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Südanflüge trotz Windstille?

Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 18. August 2022

Am Boden ist alles ruhig, doch darüber bläst die Bise weiter: abendlicher Lärm über Zumikon.

Die Anflüge aus Süden gehören bei Wind aus nordöstlicher Richtung zum ärgerlichen Alltag in Zumikon. (Bild: zvg)
Die Anflüge aus Süden gehören bei Wind aus nordöstlicher Richtung zum ärgerlichen Alltag in Zumikon. (Bild: zvg)

Dieser Sommer ist wundervoll. Nicht nur in den Ferienregionen, auch zu Hause in Zumikon kann man bis spät in den Abend auf der Terrasse oder dem Balkon sitzen und die lauen Temperaturen geniessen. Leute, welche die Sommerferien in Zumikon verbrachten, mussten jedoch einiges erdulden. Die Schönwetteridylle wurde ab 21 Uhr fast allabendlich durch Südanflüge gestört. Eigentlich sollten diese nur bei Bise kommen, meist war es aber praktisch windstill. ­Einige habe sich wohl deshalb gefragt, ob da alles mit rechten Dingen zu- und hergeht.

Zumindest aus meteorologischer Sicht kann man dies bejahen. Die Bise setzt jeweils am Vormittag ein, erreicht am Mittag und Nachmittag ihren Höhepunkt und schläft dann gegen Abend wieder ein. Das ­belegen Erhebungen von Meteo Schweiz. Anders sieht es in höheren Lagen aus, was Daten vom ­Üetlibergturm belegen. Tagsüber weht die Bise dort mehr oder weniger konstant, legt dann jedoch ab etwa 20 Uhr für ein paar Stunden deutlich an Geschwindigkeit zu. Der Grund liegt darin, dass sich am Abend und in der Nacht über dem Mittelland ein Kaltluftsee mit schwerer und trägerer Luft bildet. Die Bise bläst dann oberhalb dieses Kaltluftsees in einer Höhenlage zwischen etwa 1000 und 1500 Meter über Meer. Da sie dann nicht mehr dem Boden entlang weht, nimmt deren Stärke wegen der ­fehlenden Reibung sogar noch zu. Somit kann es durchaus sein, dass es am Boden windstill ist und weiter oben trotzdem die Bise bläst. «Wir hatten dementsprechend einige Nachfragen aus der Bevölkerung im Gemeindehaus», erklärt Gemeindepräsident Stefan Bührer.

«Der Biswind, also der Wind aus nordöstlicher Richtung, ergibt für Ostanflüge Rückenwind. Weil grundsätzlich gegen den Wind gelandet und gestartet wird, erfolgen die Landungen dann am Abend von Süden anstatt wie üblich von Osten», erklärt Elena Stern, Mediensprecherin des Flughafens Zürich.

Ärgerlicher Verspätungsabbau

Aus meteorologischer Sicht geht also alles mit rechten Dingen zu und her. Diese Erkenntnis bringt zwar den lärmgeplagten Zumikern nichts, aber vielleicht können die Entscheide des Flughafens eher nachvoll­zogen werden. Besonders ärgerlich sind die Flüge nach 23 Uhr, welche unter dem Titel «Verspätungsabbau» bewilligt werden. Es handelt sich immer wieder um die gleichen ­Anflüge aus Europa. Diese Flieger häufen bei ihren Rotationen über den Tag Verspätungen an. Die Betriebsplanung der Airlines rechnen zu wenig Margen ein.

Offensichtlich haben die Lärm­gebühren bei einer verspäteten Landung keinerlei Lenkungswirkung. Es bleibt die Hoffnung, dass der Flughafen oder die Politik dies künftig in den Griff kriegen werden – oder die Wetterlage sich ändert.

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