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Schnelles Geld hat seinen Preis

Von Franca Siegfried ‒ 20. Januar 2022

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Wer viel Kapital hat, bezahlt Negativzinsen. Aus diesem Grund betreiben Banken und die FIFA zur Zinsminimierung einen Geldverleih für Gemeinden. Kurzfristige finanzielle Engpässe gehören in Gemeindekassen zum Alltag – auch in Zumikon.

Die FIFA ist für einige Gemeinden ein attraktiver Geldgeber. (Bild: cef)

Negativzinsen sind rechnerisch eine simple Sache. Ein positiver Zins von einem Prozent macht im Laufe eines Jahres aus 100 Franken 101 Franken – ein Negativzins von einem Prozent hingegen lässt nur 99 Franken übrig. Die aktuelle Situation ist paradox: Wer viel Geld hat und keine Lust auf Strafzinsen, der kommt auf die Idee, sein Geld kurzfristig für geringeren Negativzins zu verleihen. Unter dem Strich kommt es billiger, als Strafzins zu bezahlen.

Seit einigen Tagen häufen sich in den Medien aufgeregte Meldungen von Gemeinden, die bei der FIFA Geld leihen. Darunter auch Zumikon. Die Erklärung von Gemeindeschreiber Thomas Kauflin tönt weniger aufgeregt, sondern vielmehr pragmatisch. Auf der Plattform www.loanboox.ch, meist nur von der Öffentlichen Hand genutzt, kann der Finanzbedarf angegeben werden. Auf Anfrage offerieren Grossbanken, etwa UBS, CS oder Raiffeisen, aber auch Pensionskassen, Geld zu günstigen Konditionen. Zu den Banken gesellt sich auch die FIFA mit Hauptsitz in Zürich. «Finanztechnisch ist es eine Verwaltungsaufgabe, kurzfristig Geld zu beschaffen für laufende Zahlungen», sagt Thomas Kauflin. Die Steuerzahlungen füllen die Kasse. Es sind jedoch nur wenige, die anfangs Jahr alles bezahlen. Die meisten nutzen die Möglichkeit der Ratenzahlung. «Dies bedeutet, dass wir im Juni, September und Dezember mehr Geld zur Verfügung haben.» Dadurch kann es bei Projekten, etwa bei Bauvorhaben, zu kurzfristigen finanziellen Engpässen kommen, weil gewisse Zahlungen früher fällig werden. Seit einigen Jahren leiht Zumikon, wie viele andere Gemeinden auch, sich kurzfristig Geld. «Gemäss einer internen Richtlinie berücksichtigen wir nur Schweizer Institutionen», betont der Gemeindeschreiber. «Es gilt Angebot und Nachfrage, macht die FIFA das beste Zinsangebot, schliessen wir dort ab.» Das Ressort Finanzen ist beauftragt, so kostengünstig wie möglich zu arbeiten. «Wir bereichern uns nicht mit der FIFA. Der Verband ist unkompliziert, nach Ablauf des Kredites können wir die Zinsen direkt vom Betrag abziehen und zahlen nur die Differenz zurück.» Seit gut zwei Jahren benützt Zumikon diese Plattform für Kredite und schliesst ab und zu ein Darlehen mit der FIFA ab.

In Rückstellungen sieht der Gemeindeschreiber keine Möglichkeit, solche Kreditgeschäfte zu umgehen. «Der Kanton ist kritisch Rückstellungen gegenüber, da sie die Bilanz verfälschen können – es gibt da strenge Vorgaben», erklärt Thomas Kauflin. «Auch den Steuerfuss anzuheben für Geld auf Vorrat ist verständlicherweise verpönt.» Diskussionen um Skrupel mit den Milliarden der FIFA lösen sich vielleicht schon bald in Luft auf – es kursieren Gerüchte, dass der Hauptsitz von Zürich nach Paris verlegt wird.

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