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Rast am Rost

Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 16. Juni 2022

Beim Männergrillkurs wurde ein bisschen gewedelt, viel geschnibbelt und noch mehr geredet. Auch im nächsten Jahr bleiben die Herren unter sich.

Männer und Feuer: immer eine gute Kombination. Das Fleisch ist dann meistens nicht weit. (Bild: bms)

Bei schönem Wetter und 28 Grad im Schatten kann jeder grillieren. Dann macht Mutti einen Salat und bringt die Kinder mit erpresserischen Mitteln – «dann gibt es zum Dessert auch ein Glacé» – dazu, den Tisch zu decken. Papa schmeisst die Cervelats auf den Rost, klickt drei Mal bedeutungsschwanger mit der Grillzange und schon ist die Wurst knusprig. «Tsch Tsch» eben.

Aber bei Nieselregen, böigem Wind und mit feuchter Kohle Feines vom Grill zu zaubern, das ist etwas für Fortgeschrittene. Immerhin – als sich die fast 50 Männer vergangene Woche zu ihrem traditionellen Grillabend trafen, war der schlimmste Regen schon durch. Durch und durch feucht waren allerdings die Kohlen. Ihnen wurde mit reichlich Beschleuniger und mit kräfteraubenden Wedelversuchen Feuer unter dem Hintern gemacht.

Vielleicht hat der eine oder andere Mann dabei seinen heimischen Gasgrill vermisst. Gesagt hat das natürlich keiner.

Unter der Anleitung von Metzger Carlo Iten wurde geschnibbelt, gespiesst, gewickelt und gewürzt. Die dazugehörigen Ehefrauen hätten gestaunt ob der Finesse beim Zwiebel schneiden und Knoblauch hacken. Wenn Männer am Grill stehen, kommt ein dickes Stück Fleisch auf den Rost. Ja, das stimmt. Aber: Der Weg dahin war weit. Zunächst galt es, Bruschette selber zuzubereiten. An dem ersten von vier Grillstationen war der Hunger wohl besonders gross oder das Vorwissen eher klein. Auf die Tomaten wurde hier vollends verzichtet. Dagegen wurde an anderen Tischen die Bedeutung von kaltgepresstem Olivenöl diskutiert.

Der richtige Rauchgeschmack

Dann stand schon die Vorspeise auf dem Programm: Crevetten (oder Tofu) kamen mit Gemüse auf die langen Holzstäbe. Es zeigte sich dabei, dass es nicht sinnvoll ist, die Glut anzublasen, wenn das Grillgut schon auf dem Rost ist. Aber vielleicht kommt auch nur so der richtige Rauchgeschmack ans Essen. Zu später Stunde erst traute sich der Star des Abends ins Rampenlicht: ein Rindshuftsteak begleitet von Spareribs zur Linken und Folienkartoffeln zur Rechten. Doch so saftig – und spärlich – es auch daher kam, im Laufe des Abends wurde klar: Essen ist Silber, Reden ist Gold. Zwei Jahre lang konnte der Grillkurs des Gemeindevereins nicht angeboten werden; er hat den Zumiker Männern offenbar gefehlt. Bei ein oder zwei Gläsern Amarone, feinem Weissen oder kühlem Bier lösten sich die Zungen schnell. Es wurde gefachsimpelt, diskutiert, gewitzelt und in Erinnerungen geschwelgt. Besonders eine Frage kam immer wieder aufs Tapet. In seiner Begrüssung hatte Olivier Neidhard gefragt, ob Mann den Anlass nicht zukünftig auch für Frauen öffnen sollte. Nach dem süssen Abschluss – einer gegrillten Banane mit Toblerone-Füllung – fiel die Antwort eindeutig aus: Nein.

Warum auch? Es gibt Kinderturnen, Seniorentanz, Ü-40-Discos und Vater-­Kind-Wochenenden. Da darf es auch einen Grillabend nur für Männer geben.

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