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«Zusammen nach Lösungen suchen»

Von Franca Siegfried ‒ 7. April 2022

Wie sich Mirco Sennhauser zwischen unterschiedlichen Welten bewegt, als Bauleiter und ehemaliger Handwerker. Seine Töchter sind begeistert, dass er auch handwerklich begabt ist.

Mirco Sennhauser übernimmt Aufträge für Bauherrenberatung sowie Bau- und Projektmanagement, doch seine Wurzeln als Zimmermann und die Zeit als Handwerker werde er nie vergessen. (Bild: fs)

«Däddy flickä», die Bitte der beiden Töchter klingt wie Musik in den Ohren von Mirco Sennhauser. Ciela (5) und Aylin (3) schätzen das handwerkliche Geschick ihres Vaters. Er flickt ihre Spielzeuge aus Holz, baut einen Sandkasten im Garten für Sandburgen. Er zimmert ihnen auch ein Hochbeet, damit alle zusammen bequem gärtnern können. Holz ist der bevorzugte Baustoff des 43-Jährigen. Obwohl Mirco Sennhauser heute als Selbstständiger Aufträge für Bauherrenberatungen sowie Bau- und Projektmanagement übernimmt, besinnt er sich immer noch auf seine Wurzeln. «Ich habe eine Lehre als Zimmermann in Herrliberg gemacht.»

Spricht der US-Amerikaner Richard Sennett, einer der herausragenden Kulturphilosophen und Soziologen, von handwerklichem Können, meint er nicht technische Praxis. Er beschreibt damit das Bestreben, eine Tätigkeit mit Hingabe zu machen. «Der Handwerker steht für die besondere menschliche Möglichkeit engagierten Tuns», schreibt er in seiner Studie «Handwerk». Handwerkliches Können hält zwei emotionale Belohnungen für den Erwerb von Fähigkeiten bereit: eine Verankerung in der Realität und der Stolz auf die eigene Arbeit. Richard Sennett plädiert dafür, die Trennlinie zwischen Praxis, Theorie, ­Macher, Manager und Nutzer aufzulösen. Der Familienalltag von Mirco Sennhauser ist ein anschauliches Beispiel dafür, wie der Vater die Anerkennung seiner Töchter gewinnt – «Däddy» kann reparieren, konstruieren und bauen. Sennhausers Nachbarn an der Grundstrasse wissen auch, dass er sich über jedes gute Stück Holz freut und bringen ihm Bretter und Palette, für die sie keine Verwendung mehr sehen. Er zimmert in seiner Freizeit neue Möbel und erweckt den Rohstoff Holz zu neuem Leben.

«Ich bin als Lehrling auf dem Bau erwachsen geworden», erzählt ­Mirco Sennhauser. «Es war manchmal taff, der Ton etwas rauer, aber ich wusste immer, dass sich alle nach der Diskussion wieder beruhigen. Selten wird gemauschelt. Ein Haus kann nur fertig gebaut werden, wenn alle zusammen nach Lösungen suchen.» Diese Qualität der Teamarbeit fasziniert ihn. Also ­absolviert er an der Gewerblichen Berufsschule in Wetzikon den Bauleiterlehrgang und in Zürich den Lehrgang zum Immobilienbewerter. Drei Abende und jeweils am Samstag ganztags, aufwändig ist diese Ausbildung und dauert acht Semester. Und so wird er Bauleiter bei einem regionalem General­unternehmer, der Werubau AG in Meilen. Schon sein Grossvater besass eine Baufirma in St. Gallen.

Mirco Sennhauser ist in Herrliberg aufgewachsen. Seine Familiengeschichte ist die Geschichte einer Patchworkfamilie mit Halbschwestern und -brüdern verschiedener Altersklassen. Er pflegt seinen eigenen Kreis von Kollegen, Freunden und Gleichgesinnten. Das tut er heute noch als Familienvater. Zusammen mit befreundeten Familien planen sie ihre Ferien. Mit den Kindern ins Tessin fahren und Zelte aufstellen oder zusammen in den Bergen Skier anschnallen. Familie Sennhauser will keine fixen Ferienorte: «Uns ist es wichtig, immer wieder Neues zu entdecken.» Das Paar hat vor sechs Jahren geheiratet. Madeleine Sennhauser arbeitete mehrere Jahre lang als Pflegefachfrau in einer Notfallklinik. Jetzt hat sie eine Stelle in der Universitätsklinik in Zürich mit Arbeitszeiten, die sich besser mit der Familie vereinbaren lassen. Mirco Sennhauser ist beeindruckt, was seine Frau im Beruf alles bewäl­tigen muss. Er sieht auch Vorteile für seine Mädchen, die durch ihre Mutter beste medizinische Betreuung geniessen: «Das ist praktisch.» Wer sich im Wohnzimmer nach einem Fernsehgerät umschaut, kann lange suchen. Tagesschau und Doku-Sendungen schauen sie auf dem iPad. Dafür steht ein Klavier aus dunklem Holz im Esszimmer. Das Instrument hat schon ­einige Jahre auf der Tastatur. «Als Teenager habe ich aufgehört, Klavier zu üben», bedauert Mirco Sennhauser. «Meine Töchter dürfen jedoch darauf spielen. Sie wissen genau, dass sie zuerst ihre Hände waschen müssen, bevor sie auf die Tasten drücken. Sie gehen sehr sorgfältig mit dem Instrument um.» Die beiden Mädchen haben schon jetzt begriffen, dass er ihre Bitte «Däddy flickä» beim Klavier nicht erfüllen kann.

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