Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 18. November 2021
Neben bekannt überdimensionierten Werken zeigt André Becchio neu auch filigrane Figuren.
Wenn irgendwo Rauch ist, ist da auch ein Feuer. Wenn in Zumikon irgendwo ein Feuer ist, ist da auch André Becchio. So auch vergangene Woche, als er in der Milchhütte erstmals seine neuesten Objekte aus Holz zeigte. Normalerweise sind Ausstellungseröffnungen Vernissagen, beim heimischen Künstler sind es stets Events. Locker verteilte Stühle laden dicht an die Feuerstelle ein, es gibt eine heisse Suppe, kühle Getränke und frische Maronis. Das Alter der Besucher liegt irgendwo zwischen acht und achtzig. André Becchio schafft Werke, die konkreter nicht sein könnten. Immer mit einem Augenzwinkern, auch mit mahnendem Blick. Ungewöhnlich ist, dass er vermehrt Werke für die Wand gefertigt hat. Dass er es gerne tierisch mag, ist bekannt. Am Matterhorn grüsste eine XL-Ente; die Zumiker erinnern sich gerne an die Pinguinparade auf dem Dorfplatz. Nun ist es ein übergrosser Panda mit «Jö-Effekt», der vor der Galerie Milchhütte verweilt. André Becchio liebt Überdimensioniertes. Sein bekanntes Motto: Klotzen, nicht kleckern. Aber er kann auch anders. In seinen neuen Exponaten finden sich unzählige winzige Figuren aus der Welt der Modelleisenbahn. Er räumt gerne ein, dass Frau und Tochter geholfen hätten, die filigranen Personen mit Sekundenkleber zu platzieren. Zum Beispiel beim «Walk of peace». Auf einem Holzgewehr laufen sie – mit Plakaten aus der Friedensbewegung. Das ist neu – André Becchio bezieht Stellung.
Wenn ein Thema seit fast zwei Jahren die Welt beherrscht, kommen auch Künstler nicht daran vorbei. Doch bei den Werken zu Corona wird sein humoristischer Zug wieder deutlich. Mit einer hölzernen Klopapierrolle (auf der auch Menschen tanzen) namens «Hamsterkäufe» erinnert er an die Zeit, als die Angst vor einem schmutzigen Po für leere Regale sorgte.
Becchio hat schon vieles gemacht in seinem Leben. Er war Koch, Tauchlehrer, Handwerker, ist Jugendarbeiter und im wahrsten Sinne ein Naturbursche. Auch das ist in der Ausstellung, die noch bis zum 21. November läuft, zu sehen. Seine Leidenschaft fürs Mountainbiken findet sich in dem steilen Berg, den mehrere Velofahrer zu erklimmen versuchen. Seine Vorliebe fürs Rollbrett findet sich in einer Baumscheibe, in der erst bei genauem Hinsehen ein Skater scheinbar mit der Geschwindigkeit kämpft. Zu spüren ist auch seine Liebe für die Berge. Viel Schnee – samt Schneemann – ist in den beiden Räumen zu sehen. Noch bis kurz vor der Ausstellung hat der Zumiker gesägt und geschliffen; es riecht wunderbar nach Holz.
Oft kommt André Becchio mit seiner Kunst zu den Leuten. Auf dem Zumiker Dorfplatz steht ein grosses, gemütliches Holzsofa. Einen Schulhof bestückte er mit einem überdimensioniertem Bleistift. Jetzt können die Betrachter zu ihm und seinen Werken kommen.
Galerie Milchhütte, Ausstellung bis zum 21. November. Öffnungszeiten: Donnerstag und Freitag von 17 bis 19 Uhr, Samstag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr.
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