Von Geistern befreit

Von Ramona Bussien ‒ 10. Februar 2022

Seit Anfang Februar steht das «Richttannli» auf dem Dach des neuen Forsthauses. Ein alter Brauch, den man in Zollikon zelebriert.

Von der Holzkorporation Zollikon über die Boesch Holzbau AG und die Heer Architektur GmbH bis zum ­Gemeindepräsidenten versammelte man sich auf dem Dach des neuen Forsthauses. (Bild: rb)
Von der Holzkorporation Zollikon über die Boesch Holzbau AG und die Heer Architektur GmbH bis zum ­Gemeindepräsidenten versammelte man sich auf dem Dach des neuen Forsthauses. (Bild: rb)

Der Rohbau des neuen Forsthauses ist fertig. Ganz nach alter Zimmermannstradition versammelten sich die Feiernden auf dem Dach des neuen Forsthauses, wo Simon Glanzmann, Geschäftsführer der Boesch Holzbau AG, seine Rede hielt und die Burschen mit Beil und Lärmlust zum Feierabendklopfen ausholen durften.

Seit über sieben Jahren ist der Bau eines neuen Forsthauses im Zolliker Wald im Gespräch. Vor allem die alte Forsthütte Feufbüel beschäftigt die Gemeinde. Gemäss Fritz Wolf, Präsident des Quartiervereins Zollikon, steht ihr Schicksal unter keinem guten Stern. Für die Holzkorporation Zollikon aber, die Boesch Holzbau AG, die Heer Architektur GmbH und all die anderen, die an der Planung und der Realisierung des Neubaus beteiligt waren, gab es am Freitag Grund zum Feiern. Nach zahllosen schweisstreibenden Stunden haben sich die Handwerker ihr Richtfest (auf Schweizerdeutsch «Ufrichti») verdient.

Das Mittelalter überdauert

Ob Richtfest, Dachgleiche oder Hebe­schmaus, die Aufrichte trägt vielerlei Namen. Seit jeher gilt die Feier in erster Linie den Handwerkern. Im 14. Jahrhundert, als noch Zünfte die Gewerbslandschaft prägten und Handwerker als Gesellen umherzogen, war die Aufrichte mehr als nur Dankeschön und Würdigung des Bauherrn an seine Arbeiter. An diesem Tag erhielten die Handwerker mindestens einen Teil ihrer Bezahlung – als Münzen oder in Form von Speis und Trank. Um ihren Bauherrn an die Bezahlung zu erinnern, hingen die Handwerker ihre Tücher an den Richtbaum. Heute schmücken ihn rote, weisse und blaue Bänder.

Böse Geister aus dem Neubau geklopft

Nebst dem «Richttannli» erinnerte schliesslich auch das Feierabendklopfen an vergangene Zeiten. An Zeiten, als die Handwerker selbst noch keine Uhren besassen, als der Zimmermann «zum Feierabend klopfte». Freilich an Zeiten, als der Wald im Volksglauben noch beseelt und voller Geister war. Axtschlag um Axtschlag hallte der Lärm über den Dachfirst hinaus und verlor sich zwischen den Stämmen des Zolliker Walds. Schenkt man alten Vorstellungen Glauben, vertreibt der Lärm die bösen Geister. Den Brauch des «Richttannlis» könnte man als Dankeschön an den Zolliker Wald deuten, dem jedes Stück Holz der neuen Forsthütte entstammt.

Wie es weitergeht

In den folgenden Tagen und Wochen werden die Aussenwände und die Bedachung fertiggestellt. Ab April folgt der Innenausbau. Und die Beteiligten sind guter Dinge, dass die Holzkorporation Zollikon das neue Forsthaus ab Mitte August endlich in Betrieb nehmen kann.

 

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