Die Natur auf dem Teller

Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 2. Dezember 2021

Für ihr eigenes Kochbuch ­spaziert Charlotte Fretz über den Pfannenstiel. Mit «Streif­züge durch Küche und Natur» hat die gebürtige Zumikerin Charlotte Fretz ein Kochbuch publiziert, das wirklich beides macht: Appetit auf feines Essen und Lust auf einen Spaziergang. Die 65-Jährige hat über 90 Gerichte und Köstlichkeiten zusammengetragen.

Charlotte Fretz ist oft im Garten anzutreffen. Hier findet sie Anregungen für neue Rezepte und Kombinationen. (Bild: zvg)

Was verbindet Sie mit dem Pfannenstiel?

Ich bin in Zumikon aufgewachsen und wohne seit neun Jahren mit meiner Familie wieder ganz in der Nähe. Gerne denke ich an die in dieser Gegend verbrachte Kindheit zurück. Ich habe die märchenhaften Winter sowie die nach Heu und Linden duftenden Sommer, dieses Glück, die Jahreszeiten hautnah zu erleben, als grossen Schatz verinnerlicht und bewahrt. Für mein Kochbuch spazierte ich oft über den Pfannenstiel und brachte essbare Köstlichkeiten mit nach Hause. Deshalb ist es mir in meinem Kochbuch ein Anliegen, den Rezepten stimmungsvolle Bilder und Erzählungen vom Pfannenstiel an die Seite zu stellen.

Wie sind Sie zum Kochen ­gekommen?

Das Bewirten von Gästen hat mir immer viel Freude gemacht, und so beschloss ich – nachdem ich viele Jahre Tanzen unterrichtet hatte – das Kochen zu meinem zweiten Beruf zu machen und erwarb das Wirtepatent. Das war seinerzeit noch nötig, wenn man ein eigenes Restaurant führen wollte. Ich lernte viel über Lebensmittel, über Wein, über das Servieren. Ein Restaurant wurde es dann allerdings nicht, aber vier Jahre nach der Geburt meines Sohnes gründete ich 2001 einen Kochservice. Für Familienfeiern, Geburtstage oder Hochzeiten konnte man mich engagieren. Mit der Hilfe meines Mannes, der nebst seinem Job in seiner Freizeit oft für den Service einsprang, bekochte ich meine Gäste vor Ort.

Soeben ist Ihr Kochbuch ­erschienen. Wie kam es dazu?

Aus meiner Zeit als Stör- und Gastköchin kann ich inzwischen aus einem reichen Fundus an Erfahrung und Rezepten schöpfen. Nebst dem Kochen fotografiere ich auch leidenschaftlich gerne. Die Vision für dieses Kochbuch entstand, als ich beides zu kombinieren begann und meine Gerichte schön arrangiert fotografisch festhielt. Mit der wachsenden Zahl an Fotos und ­Rezepten, der Idee für das Konzept sowie den frisch erworbenen Kenntnissen für Buchdesign entschloss ich mich, das Projekt anzupacken. Ich habe es mit Herzblut sowie der Unterstützung meiner Familie über fast drei Jahre geschrieben und gestaltet.

Wie haben Sie Ihre Rezepte entwickelt?

Es sind vor allem die einfachen Zutaten, die mich zu meinen Rezepten inspirieren. Ich experimentiere ­gerne und überlege, welche Geschmacksrichtungen zueinander passen könnten. Meine Rezepte sind nicht exotisch, sie kombinieren regionale Produkte und heimische Zutaten. Meistens braucht es für ein feines Gericht nur eine aussergewöhnliche Zutat, wie etwa ein spezielles Gewürz oder Kräutlein und schon bekommt es seinen ganz besonderen Charakter.

Wie kommen Sie auf den Titel «Streifzüge»?

Ich liebe es, von meinen Spaziergängen essbare Schätze wie Blüten, Beeren und Kräuter mit nach Hause zu bringen und auf dem Heimweg Käse, Milch und Eier in den kleinen Hofläden einzukaufen, um daraus Gutes und Wohltuendes zu kochen. Kochen und das damit verbundene Erleben der heimatlichen Natur sind mir ein Herzensanliegen. Auch die Auswahl der Rezepte folgen eigentlich keinem festen Prinzip, gekocht habe ich gewissermassen was mir spontan einfiel und worauf ich Lust hatte.

Dem Buch ist zu entnehmen, dass Sie gerne gärtnern.

Der Garten ist uns als Familie wichtig. Mir reicht es, mich um die Kräuter und die Blumen zu kümmern, aber mein Mann und mein Sohn ziehen eigenes Gemüse, pflegen die Obstbäume, mein Sohn hegt und pflegt ausserdem seine Bienenvölker im Garten. Und ja, wir freuen uns, wenn Beeren und Obst frisch gepflückt und Gemüse frisch aus der Erde gezogen in die Küche kommen.

Was ist an Ihrem Kochbuch besonders?

Es soll ein Stück Glückseligkeit im Alltag vermitteln: Es nimmt Sie mit auf genussvolle Streifzüge durch Küche und Natur, inspiriert zum Nachkochen und lädt zum Verweilen, Schauen und Geniessen ein. Ergänzend zu den Rezepten und den stimmungsvollen Impressionen aus dem Garten und vom Pfannenstiel erzähle ich in den zur jeweiligen Jahreszeit passenden «Intermezzi» von unseren Bienen, vom eigenen Honig und von selbst angesetztem Apfelschnaps. «Streifzüge durch Küche und Natur» ist ein Herzensprojekt – fotografiert, geschrieben und gestaltet aus einer Hand.

«Streifzüge durch Küche und Natur» ist auch in der Buchhandlung Wolf in Küsnacht erhältlich.


Lauch-Ziegenkäse-Flan mit Preiselbeeren

Für 4–5 Personen

Zutaten
Öl für die Form
3–4 Strudel- oder Filoteigblätter

Für die Füllung
400 g Lauch
2 EL Olivenöl
Für den Guss
2 Eier
250 ml Halbrahm
250 g Ziegenfrischkäse
1–2 EL Zitronensaft
Salz und Cayennepfeffer

Ausserdem
1 Gläschen eingemachte Preiselbeeren

Zubereitung
Für die Dekoration die äusserste Schicht eines Lauchstängels auf die Seite legen. Den Lauch waschen, trocknen und in feine Streifen schneiden. In einer Pfanne das Olivenöl erhitzen und den Lauch darin bei mittlerer Hitze 10 Minuten unter Wenden dünsten, dann auskühlen lassen.
Alle Zutaten für den Guss in eine Schüssel geben und mit dem Schwingbesen glatt rühren. Mit Salz und Cayennepfeffer würzig abschmecken.
Den Ofen auf 180 Grad Umluft vorheizen.
Eine Springform von 22 cm Durchmesser leicht einölen, die Strudelteigblätter darin auslegen und überhängende Teigstücke auf die Höhe der Form zuschneiden. Den ausgekühlten Lauch auf dem Teigboden gleichmässig verteilen und die Rahm-Käse-Mischung darübergiessen. Die Springform in den vorgeheizten Ofen schieben und den Flan 35–40 Minuten goldbraun backen.
Für die Dekoration das Lauchblatt in dünne Streifchen schneiden. Den Flan sorgfältig aus der Form lösen und in Stücke schneiden. Zum Servieren auf gewärmten Tellern anrichten, mit den Lauchstreifchen garnieren und dazu die Preiselbeeren reichen.

Tipp
Zum Flan passt ein knackiger Endiviensalat. Für eine leichte Salatsauce Sonnenblumenöl, Zitronensaft, Salz und frisch gemahlenen Pfeffer anrühren und über den Salat geben.

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