Von Ramona Bussien ‒ 2. Juni 2022
Ernst Fröhlich hat viele Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer das Schulhaus Oescher betreten und verlassen sehen. Auch seine Position früher als Hauswart heute als Leiter Hausdienst Technik ist in den vergangenen 19 Jahren nicht dieselbe geblieben. Auf Ende des Schuljahres geht er in Pension.
Grummelnd schlurft er in seinem blauen Arbeitskittel um die Ecke, den Besen fest im Griff, mindestens ein Auge auf den nächsten Schüler gerichtet. Nein. Nicht Ernst Fröhlich. Sein fiktiver Kollege. Ein Stereotyp. Diesen Hauswart kennen wir aus TV-Filmen und Romanen. In den Harry-Potter-Büchern trug der Hausmeister noch eine mindestens so mürrische Katze in den Armen. Wehe jedem, der gegen die Schulordnung verstiess!
Ernst Fröhlich, alteingesessener Zolliker, hat mit dem Klischee des menschenfeindlich mürrischen Schülerschrecks wenig gemein. Eigentlich nur etwas: Ab und zu nahm er einen Besen zur Hand, wischte die Böden und reinigte die Toiletten. Doch die Arbeit des Hauswarts ist nicht mehr jene von gestern.
Ernst Fröhlich ist ein Spross von Sonja und Ernst Fröhlich-Baumann, die 1960 das Einzelunternehmen von Albert und Hedwig Baumann-Zolliker in die Druckerei Baumann AG umwandelten – der heutigen Fröhlich Info AG. Der gelernte Buchdrucker-Offsetdrucker absolvierte vierzigjährig noch die Ausbildung zum eidgenössischen Hauswart, heute Fachmann Betriebsunterhalt – und engagierte sich, wie schon sein Grossvater, im Schulhaus Oescher: Als technischer Leiter in den Hauptgebäuden A, B, C und X und drei Doppelkindergärten im Dorf organisiert er die Reinigung und trägt die Verantwortung für die Haustechnick wie Heizung, Strom, Klima- und Sanitäranlagen, schliesslich als TICTS Technischer ICT Supporter für die Computer an den Schulen. Vom Gebäudeunterhalt, der Technik übers Personal bis zur Pausenaufsicht: Ernst Fröhlich bewältigt die unterschiedlichsten Aufgaben. Darüber hinaus verwaltet er die Schliessanlage der gesamten Schule Zollikons. Also sämtliche Schlüssel. Keine 20. Keine 50. Gegen 2000 Schlüssel und über 120 elektronische Zylinder. Geht ein Schlüssel verloren, kümmert er sich um Ersatz, Verwaltung und Neuprogrammierung der elektronischen Zylinder. Immerhin muss er keine tausend Schlüssel mit sich herumtragen oder einem Schatzmeister gleich bewachen: Er gibt sie raus an die einzelnen Schulhäuser.
Als Ernst Fröhlich vor über 19 Jahren im Oescher seine Stelle antrat, waren Fax und Wählscheibentelefon die einzigen Hightech-Geräte. Keine Computer, keine Smartphones, nichts. Lange hiess es: Ein Hauswart braucht einen Besen, keinen Computer. Inzwischen läuft es meist umgekehrt. Sein Team kümmert sich um die Reinigung, er übernimmt die organisatorischen und vor allem die gebäude- und unterhaltstechnischen Arbeiten. Und führt das Team an. Nicht nur die Technik wandelte sich in den vergangenen Jahrzehnten. Auch die Schüler und Schülerinnen sind nicht mehr dieselben. So erinnert sich Ernst Fröhlich an Schlägereien auf dem Pausenplatz. «Da haben sich die Buben noch am Grind genommen.» Öfters musste er eingreifen und schlichten. Was damals physisch geklärt wurde, passiert heute psychologisch – und vermehrt auch in den sozialen Medien. Natürlich gibt es nach wie vor Kinder, die er in der Schule oder auf dem Pausenplatz zurechtweisen muss. Durch die Zunahme der Technik nahm der Kontakt zu den Kindern jedoch etwas ab. Eigentlich schade. «Ich bin froh, dass ich keine Kinder mehr erziehen muss.» Seine eigenen drei sind erwachsen, die Tochter selbst schon Mutter. «Grosspapi werden hat nicht einmal wehgetan.»
Ernst Fröhlich hat gern Kinder um sich. «Mit Kindern zu arbeiten ist etwas Spezielles. Etwas Schönes.» Manchmal seien sie anstrengend, oft genug aber auch lustig. Als Hauswart an einer Schule bleibe die menschliche Komponente trotz aller Technik wichtig. «Ab und zu muss man ein wenig Hauspsychologe sein», meint er schmunzelnd.
Die Schüler respektieren ihn. «Du kannst nicht immer nur sauer und streng sein.» Es sei jedes Mal ein Abwägen. Meist gibt er sich locker. Doch auch er hat seine Grenzen – und kommuniziert diese auch. Erst recht, wenn ein Kind ihn herauszufordern versucht. Manchmal lässt er Dinge aber auch einfach an sich vorbeiziehen. «Ich merke schon, wenn sie hintenherum Grimassen schneiden.» Er nimmt es nicht persönlich.
Ernst Fröhlich blickt zufrieden auf seine Zeit als Hauswart zurück. Er kann nicht sagen, was er am meisten geschätzt hat oder was weniger. «Es ist das Gesamtpaket», meint er. An manchen Tagen sitze er lieber am Computer, an anderen freut er sich darüber, eine Lampe anschrauben zu müssen oder das Telefon abzunehmen. Jeder Tag ist anders.
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