Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 2. September 2022
Wo früher Abwasser geklärt wurde, flitzen heute Eidechsen.
Zugegeben, so richtig nach praller Natur sieht das Gelände der ehemaligen Abwasserreinigungsanlage (ARA) in Zumikon nicht aus. Doch das liegt im Auge des Betrachters. Der Mensch sieht zwei kleine Weiher, viele Steine und zwei hohe Masten. Doch die Tiere fühlen sich hier wohl – und auf die kommt es an.
Auf den beiden hohen Holzmasten sitzen kleine Häuser mit schmalen Metallkästen. Den Bewohnern – den Fledermäusen – sind die hübschen Häuser aber absolut egal. Sie sollen es sich in den Metallkästen gemütlich machen. «Diese Gestaltung ist nur für die Optik», räumte Julia Hahn bei einem Rundgang über das renaturierte Gebiet ein. Die Landschaftsgestalterin führte gemeinsam mit Thomas Krauer, Leiter Abteilung Tiefbau, interessierte Zumiker über das Gelände. Thomas Krauer erinnerte an den langen und im wahrsten Sinne steinigen Weg, den das Projekt hinter sich hat. Unter den Besuchern war auch sein Vorgänger, Gemeindepräsident Stefan Bührer. «Das war wirklich eine Herkulesaufgabe.» Er erinnerte sich an die vielen Tücken des Projekts, das bereits vor mehr als zwanzig Jahren in die verschlungenen Wege geleitet wurde. Immer wieder kam es zu Verzögerungen. Zum Beispiel als beim Rückbau die Fledermäuse entdeckt wurden – eine schützenswerte Spezies. Für sie wurden eigens Netze um die Gebäude gespannt, damit sie sich nach der Rückkehr nicht wieder im Gebäude einnisten konnten. Fotos, die regelmässig mit den Drohnen der heimischen Jäger aufgenommen wurden, zeigen eindrücklich das Ausmass des Rückbaus der Gebäude und Becken. Mittlerweile wird in Zumikon das Abwasser nur noch mechanisch gereinigt. Entfernt werden Feststoffe sowie Sand und Öl. Der Rest geschieht in der Reinigungsanlage in Küsnacht.
Mit der Renaturierung wurde Platz geschaffen für ein Feucht- und Trockengebiet. Neben den beiden Weihern, die nach dem trockenen Sommer nur wenig Wasser haben, wurde auch der Bach wieder freigelegt und wird nun zum Biotop. Dass auch die Steine ihre Freunde finden, zeigte eine Eidechse, die vorbeihuschte. «Wir versuchen hier eine vorsichtige Vernetzung verschiedener Areale», erklärte Julia Hahn das Konzept. Noch steht die Besiedlung ganz am Anfang. Die Hoffnung ist, dass sich im Laufe der Jahreszeiten viele Pflanzen und Tiere am Rand des Tobels wohl fühlen und zur Siedlungsökologie beitragen.
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