Jung und Alt im Gespräch

Von Zolliker Zumiker Bote ‒ 19. Mai 2022

Ludwig Hasler, Zolliker Philosoph, gilt als erfolgreichster Vortragsreisender der Schweiz. 2019 erschien sein Buch «Für ein Alter, das noch was vorhat», noch heute ein philosophischer Bestseller. Zwei Stiftungen gingen daraus hervor, Parteien, Wirtschaftsverbände greifen seine Ideen auf. Seit zwei Jahren führt er (78) einen Briefwechsel mit einer exakt 50 Jahre jüngeren Frau, er ist zur Kult-Kolumne geworden – und nun als Buch erschienen. Am 20. Mai war Vernissage, nebenan im Seefeld.

Der Zolliker Philosoph Ludwig Hasler stellt sein neues Buch vor.  (Bild: zvg)
Der Zolliker Philosoph Ludwig Hasler stellt sein neues Buch vor. (Bild: zvg)

Ludwig Hasler, Sie geben den Alten den Takt an. Warum suchen Sie jetzt den Dialog mit den Jungen?

Nun, ich will ja, dass wir Alten wieder gesellschaftliche Akteure werden, nicht 30 Jahre Urlaub machen, quasi als Passivmitglieder. Dann müssen wir uns mit den Haupt­akteuren verständigen, also den Jungen. Die sind grad die aktuellste Ausgabe der Menschheit, sie übernehmen die Welt, hoffentlich mit eigenen Ideen. Sie müssen einverstanden sein mit den Rollen, die wir übernehmen wollen.

Und, wie läuft der Dialog?

Ungewohnt. Gleichaltrige sagen mir, sie verstehen sich prima mit den Enkeln. Ja, ja, ist gratis. Ich unterhalte mich mit einer jungen Frau, die ich kaum kenne, sie ist äusserst intelligent, selbständig, widerborstig. Sie findet uns Alte in mancher Hinsicht jenseitig. Etwa in unserer Besserwisserei, in unserer Blindheit gegenüber den Dreckseiten unseres Wohlstands. Sie ­findet auch die Art, wie wir auf Weinreisen gehen, total schwachsinnig. Trotzdem reden wir nun jede Woche über Bildung und Sex und Mode und Arbeit und Ehe und Online …

Trotzdem können Sie sich schliesslich einigen?

Selten. Mir ist wichtiger, die Differenzen sichtbar zu machen. Die sind enorm. Zum Beispiel: Meine Generation lebt im (stolzen) Bewusstsein, den Wohlstand erarbeitet zu haben, den die Jungen geschenkt kriegen. Dafür erwarten wir, zumindest insgeheim: Dankbarkeit. Und was kriegen wir? ­Prügel. Plausibel ist beides: Ja, wir ­Alten arbeiteten hart am Wohlstand. Und ja, wir blendeten gern aus, was Junge uns vorwerfen: Wir fuhrwerkten rücksichtslos über den ­Planeten. Darüber können wir uns nur unterhalten, wenn wir uns klarmachen, wie unterschiedlich wir biografisch gestartet und unterwegs sind.

Mit Ludwig Hasler sprach Eva Schläpfer

Samantha Zaugg / Ludwig Hasler: Jung & Alt. Zürcher Vernissage. 20. Mai, 19 Uhr, GZ Riesbach

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