Suche

Genderthema an Fasnacht

Von Antje Brechlin ‒ 10. Februar 2022

«Jungs gehen als Mädchen und Mädchen gehen als Jungs». Das war am vergangenen Mittwoch das Thema des Verkleidungs­tages an der Primarschule Oescher. Gendern ist auch Jahresthema im Schülerparlament.

Die Zeiten, in denen sich Mädchen als Prinzessinnen und Jungen als Piraten verkleidet haben, scheinen vorbei. (Bild: Archiv)
Die Zeiten, in denen sich Mädchen als Prinzessinnen und Jungen als Piraten verkleidet haben, scheinen vorbei. (Bild: Archiv)

Der Verkleidungstag an der Schule Oescher ist an die Fasnacht angelehnt, die bekanntlich gerade stattfindet. Das Thema «Jungs gehen als Mädchen und Mädchen gehen als Jungs» war ­eines der Topfavoriten für den Verkleidungstag und setzte sich gegen die anderen Topthemen «Monster» und «Disco» klar durch. Gendern ist an der Schule Oescher laut Aussagen von Schulleiter Georges Behna ein Thema, das die Kinder beschäftigt. So sehr beschäftigt, dass das Schülerparlament, bestehend aus Schülervertretern jeder Klasse ab der 2. Primarstufe, Gendern an der Schule als Jahresthema vorschlug. Ist ein Verkleidungstag für Kinder spannend, wenn sich Mädchen als Jungen und Jungen als Mädchen verkleiden sollen, wenn schon vorgegeben wird, als was die Kinder sich verkleiden? Schliesslich ist die Kinderwelt nirgends so eindeutig in Geschlechter eingeteilt wie zu Fasnachtszeiten. Selbst kleine Mädchen, die im Alltag meistens Hosen tragen und zu Hause «Feuerwehrmann Sam» gucken, wollen im rosa Rüschenkleid zum Kinder­karneval. Eine nichtrepräsentative Umfrage unter Kindern der Primarschule ergab aber, dass das Thema «Jungs gehen als Mädchen und Mädchen gehen als Jungs» bei vielen Kindern gut ankam. Die meisten fanden es lustig und cool. Nur einzelne, meist Jungen, reagierten zurückhaltend und machten bei der freiwilligen Verkleide-Aktion nicht mit. Dass gerade Mädchen das Thema spannender finden, ist nicht ungewöhnlich, denn viele ziehen sich im normalen Leben ähnlich an wie Jungs. Für Jungs ist der Rollenwechsel schwieriger, weil anders als bei Mädchen die Rolle als Junge oder Mann durch einen Kleiderwechsel in Frage gestellt wird. Ein Mädchen wird auch mit Hoodie und Baggy Pants als Mädchen wahr­genommen, ein Junge läuft Gefahr, als homosexuell oder Dragqueen eingeschätzt zu werden. Laut Georges Behna steckt aber «keine tiefere ­pädagogische Begründung» hinter dem Verkleide-Anlass. Die Kinder hätten sich für dieses Thema entschieden und letztlich war es ein basisdemokratischer Prozess, der zum Ergebnis führte.

Werbung

Verwandte Artikel

3 Antworten

  1. Moment mal: Für Mädchen ist es normal, mit Hosen herumzulaufen. Für Buben (sorry Frau Schlieper: ein Helvetismus) ist es aber schwierig, Mädchenkleider zu tragen. Einmal mehr werden also die Bedürfnisse der Buben stärker wahrgenommen. Wieso kommt mir das so bekannt vor? Wieso macht mich das so richtig sauer? Und dann wird das auch noch unter dem Gender-Deckmäntelchen versteckt. Sollen doch die Buben mal einfach so, ohne Fasnacht, mit Mädchenkleidern in die Schule! Da könnte dann so richtig gegendert werden.

    1. Hallo Betti
      Ich verstehe deine Aufregung nicht! Es war schon immer so, dass die Mädchen, junge Frauen und reife Frauen „unsere“ Hosen trugen. Das wird sich wahrscheinlich auch nie ändern! Aber wenn die Jungs mit Mädchenkleider rumlaufen würden, dass würde gar nicht gut in der Gesellschaft ankommen und sieht auch lächerlich aus! Ich persönlich würde zum Beispiel nie mit einem Minirock freiwillig rum laufen. Dazu sind meine Beine zu haarig ????

  2. «Gendern ist an der Schule Oescher ein Thema, das die Kinder beschäftigt. So sehr beschäftigt, dass das Schülerparlament, bestehend aus Schülervertretern jeder Klasse ab der 2. Primarstufe, Gendern an der Schule als Jahresthema vorschlug.»
    Wers glaubt, wird selig.

Newsletter

Abonnieren Sie unseren wöchentlichen Newsletter und lesen sie die neusten Artikel einen Tag vor der Print-Veröffentlichung.

ANMELDEN

Herzlich willkommen! Melden Sie sich mit Ihrem Konto an.