Eltern, die sich dieser Rolle gewachsen fühlen oder übernehmen wollen. Die meisten müssen sich früher oder später mit der Fremdbetreuung ihrer Kinder auseinandersetzen. Kinderkrippe oder Nanny? Per Definition ist eine Nanny zuständig für das Wohlergehen und die Erziehung der Kinder und kleinere Hausarbeiten. Im Zentrum sollte die zuverlässige Betreuung und die altersgemässe Förderung der Kinder stehen. Die Arbeit einer Nanny erfordert fachliche Kompetenzen, wie zum Beispiel die Ausbildung zur Kleinkindbetreuerin und unterscheidet sich klar von Babysittern und Au-pairs, für die keine pädagogische Ausbildung notwendig ist. Für ein 100-Prozent-Pensum einer Nanny zahlt man einen Monatslohn bis 5000 Franken, dies bei einem Stundenlohn von 30 bis 35 Franken, inklusive vier Wochen Ferien. Für gutverdienende Eltern mit mehreren Kindern kann es ein Vorteil sein, eine Nanny zu engagieren. Je nach Situation kann dies günstiger sein, denn die Betreuungsform eignet sich auch, wenn Eltern auf flexible Betreuungszeiten angewiesen sind. Für Familien, die nicht die ganze Woche auf eine Kinderbetreuung angewiesen sind, kommt eventuell das Nanny-­Sharing in Frage: Zwei oder mehrere Familien stellen gemeinsam eine Kinderbetreuerin ein.

Die Alternative wären Kinderkrippen. In Zollikon gibt es insgesamt 350 Krippenplätze, verteilt auf neun Kinderkrippen. In Zumikon sind 89 Krippenplätze auf drei Kinderkrippen verteilt. Die Preise sind hoch: Zwischen 120 und 150 Franken pro Tag kostet die Betreuung der Kleinsten. Nach Angaben der Gemeinden ist der Bedarf an Krippen derzeit in beiden Gemeinden ausreichend. Es sind keine Neueröffnungen geplant. Wartelisten für einen Kitaplatz gibt es derzeit wenig bis gar nicht.

Pro Kinder Krippe

Martina Ehrler ist Krippenleiterin im «Chinderhuus» Zumikon. Die Vorteile für eine Krippe liegen für sie auf der Hand – und Experten teilen ihre Meinung. «Kinder lernen in der Krippe früh den sozialen Umgang miteinander, sie lernen Konflikte lösen und haben eine feste Tagesstruktur.» Eltern sollten bei der Auswahl darauf achten, wie die Stimmung ist, wie die Mitarbeitenden ausgebildet sind, wie hoch der Personalschlüssel und die Fluktuation ist. Gibt es Waldtage oder bestimmte Rituale? Gibt es eine Turnhalle oder einen Garten? Wie sind die Tagesstrukturen? Die Unterschiede sind gross. In der Zumiker Kinderkrippe sind die Anforderungen für eine Anstellung klar geregelt: Die Mitarbeitenden müssen, wie gesetzlich vorgeschrieben, einen Sonderstrafregisterauszug vorweisen. Gewickelt wird nur nach Information der anderen Teammitglieder, die Türen bleiben dabei offen. Jede Gruppe verfügt über ein festes Team von mindestens vier Mitarbeitenden mit je einer vollamtlichen Stelle für Pädagogik und Ausbildung.

Was Eltern bei der Krippenwahl wichtig ist

Maria Herrero ist zufrieden mit der Betreuung in der Zolliker Tandem-Kinderkrippe. (Bild: ab)

Die gebürtige Spanierin Maria ­Herrero lebt in Zollikon. Ihr zweijähriger Sohn Jacobo geht vier Tage die Woche in die zweisprachige Tandem-Kinderkrippe.

«Jacobo war früher in einer anderen Zolliker Krippe untergebracht, aber dort sprachen die Mitarbeitenden nur Deutsch. Für mich ist eine zweisprachige Krippe wichtig, auch eine Routine für die Kinder. Die Tandem-Kinderkrippe hat einen richtigen Lehrplan für die Kids. Ausserdem ist die Kommunikation vorbildlich. Neben dem täglichen Austausch erhalten wir Eltern ­einen Newsletter über geplante ­Aktivitäten, über eine App kann man Fragen stellen, erhält Infos und Bilder des Kindes über Tagesaktivitäten, Essen und Schlafenszeiten. Alle Erzieher sind superprofessionell und haben stets ein Lächeln auf den Lippen. Die Stimmung ist positiv, und Jacobo geht einfach gerne dahin. Das ist für mich als Mutter enorm wichtig, zu wissen, dass sich das Kind wohl fühlt und gut aufgehoben ist.»

Kira Rieder lebt in Zumikon. Mit der Kinderkrippe «Chinderhuus» macht sie nur gute Erfahrungen. (Bild: zvg)

Kira Rieder lebt mit ihrer Familie in Zumikon. Die dreijährige ­Tochter Amelie geht vier Tage in der Woche in die Kinderkrippe «Chinder­huus».

«Ich kenne durch mein erstes Kind, das bereits in den Kindergarten geht, verschiedene Krippen in Zürich und Zumikon. Das Wichtigste ist für uns die Stabilität und Ausbildung der Mitarbeitenden. Hier in ­Zumikon sind die Erzieher lange dabei, das gibt den Kindern zusätzlich Sicherheit. Die Gruppenbetreuer sind Bezugspersonen für meine Tochter und auch ein bisschen wie ein ‹Tantenersatz›. Die jüngeren Mitarbeiter bringen Schwung in die Gruppe und die Stimmung ist super.»

Nicole S. hat sich einige Krippen angeschaut. In der Kimi-Kinderkrippe fühlt sich ihre Tochter Zoe-Dewi sehr wohl. (Bild. zvg)

Nicole S. lebt mit ihrem Mann und der kleinen Tochter im Zollikerberg. Die dreieinhalbjährige Zoe-Dewi hat einen subventionierten Betreuungsplatz und geht für drei Tage die Woche in die Kimi-Kinderkrippe.

«Wir sind mit der Kinderkrippe sehr zufrieden. Uns ist wichtig, dass unsere Tochter viel an der frischen Luft und das Verhältnis zur Bezugsperson gut ist. Das Verhältnis ist familiär und gibt mir die Sicherheit, mein Kind bedenkenlos in andere Hände zu geben. Ausserdem bietet die Krippe einen Waldtag an, den unsere Tochter jeden Mittwoch sehr geniesst. Das Essen ist toll, Zoe-Dewi isst da viele Sachen, die sie zu Hause nicht anrührt. Vorher war sie in ­einer anderen Krippe untergebracht. Dort machten wir nicht so gute Erfahrungen, Zoe-Dewi war ungern dort, das war ein grosses Problem, schliesslich will man sein Kind sicher untergebracht wissen.»

Subventionierte Krippenplätze

Einen subventionierten Krippenplatz erhalten Eltern, beziehungsweise Erziehungsberechtigte in Zollikon bei einem Gesamteinkommen von weniger als 120 000 Franken. In Zollikon ist die Subven­tionierung von Krippenplätzen subjektbezogen, das heisst, Eltern können eine Krippe auswählen, und der unterstützende Betrag wird von der Gemeinde direkt an die Eltern ausbezahlt. Die Höhe richtet sich nach dem Einkommen und Vermögen der Eltern sowie der Haushaltsgrösse. Als Grundlage für die Subventionierungsbeiträge gilt ein maximaler Tagesansatz für eine Ganztagsbetreuung von 120 Franken. Den über diesem Ansatz liegenden Betrag müssen die Eltern übernehmen.

In Zumikon gibt es noch immer eine objektbezogene Subventionierung durch die Gemeinde. Eine ­solche erhält die Kinderkrippe «Chinder­huus»: Das sind jährlich bis zu 400 000 Franken, um das Defizit auszugleichen. Die Krippe bietet subventionierte Plätze für Babys ab zwölf Wochen bis fünf Jahre an. Die beiden anderen zweisprachigen Krippen bieten die Betreuung erst ab 18 Monaten an. Erziehungsberechtigte in Zumikon mit einem Einkommen unter 114 380 Franken zahlen einen einkommensabhängigen Tarif.

Betreuungsgutscheine vom Kanton

In Bezug auf die hohe Kostenbelastung kam jetzt aber Bewegung: Der Zürcher Kantonsrat hat am 31. Mai 2021 entschieden, dass Eltern vom Kanton Betreuungsgutscheine zur Bezahlung von Kindertagesstätten und ähnlichen Einrichtungen erhalten. Der Regierungsrat hat nun zwei Jahre Zeit, Bericht und Antrag auszuarbeiten. Die Entscheide, die der Kantonsrat fällte, werden das Leben vieler Zürcher Familien positiv beeinflussen. Eltern werden künftig weniger für die Betreuung ihrer Kinder zahlen. Auf den Kanton hingegen kommen jährliche Kosten von mehreren hundert Millionen Franken zu.

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